Wie schön es ist, ein Dach über dem Kopf zu haben, das weiß man oft erst wieder so richtig, wenn man zuvor in einer Großstadt auf Wohnungssuche war. Für diejenigen, die für ein Studium neu nach Bremen kommen, ist die Suche besonders schwierig.
"Für mich ist es sehr schwer, weil ich aus Aachen bin", sagt die 19-jährige Nina Blümer. Sie beginnt im Oktober ein Studium der Gesundheitswissenschaften an der Universität Bremen. Sie checkte Dutzende Wohnungs-Angebote, auch eine WG kommt für sie infrage. Ihr Budget sind maximal 500 bis 550 Euro Warmmiete. "Ich bin bisher zweimal für eine Wohnungsbesichtigung nach Bremen gefahren, zweimal vergeblich", schildert sie. Für ihren ersten Besichtigungstermin fuhr sie mit dem Zug, über vier Stunden Bahnfahrt hin, über vier Stunden zurück. "Allerdings hatte die Vermieterin vergessen, mir die Unterlagen zu schicken, die alle Interessenten vorab ausfüllen sollen – obwohl ich sie vorher noch einmal daran erinnert hatte", schildert Nina Blümer. Sie schaute sich die Wohnung mit mehreren anderen Bewerbern an. "Aber ohne die Unterlagen hatte ich da gar keine Chance."
Couchsurfing als Notlösung
Zur nächsten Besichtigung fuhr die 19-Jährige mit ihrem Vater im Auto. "Als wir kurz vor Bremen waren, sagte die Vermieterin die Besichtigung ab." Sich mal eine ganze Reihe von Tagen für die Wohnungssuche in Bremen einzuquartieren, sei für sie derzeit nicht möglich, sagt Nina Blümer: "Ich arbeite hier in Aachen und bin auf das Geld angewiesen – ich habe zwei Minijobs, als Kellnerin in einer Jazz-Bar und bei einem Event-Caterer."
Das Thema Wohnungssuche bereitet ihr allmählich Kopfzerbrechen: „Es stresst mich unnormal – meine Freunde gehen fast alle nach Köln und haben da schon alle was gefunden, die Ungewissheit ist schon sehr belastend.“ Inzwischen macht die junge Frau sich Gedanken darüber, was passiert, wenn sie nicht rechtzeitig zum Semesterstart eine Bleibe findet: "Ich könnte eventuell bei Bekannten von Freunden meiner Eltern erst mal im Gästezimmer unterkommen, das ist die Notlösung", sagt die 19-Jährige. "Ansonsten halt Couchsurfing – da müsste ich nachfragen im Bekanntenkreis, ob ich bei jemandem auf dem Sofa schlafen kann."
Auch Gezim Krasniqi ist noch in Bremen auf der Suche: "Ich komme aus Hannover und stehe aktuell noch ohne Wohnung da", beschreibt der 26-Jährige seine Situation. "Studentenwohnheime sind komplett ausgelastet, teilweise mit einer Wartezeit von bis zu einem Jahr", sagt er. "Für mich ist das problematisch, weil ich erst im August meine Zulassung zur Uni Bremen erhalten habe und mein Studium bereits in weniger als einem Monat beginnt." Gezim Krasniqi will Geografie studieren. Die Wohnungssuche findet er schwierig: „Unterstützung bekommt man dabei kaum – im Grunde ist man auf sich allein gestellt."
Sein großer Bruder habe vor zehn Jahren studiert, erzählt er: "Er hat damals einen Wohnheimplatz für 250 Euro gefunden, das kann man sich jetzt kaum noch vorstellen – es ist heutzutage nicht einfach", sagt der 26-Jährige. "Der Semesterbeitrag ist gestiegen, die Wohnungen sind auch nicht günstig." Viele Wohnungen würden für 700 oder 800 Euro angeboten: "Das ist gar nicht machbar - es gibt zu viele Studenten, zu wenig Plätze, alles ist zu teuer." Notfalls will er in der ersten Zeit von Hannover aus pendeln. "Aber was sollen diejenigen machen, die weiter weg wohnen?", fragt er.
Sanskar Badge ist so jemand: Er wohnt sehr weit weg. Der 25-Jährige lebt in Indien und sucht von dort aus eine Bleibe in Bremen. In Deutschland war er noch nie. Er beginnt nun im Oktober einen Master in Business Administration (BWL für Führungskräfte) an der Hochschule Bremen. Wie sucht man eine Wohnung in einem Land, das man noch nie betreten hat und dessen Sprache man nicht spricht? Sanskar Badge kennt jedenfalls die einschlägigen Portale: "Ich bin kontinuierlich auf zwei bis drei Apps unterwegs, zum Beispiel bei ,WG Gesucht' und bei Ebay-Kleinanzeigen – und beim Studierendenwerk stehe ich auf der Warteliste", schildert er auf Englisch.
Betrügerische Wohnangebote
"Mir wurden schon viele Wohnungen in Bremen angeboten, die meisten davon waren Betrugsversuche", sagt der junge Mann. Beworben hat er sich an verschiedenen deutschen Hochschulen, schließlich bekam er eine Zusage aus Bremen. Unterrichtssprache für seinen internationalen Master-Studiengang Bremen ist Englisch. Um im Alltag klarzukommen, paukt Sanskar Badge gerade täglich: "Ich lerne seit zwei Monaten Deutsch, ich habe eine Tutorin engagiert, die mir jeden Tag zwei Stunden Unterricht gibt." Und tatsächlich hat er jetzt ein Apartment in Bremen gefunden, von Indien aus - über einen Facebook-Kontakt.
Letztendlich hatte auch Nina Blümer Glück: Nachdem sie eigene Wohnungsgesuche schaltete, habe sie deutlich mehr Nachrichten erhalten, sagt die 19-Jährige. Jetzt hat sie eine Zusage für ein Zimmer in einer Sechser-WG in der Neustadt: "Ich freue mich sehr darüber."

Sanskar Badge beginnt im Oktober seinen Master an der Hochschule Bremen und hat von Indien aus eine Wohnung in der Hansestadt gesucht.