Die Sögestraße hat im vergangenen Jahr erneut an Kunden einbüßen müssen. Das ist das Ergebnis aus der aktuellen Zählung der Passantenfrequenz, die die BNP-Paribas-Gruppe jährlich ermittelt. Demnach landete Bremens beliebteste Einkaufsstraße auf Platz 59 im Vergleich von 27 Städten. Vor einem Jahr lag die Sögestraße auf dem 48. Platz. Absolut bedeutet das: Aktuell zählten die Immobilienberater pro Stunde 3841 Passanten. Vor einem Jahr waren es 4400 Passanten pro Stunde.
Noch schlechter sieht es bei der Obernstraße aus. Die belegt in diesem Jahr den 75. Platz mit 2757 Passanten pro Stunde. Der Verfasser der Studien bei der BNP-Paribas-Gruppe, Wolfgang Schneider, ist selbst gebürtiger Bremer, der in Hamburg arbeitet, und stellt fest: „Bremen ist im Umbruch. In Verbindung mit einer hohen Arbeitslosigkeit und einer unterdurchschnittlichen Kaufkraft stehen der Einzelhandel und das berühmte Bremer Konsum-L vor Herausforderungen.“ Obernstraße und Sögestraße fügen sich aus der Luft betrachtet zum Buchstaben L zusammen.
Mit den neuen Ergebnissen setzen sich die sinkenden Kundenzahlen fort. In der jährlichen Erhebung der BNP Paribas gehörte die Sögestraße im Jahr 2013 noch zur Gruppe der 25 meist frequentierten Einkaufsstraßen Deutschlands. Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Nordwest, Jan König, sagt zur aktuellen Erhebung: „Das Ergebnis überrascht mich nicht. Die Obernstraße ist gerade im Umbruch, was man ja auch an den Fortschritten des neuen Jacobs-Hofs sehen kann. Doch dieser Umbruch führt zu weniger Passanten, und das färbt auch auf die Frequenz in der Sögestraße ab.“ Aber es sei eben viel in Bewegung in der Bremer Innenstadt. Als positiven Impuls sieht König die Geschäftseröffnung von Appelrath-Cüpper im Ansgari-Haus.
Es könne schon mit kleinen Dingen viel bewegt werden, wie König anführt: „Es wäre beispielsweise hilfreich, wenn für die Knochenhauerstraße der versenkbare Poller kommen würde, damit dort keine Autos langfahren können und die Straße für Fußgänger attraktiver wird.“ Das könnte die Innenstadtbesucher vielleicht eher zu einem Rundgang animieren. Im Idealfall würde das bisherige L zu einem lang gezogenen O verlängert, das dann wieder in der Obernstraße endet.
Wenn das Parkhaus Mitte abgerissen wird, dann fordert König an anderer Stelle als Ausgleich einen Ersatz an Parkplätzen: „Wenn man eine autofreie Innenstadt plant, muss man trotzdem so planen, dass es für Besucher aus dem Umland genug Anreize gibt, in die Bremer Innenstadt zu fahren.“ Wegen der geplanten Umbauten in der Bremer City geht König aber davon aus, dass die Zahlen der Passantenfrequenzen in nächster Zeit vorerst weiter sinken werden.
Ladenmieten leicht gesunken
Die Kundenzahlen spiegeln sich laut dem Vergleich auch in den Ladenmieten wider. Die liegen laut BNP Paribas in Bremen im Durchschnitt bei 110 Euro pro Quadratmeter. Damit landet die Hansestadt auf dem 20. von 27. Plätzen. Die Mieten haben leicht nachgegeben. Die höchste Miete zahlen Ladenbetreiber in München mit durchschnittlich 370 Euro pro Quadratmeter.
Münchens Kaufinger Straße ist außerdem mit einer Kundenfrequenz von 13.275 Passanten pro Stunde die beliebteste Einkaufsstraße Deutschlands, gefolgt von der Kölner Schildergasse und der Frankfurter Zeil. Zumindest stehen die Sögestraße und die Obernstraße besser da als in Berlin die Friedrichstraße und der Kurfürstendamm. Letzterer ist das Schlusslicht unter den 95 Straßen. Auf der Straße mit den Luxusboutiquen zählten die Immobilienberater 1275 Passanten pro Stunde. Oldenburg taucht in diesem Vergleich übrigens gar nicht auf. „Irgendwo muss man eine Abgrenzung machen“, sagte Wolfgang Schneider von der BNP-Paribas-Gruppe.
Weiterhin als positiv erwähnt er in dem Einkaufsstraßenvergleich den Neubau auf dem ehemaligen Gelände von Harms am Wall, der über eine Passage künftig an das Zentrum angebunden werden soll. „Es geht voran in Bremens guter Stube, was für die Zukunft hoffen lässt“, fügt Schneider hinzu. Er sei sich ziemlich sicher, dass Bremen in fünf Jahren wieder viel besser dastehen werde, als es momentan der Fall sei, so der Autor der Studien.