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Sielwallkreuzung Durchfahrtverbot massenhaft ignoriert

Um Autoposer fernzuhalten, ist die Sielwallkreuzung zeitweise für Kraftverkehr gesperrt. Die lange erwartete Neuregelung muss sich wohl noch herumsprechen. In der Nacht zu Sonnabend, scherte sich niemand darum.
26.06.2021, 10:51 Uhr
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Durchfahrtverbot massenhaft ignoriert
Von Justus Randt

Manche Säuglinge werden zum Einschlafen mit dem Auto um den Block gefahren – manche Erwachsene fahren nachts mit ihren oder mit gemieteten Angeberautos durchs Viertel, um PS-Party zu machen. Der einen Vergnügen ist der anderen Verdruss: Um Autoposer aus den Quartieren rund die Sielwallkreuzung fernzuhalten, ist sie seit Freitag nachts vor und an Wochenenden und Feiertagen gesperrt. Ein Versuch, dessen Start ignoriert wurde. Die Polizei wertet die Ereignisse noch aus und will kurzfristig Konsequenzen ziehen.

Die motorisierte Kolonne mehr oder weniger zum Protzen geeigneter Autos ließ sich nicht aufhalten von ein paar Schildern, die das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) jeweils rund 80 Meter vor der Kreuzung aufgestellt hatte. An den Straßen Ostertorsteinweg, Vor dem Steintor, Am Dobben und Sielwall sind die unübersehbaren Tafeln positioniert: Durchfahrtsverbot von 21 bis 5 Uhr. "Zwei weiträumige Hinweise", wie ASV-Abteilungsleiter Robert Bartsch es nennt, gibt es am Osterdeich und am Altenwall. Wer darauf nicht rechtzeitig reagiert, müsste kurz vor der Kreuzung wenden.

Den Verkehrsfluss hat das nicht weiter beeinträchtigt. Männer fahren ihre Muskeln und die gestylten Bärte spazieren, blonde Pärchen paradieren im Auto die Meile auf und ab, mal lauter, mal weniger laut – vor allem aber offenbar, um gesehen zu werden. Publikum ist reichlich vorhanden. An dem lauen Sommerabend sind die Straßenlokale voll und die Kreuzung belebt – und viel befahren wie ehedem. Mit im Strom: ganz normaler Alltagsverkehr. Und die Polizei, die es ebenfalls beim Hin- und Herfahren zu belassen scheint.

Verkehrstechnisch jedenfalls ist alles beim Alten: Am Sielwall stehen dicke Limousinen und Coupés im absoluten Halteverbot vor einem Imbiss, Am Dobben ist der Radweg zugeparkt, und im östlichen Steintor, wo es keinen Radweg mehr gibt, sind E-Scooter-Fahrer auf den Gehsteigen unterwegs.

„Fast alle Gastronomen haben sich über die großen Karren beschwert“, sagt Oliver Trey, Vorsitzender des Vereins Bremer Gastro-Gemeinschaft. Die Wirte aus dem Bereich des Sielwall-Ecks hätten sich über die Standorte der Schilder gewundert und vorausgesagt: „Dann wenden die Leute alle bei uns vor der Tür.“

Ortsamtsleiterin Hellena Harttung ist kurz vor dem Start der Neuregelung „gespannt, wie es funktioniert". Natürlich werde es Verlagerungseffekte geben. Jedenfalls sei die Verkehrssituation jetzt sehr gefährlich. „Es ist nachts voller als am Tag.“ Sie findet die Sperrung gut, die sich nun erst umsetzen ließ: „Die Beschlüsse sind von September 2020.“

Jonas Friedrich (Grüne), Sprecher des Beirats Östliche Vorstadt, hatte sich schon damals „Deutlicheres gewünscht als die Schilder“. Dabei denkt er an physische Barrieren wie in Straßenbahnbaustellen. Friedrich wohnt in der Nähe der Kreuzung und hat das Geschehen vor Augen und Ohren. „Die Poserei geht eigentlich schon nachmittags los.“ Er hatte nach der ersten Nacht den Eindruck, die Schilder seien übersehen worden. "Falls nötig, muss nachgebessert werden."

"Poser gibt es auch tagsüber", sagt Vanessa Gatschke, die mit ihrer Familie am Sielwall wohnt. "Wir befürchten, dass die Autos dann 400 Meter runter fahren, beim ,Eisen' an der Bernhardstraße wenden und zurückrasen." Erst mal herrscht weiter Durchgangsverkehr.

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