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Bremer Hockey-Club Zweiter Versuch in der ersten Liga

Das Premierenjahr war ein Jahr zum Vergessen. Jetzt sind die Hockey-Damen des Bremer HC zurück in der Bundesliga und haben sich diesmal besser darauf vorbereitet. Die Gründe, die für den Klassenerhalt sprechen:
02.09.2022, 07:00 Uhr
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Zweiter Versuch in der ersten Liga
Von Frank Büter

Mit nur drei Punkten und ohne Sieg waren die Hockey-Damen des Bremer HC in der Spielzeit 2018/19 als Aufsteiger sang- und klanglos wieder aus der Bundesliga abgestiegen. Jetzt ist der BHC zurück in Liga eins – und hat aus den Versäumnissen der verkorksten Premierensaison gelernt. "Wir genießen es, wieder in der Beletage dabei zu sein", sagt Cheftrainer Martin Schultze. Und man sei gekommen, um zu bleiben, "wir wollen die Klasse halten". Dafür hat der BHC an einigen Stellschrauben gedreht, auch personell. "Wir sind besser aufgestellt als damals." Ob Etat, Kader, Umfeld oder Modus: Es gibt gute Gründe, warum der Bremer HC diesmal die Liga halten kann.

Der Kader: Gegenüber der Aufstiegssaison hat sich das Gesicht der Mannschaft ziemlich verändert. Einige wichtige Führungsspielerinnen sind nicht mehr dabei, (unter anderem Laura Frank, Torjägerin Sofia Viarengo, Laura Bosch), entsprechend haben sich die Hierarchien verschoben. 19 Spielerinnen umfasst das Aufgebot aktuell, darunter mit Lena und Marie Frerichs, Svea Hartmann, Maya Maitin, Johanna Mühl, Charlotte Müller und Lea Schultze sieben, die in der Jugend beim Bremer HC mit dem Hockey angefangen haben und nun mit dem BHC in der 1. Bundesliga spielen. "So ein hoher Anteil an echten Eigengewächsen ist in der ersten Liga selten", sagt Trainer Martin Schultze nicht ohne Stolz. Stützen im Team sind Lea Albrecht in der Innenverteidigung, U21-Nationalspielerin Lena Frerichs als Ideengeberin im zentralen Mittelfeld, die neue Kapitänin Svea Hartmann sowie die Stürmerinnen Mariquena Granatto und Agustina Hasselstrom.

Die Internationalen: Vier Argentinierinnen, zwei Spanierinnen – nachdem der BHC für die erste Bundesligasaison nur auf drei Akteurinnen aus dem Ausland gesetzt hatte, holte der Klub in diesem Sommer gleich ein halbes Dutzend Internationale an den Heinrich-Baden-Weg. Die spanische Nationaltorfrau Ana Calvo sowie Claudia Rodriguez (beide aus Madrid), Agostina Lovagnini (zuletzt in Rom aktiv), Paloma Cuadrelli, Mariquena Granatto (beide Argentinien) und Agustina Hasselstrom (zuletzt Australien) verteilen sich auf zwei Dreier-WGs und haben sich privat und sportlich bereits gut eingefügt. "Sie passen menschlich alle super rein und sind auch in spielerischer Hinsicht echte Verstärkungen", sagt Martin Schultze. Da habe sein Trainerkollege Stefan Freise beim Scouting einen guten Job gemacht.

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Das Team neben dem Team: Chefcoach Martin Schultze (50) wird in seiner Arbeit wie bisher von Diplomtrainer Stefan Freise unterstützt, der Anfang März 2021 vom Großflottbeker THGC zum BHC gekommen ist. Silvia Steikowsky fungiert weiterhin als Teammanagerin. Ihr zur Seite steht die langjährige Kapitänin Laura Frank, die in diesem Sommer ihre Karriere beendet hat und sich nun in neuer Rolle einbringt. Als Athletiktrainer kümmert sich Axel Kolb um die Fitness des Teams, bei körperlichen Beschwerden unter der Woche werden die Spielerinnen von den Physiotherapeuten Michael Rehfeld und Kai-Uwe Dierks betreut. "Leider haben wir keinen Physio, der uns am Wochenende begleitet", sagt Schultze. "Das ist noch ein Manko."

Das Umfeld: Die Hockeyanlage mit Shot-Clock, Anzeigetafel, Tribüne und Flutlicht war bereits in der Premierensaison erstligatauglich, bietet nach weiteren Investitionen von zuletzt 600.000 Euro inzwischen aber noch bessere Bedingungen. Dazu gehören auch eine Laufbahn mit speziellem Untergrund und ein zusätzlicher kleiner Trainingsplatz. Der Belag auf dem großen Feld wurde zudem erst vor Monatsfrist aufwändig erneuert. Jetzt wartet der Klub nur noch auf die neue Lautsprecheranlage (Kostenpunkt rund 20.000 Euro), mit der das Areal künftig beschallt werden soll.

