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Wartezeiten Ärzte in Bremen So lange wartet man in Bremen auf einen Arzttermin

Es ist immer wieder ein heißes Thema: Die Wartezeiten auf einen Arzttermin. Aber wie lange wartet ein Patient in Bremen, bis er einen Arzt sehen kann? Und wie empfinden Bremer die medizinische Versorgungslage? Wir haben uns die Daten angeschaut.
27.08.2018, 16:01 Uhr
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So lange wartet man in Bremen auf einen Arzttermin
Von Serena Bilanceri

Das neue Ausbildungsjahr fängt gerade erst an, das akademische wird in wenigen Wochen starten. Etwa 3000 neue Ausbildungsverträge in Bremen und Bremerhaven meldet dieses Jahr die Bremer Handelskammer, Daten von der Handwerkskammer werden erst am Jahresende bekannt gegeben. Viele dürften für ihre Ausbildung aus anderen Städten zugezogen sein. Wie wirkt sich diese Fluktuation auf die medizinische Versorgungslage in Bremen aus?

„Die Lage ist in Bremen – wie überall – durchaus ein bisschen angespannt“, sagt Christoph Fox, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (KVHB). Vor allem bei Hausärzten sei die Nachfrage groß, da viele altersbedingt aus dem Beruf ausscheiden würden. Es könnte sein, dass in bestimmten Vierteln keine neuen Patienten aufgenommen werden. „Dann ist Mobilität gefragt“, sagt er. Allerdings: Wer einen Notfall oder Schmerzen hat, muss vom Arzt aufgenommen und behandelt werden. Bei Routinemaßnahmen wie Impfungen oder Vorsorge dürfte etwas mehr Geduld erforderlich sein.

Laut einer Versichertenbefragung der KVHB aus dem Jahr 2017 hat 45 Prozent der befragten Patienten in Bremen über drei Tage auf einen Arzttermin zuletzt gewartet. Damit gehört Bremen zusammen mit den anderen Stadtstaaten Berlin und Hamburg zu den Schlusslichtern, wenn es um Termine mit längeren Wartezeiten geht. Allerdings erreicht das kleinste Bundesland fast bundesweite Durchschnittswerte, wenn es um die Vergabe von Terminen ohne Wartezeit geht: 25 Prozent der Befragten, die im vergangenen Jahr beim Arzt waren, haben bei ihrem letzten Arztbesuch „sofort“ einen Termin bekommen. Bundesweit waren es im Durchschnitt 27 Prozent. Insgesamt sind die meisten Bremer laut der Befragung jedoch nicht unzufrieden mit den Terminwartezeiten: Von denen, die mehr als einen Tag warten mussten, gab lediglich 24 Prozent an, dass es ihnen zu lange gedauert hätte. Immerhin haben das kleinste Bundesland und Schleswig-Holstein (24 Prozent) bundesweit nach Thüringen (25 Prozent) den höchsten Anteil an unzufriedenen Patienten.

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Lange Wartezeiten bei Psychotherapeuten

Auch bei den Psychotherapeuten sind die Wartezeiten lang. Anfang des Jahres hatte die Bundestherapeutenkammer (BTPK) die Ergebnisse einer entsprechenden Studie bekannt gegeben (wir berichteten). Demnach warten gesetzlich Versicherte in Bremen im Schnitt etwa 22 Wochen auf eine Psychotherapie. Verkürzt hat sich im letzten Jahr die Wartezeit auf den ersten Termin, und zwar von neun auf sechs Wochen. Doch zwischen dem Erstgespräch und dem Beginn der Therapie können Wochen vergehen, wenn beim Patienten kein akuter Handlungsbedarf besteht.

Um die Wartezeiten zu verkürzen und die Terminsuche zu erleichtern, stehen Versicherten jedoch einige Angebote zur Verfügung. Eins davon ist die Terminservicestelle der HVHB. „Seit Anfang 2016 hat die Stelle ihren Betrieb aufgenommen“, sagt Fox. Doch viele Patienten wissen offenbar noch nicht darüber Bescheid: 42 Prozent in Bremen hatten laut Umfrage noch nie davon gehört, lediglich 6 Prozent hatte den Dienst mindestens einmal in Anspruch genommen.

Bei der Terminservicestelle können Patienten mit einer als "dringlich" gekennzeichneten Überweisung um einen Termin beim Facharzt bitten – auch beim Psychotherapeuten. „Idealerweise binnen vier Wochen“, fügt der Sprecher hinzu. Für Termine zu Augen- und Frauenärzten oder Psychotherapeuten wird keine Überweisung benötigt. In Zukunft sollen die Servicestellen laut Plänen des Gesundheitsministeriums auch Termine zu Kinder- und Hausärzten vergeben. Der Dienst ist kostenlos, kann allerdings nicht für Vorsorge- und Routineuntersuchungen, Bagatellerkrankungen oder zahnärztliche Behandlungen in Anspruch genommen werden, teilt die KVHB mit. „Außerdem wird es nicht zu einem Wunscharzt vermittelt“, fügt Fox hinzu.

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Im Bremer Bundesland gab es 2016 laut dem Statistischen Bundesamt 4044 berufstätige Ärzte und Ärztinnen. Davon waren die meisten ambulant tätigen auf innere Medizin (314) spezialisiert, während die wenigsten (10) sich mit Strahlentherapie beschäftigten. Die Zahl der Frauenärzte lag mit 134 dazwischen, während Nasen-Ohren- und Hautärzte mit 56 beziehungsweise 46 Ärzten deutlicher weniger repräsentiert waren. Berufstätige Psychotherapeuten und –therapeutinnen gab es 2016 in Bremen 564.

Ist die Zahl der Ärzte in Bremen zu gering? Laut der KVHB-Befragung empfinden es die Bremer anders. Lediglich 14 Prozent der Befragten gaben an, dass es an ihrem Wohnort zu wenige Hausärzte gäbe, 9 Prozent davon betrachtete die Lage gar als problematisch. Etwas unzufriedener sind die Patienten mit der Fachärzteversorgung: 28 Prozent behaupteten, dass diese in zu geringer Anzahl vorhanden wären.

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Wer für das Studium oder die Ausbildung in eine neue Stadt umzieht, findet sich mit einer Reihe von Aufgaben konfrontiert. Eine davon: die Suche nach einem neuen, passenden Arzt. Krankenkassen bieten auf ihren Webseiten Listen von Haus- und Fachärzten mit Patientenbewertungen. Auf Internetportalen lassen sich Patientenmeinungen finden. Allerdings sind solche Bewertungen naturgemäß sehr subjektiv - das bestätigt auch Jann Ohlendorf, Sprecher der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). „Die Qualität der ärztlichen Versorgung lässt sich bei niedergelassenen Ärzten vorab schlecht einschätzen, weil es keine standardisierten Qualitätsinformationen gibt, wie zum Beispiel in den Qualitätsberichten der Krankenhäuser.“

Ohlendorf empfiehlt Neulingen die Webseite www.weisse-liste.de der Bertelmann Stiftung, die unter der Schirmherrschaft des Bundesbeauftragten für die Belange der Patientinnen und Patienten steht. Wie ein Patient den richtigen Arzt findet, hänge zudem immer ein wenig von den eigenen Vorstellungen ab, fügt der Sprecher hinzu. Orientierung biete dabei auch die Webseite der Bundesärztekammer und Kassenärztlichen Bundesvereinigung: www.patienten-information.de/checklisten/arztcheckliste.

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