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Bremer HC Es wird international

Sie haben schon in Argentinien, in Italien, in Spanien, Belgien oder der Schweiz gespielt. Ab der kommenden Saison läuft das Quartett für den Bremer HC auf. Der BHC-Trainer ist mehr als angetan.
14.06.2022, 17:17 Uhr
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Es wird international
Von Olaf Dorow

Es wäre übertrieben, das gleich einen Vielvölkerstaat zu nennen. Aber sehr international wird es demnächst im Kader des Bremer HC, Aufsteiger in die Hockey-Bundesliga. Gleich sechs Spielerinnen aus dem Ausland will der Klub holen, vier hat er bereits fest verpflichtet. Seit einem Vierteljahr suche man bereits, sagt Martin Schultze, Geschäftsführer und Cheftrainer. Insgesamt 30 Spielerinnen habe man ins Visier genommen, es suchten vornehmlich Schultze selbst beziehungsweise Co-Trainer Stefan Freise. Vorteil BHC: Weil es früh auf den Aufstieg in die erste Liga hinauslief, konnten früh auch Kandidatinnen kontaktiert werden, die auf Erstliga-Niveau spielen. Gefunden wurde bislang ein argentinisches Trio mit italienischem Pass – sowie eine Nationaltorhüterin Spaniens.

Wie wurden die Verstärkungen gefunden? Es sei praktisch ein Mix aus persönlichen Kontakten beziehungsweise Netzwerken sowie einer Online-Plattform namens Scorrd gewesen. Agenten wie im Fußball würden sich da im Hockey noch nicht so tummeln, sagt Schultze. Scorrd sei eine Art Suchen-und-Finden-Börse. So sei es im Fall der spanischen Torfrau Ana Calvo Corella aus Madrid gelaufen. Der BHC wollte für die erste Liga neben Chantal Bausch, deren Einsatz nicht immer gesichert ist, eine weitere Torhüterin nach Bremen holen. Er stellte eine Suchanfrage ein, Corella reagierte. Die Argentinierinnen wiederum richteten ihren Blick nach Bremen, weil andere Argentinierinnen ihnen Gutes über Bremen erzählt haben. Stürmerin Mariquena Granatto stand in Kontakt mit der Ex-Bremerin Luciana Galimberti. Agostina Lovagnini, die zuletzt in Italiens Serie A gespielt hatte, stand in Kontakt mit Sofia Viarengo, die in der abgelaufenen Saison viele Tore für den BHC beisteuerte, ehe sie den Klub verließ. "Wir wollen ja zufriedene Spielerinnen in die Welt schicken", sagt Martin Schultze. Deren Bremen-Werbung könnte der nützliche Nebeneffekt sein. Dritte neue Argentinierin ist die Verteidigerin Paloma Cuadrelli. Die letzte Klub-Adresse des BHC-Neuzugangs hat einen guten Klang: FC Barcelona.

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Welches Profil bringt das Quartett mit? Torfrau Corella aus Madrid sei ein Toptransfer, sagt Schultze. Er sagt sogar: "Das ist absolute Weltklasse." Die 26 Jahre alte Paloma Cuadrelli, von Beruf Physiotherapeutin, hat in Europa bereits in Italien, Belgien und Spanien gespielt, zumeist ist sie dort auf zentraler Abwehrposition oder im Mittelfeld eingesetzt worden. Agostina Lovagnini, ebenfalls 26, stand zuletzt beim italienischen Serie-A-Klub Libertas San Saba in Rom unter Vertrag, zuvor spielte sie für den Royal Leopold Club in Belgien. Das war bereits ihre zweite Europa-Erfahrung. Vor der Pandemie war die Offensivspielerin in Italien und in der Schweiz engagiert. Mariquena Granatto stammt laut Schultze aus einer Hockey-Familie. Sie selbst sei schon mal Torschützenkönigin der ersten argentinischen Liga gewesen, ihre Schwestern würden im A-Kader der Nationalmannschaft stehen.

Was kann der Bremer HC ihnen bieten? Die Saison in der ersten Liga werde wohl doppelt so teuer werden wie die vergangene Spielzeit in Liga zwei, sagt Schultze. Ohne die Trainergehälter wären das rund 200.000 Euro. Was an den deutlich höheren Reisekosten – und auch an den Neuverpflichtungen liegt. Für die ausländischen Spielerinnen kümmert sich der Verein um Flüge, Unterkunft, Essen sowie Krankenversicherung. Indem sie das Training von Kinder- oder Jugendmannschaften leiten, könnten sie sich etwas dazuverdienen. Sehr angetan seien die Neuen davon, dass es eine Padel-Anlage auf dem Klubgelände gibt. Padel steht in Südamerika und in Spanien hoch im Kurs.

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Was erhofft sich der Trainer sportlich? Vor allem die Positionen ganz vorne und ganz hinten seien sehr wichtig. Auf die Torhüterin wird in Liga eins deutlich mehr Arbeit zukommen als zuletzt in Liga zwei, in der der BHC keine einzige Niederlage kassiert hatte. Es werde in der Bundesliga schneller, härter, robuster zugehen. Die Bremerinnen werden nicht mehr in der Dominanz auftreten können wie zuletzt, sie werden sich zunächst mal wehren müssen. Sie müssen dagegenhalten. Die Idee hinter den Verpflichtungen aus dem Ausland: Den jungen BHC-Talenten sollen erfahrene, robuste, clevere Spielerinnen zur Seite gestellt werden, um in die höhere Liga hineinzuwachsen. Vor Corona, als der BHC auf- und gleich wieder abgestiegen war, waren aus den Torchancen zu selten Tore geworden. Schultze hofft, dass durch eine Spielerin wie Mariquena Granatto mehr Effizienz vorm Tor des Gegners herauskommt.

Wie kann die Integration im Team gelingen? Die Kernsprache bleibt Deutsch, es würde aber mehrsprachig gearbeitet werden, sagt Martin Schultze. Alle Neuen, die zunächst für die Feldsaison 2022/23 unterschrieben haben, würden gut Englisch sprechen und könnten untereinander in ihrer Muttersprache Spanisch reden. Das sei gut, um sich wohlzufühlen und als Gruppe zu finden. Man müsse nur darauf achten, dass das Team in autarke Einzel-Gruppen zerfällt. Bei der Verpflichtung von Spielerinnen achte man auch darauf, dass sie möglichst umgänglich seien. Ein Drittel des BHC-Kaders werde in der kommenden Saison aus neuen Spielerinnen sein, sagt Schultze. "Dass das alles zusammenpasst", sagt er, "das wird die größte Aufgabe werden."

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