Der Etat: Der Bremer HC hat seinen Etat gegenüber dem Vorjahr verdoppelt und plant für die Erstligasaison mit Ausgaben in Höhe von rund 200.000 Euro – ohne Trainergehälter. Damit befindet sich der Klub etwa im Mittelfeld der Liga, offizielle Zahlen für einen Ligavergleich gibt es indes nicht. Für die Neuverpflichtungen zahlt  der BHC die Flüge, Unterkunft, Essen und Krankenversicherung. Die meisten Kosten verursachen die Auswärtsspieltage mit Sprit für die beiden Kleinbusse und einen Pkw, Übernachtungen und diverse Mannschaftsessen. Apropos Reisekosten: Während Bundesligavereine in anderen Bundesländern pro Saison 15.000 (Hamburg) oder gar 20.000 Euro (Berlin) Zuschuss erhalten, fließt in Bremen kein Geld. "Das ist ein Wettbewerbsnachteil", sagt Schultze.

Der Modus: Die zwölf Erstligateams sind auf zwei Sechserstaffeln A und B verteilt worden, spielen aber zunächst in einer einfachen Runde allesamt gegeneinander. Die dabei erzielten Punkte werden in die Wertung der beiden Staffeln einbezogen. Nach der Winterpause absolvieren die Teams nur noch die fünf Rückspiele innerhalb ihrer Staffel. Das sich dann ergebende Tabellenbild in den beiden Gruppen ist maßgebend für die folgenden Play-off-Spiele. Die Mannschaften auf den Plätzen eins bis vier bestreiten im Überkreuzvergleich das Viertelfinale. Die Fünftplatzierten spielen im direkten Vergleich im Play-Down (Best of Three) um einen freien Platz in der Liga, die Sechstplatzierten ermitteln untereinander einen ersten Absteiger. Der Gewinner dieses Vergleichs und der Verlierer aus dem Vergleich der Staffel-Fünften spielen dann im Rahmen des Final Four im Juni 2023 in einem Do-or-Die-Spiel den zweiten Absteiger aus. Schultze kann dem neuen Modus viel Positives abgewinnen, auch in puncto Abstiegskampf: "Es wird nicht langweilig, weil so die Spannung bis zuletzt hochgehalten wird." Als Abstiegskonkurrenten in der Gruppe A erwartet er München und Köln, in der Gruppe B sieht Schultze Mitaufsteiger TSV Mannheim, Berliner HC und Uhlenhorst Mühlheim auf den hinteren Rängen.

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Die Vorbereitung: Die Sommerpause war kurz. Schon Anfang August ist das Team wieder ins Training eingestiegen. Neben einem fünftägigen Trainingslager in Luzern/Schweiz hat der BHC noch zwei Testspielreisen unternommen, war in Berlin und Mülheim im Einsatz. Von insgesamt zehn Vorbereitungsspielen gegen Mannschaften mit Erst- und Zweitliganiveau haben die Bremerinnen sieben gewonnen. Die einzige Niederlage gab es dabei ausgerechnet zum Abschluss beim 0:1 gegen den vermeintlichen Abstiegskonkurrenten in Mülheim. "Nachdem es bis dahin vor allem auch spielerisch relativ gut gelaufen ist, war das ein kleiner Dämpfer für uns", sagt Martin Schultze.

Das Auftaktspiel: Der BHC startet an diesem Sonnabend um 13.30 Uhr mit einem Auswärtsspiel bei Rot-Weiß Köln in die neue Serie. "Eine schwierige Aufgabe", sagt Schultze. "Aber streben einen guten Start an und wir fahren da hin, um die ersten drei Punkte zu holen. So viel Selbstbewusstsein haben wir uns erarbeitet." Die Bremerinnen reisen in Bestbesetzung an den Rhein, auch die zuletzt noch pausierenden Claudia Rodriguez (Fingerverletzung), Paloma Cuadrelli (Hüfte) und Svea Hartmann (privat verhindert) sind dabei. Im Tor soll Neuzugang Ana Calvo den Vorzug erhalten.

Das Aufgebot: Chantal Bausch, Ana Calvo (beide Tor) – Lea Albrecht, Lena Bobrink, Paloma Cuadrelli, Lena Frerichs, Marie Frerichs, Mariquene Granatto, Svea Hartmann, Agustina Hasselstrom, Natalie Hoppe, Agostina Lovagnini, Gesa Lubienski, Maya Maitin, Johanna Mühl, Charlotte Müller, Claudia Rodriguez, Annika Ruef, Lea Schultze – Ersatz: Greta Schulze.

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