Die SPD-Bürgerschaftsfraktion will ein neues Institut schaffen, das die Qualität in Bremens Schulen überprüfen und dafür sorgen soll, dass Schülerinnen und Schüler bessere Leistungen erbringen. Bis Februar kommenden Jahres soll ein Konzept für ein solches Institut für Qualitätsentwicklung in Bremen (IQHB) vorgelegt werden, fordern die Sozialdemokraten in einem Antrag.
Hintergrund dafür ist Bremens schlechtes Abschneiden im IQB-Bildungstest, dessen Resultate Ende vergangenen Jahres veröffentlicht wurden. Ein Ergebnis des IQB-Reports: Nur jeder dritte Bremer Neuntklässler konnte Standardanforderungen im Lesen erfüllen.
Hamburgs Schüler dagegen, die zuvor im Test ebenfalls einen der hinteren Plätze belegt hatten, konnten sich in wichtigen Bereichen wie zum Beispiel beim Lesen deutlich verbessern. Daraufhin beschäftigte man sich in Bremen damit, was Hamburg anders gemacht hat.
Ein System, von dem Bremen lernen sollte
Ein Ergebnis: Hamburg gibt nicht nur deutlich mehr Geld für Bildung aus als Bremen, sondern hat auch ein anderes System von Schulmonitoring und Qualitätskontrollen aufgebaut. Ein System, von dem Bremen lernen sollte, sagt SPD-Bildungspolitiker Mustafa Güngör: „Wir brauchen für die Qualität in den Schulen ein permanentes Monitoring.“
Benötigt werde dazu ein „unabhängiges, externes Institut“ zur Qualitätsverbesserung, das über den Bildungshaushalt finanziert werden solle. Pate stehen soll dafür das Hamburger Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IFBQ), das bereits vor mehr als zehn Jahren eingerichtet wurde.
Dessen Direktor Norbert Maritzen beschrieb im Gespräch mit dem WESER-KURIER, dass in Hamburg zweimal pro Jahr Mitarbeiter der Schulaufsicht jede Schule im Stadtgebiet besuchen und dabei im Gespräch mit den Schulleitungen systematisch Bilanz ziehen, was gut läuft und wo es hakt.
Kontroverse Reaktionen in Aussicht
Zudem gibt es in Hamburg mehr Zwischentests: In der 2., 5., 7., 9. und 10. Klasse lässt der Stadtstaat den Lernstand der Schüler prüfen, in Bremen gibt es bislang nur in der 3. und 8. Klasse die sogenannten Vera-Tests. „Hamburg hat Erfolg damit gehabt, regelmäßiger den Stand der Schulen zu erfassen“, sagt Güngör.
Er und seine Fraktion setzen sich nun dafür ein, dass in Bremen Daten aus den Vera-Tests stärker ausgewertet werden. Die Sozialdemokraten wollen darüber hinaus zusätzliche Zwischentests einführen. Der SPD-Vorstoß dürfte durchaus für kontroverse Reaktionen sorgen: Einerseits ist es Konsens, dass Bremen Lehren aus dem schlechten Abschneiden bei Bildungstests ziehen muss und dass man in Hamburg offenbar zuletzt etwas richtig gemacht hat.
Andererseits wird darüber gestritten, was Bremen verändern sollte. Mehr Leistungstests für Schüler und mehr Kontrolle der Schulen: Bei einem Teil der Schulbeschäftigten und bei der Bildungsgewerkschaft GEW dürfte dies auf wenig Gegenliebe stoßen. In der Vergangenheit wurden Vorschläge, die in diese Richtung gingen, teils vehement abgelehnt.
Überholt und reif für die Veränderung
Die GEW kritisierte zuletzt, Bremens schlechtes Abschneiden in Bildungstests würde vor allem eine ganze Generation von Lehrern und Schülern „demütigen“. Dass der Vorstoß für ein Qualitätsinstitut auch auf Widerstand stoßen kann, dessen ist man sich auch bei der SPD bewusst: Güngör spricht nicht von mehr Überwachung von Schulen, sondern von mehr Begleitung.
„Wir wollen genauer hinsehen und konkret auf einzelne Schulen und Klassen gucken. Wenn wir merken, dass an einer Schule in einer bestimmten Klasse die Lesekompetenz sehr niedrig ist, muss da etwas passieren.“ Die klassische Rolle der Schulaufsicht sei überholt und müsse sich verändern, fordert er. Die Schulaufsicht solle sich künftig als Dienstleister der Schule begreifen und dafür sorgen, dass die Lernerfolge der Schüler sich verbessern.
Dafür könne es verschiedene Stellschrauben geben: Es könne sein, dass die Schule gezielt mehr Unterstützung benötige, dass die Zusammenarbeit an bestimmten Schnittstellen verbessert werden müsse oder dass die Unterrichtsqualität verbessert werden müsse. Wenn durch das Monitoring konkrete Probleme identifiziert würden, könne auch ein Ergebnis sein, dass für diesen konkreten Bereich die Mittel erhöht werden müssten, so Güngör.