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17. Bremer Marathon Werder-Erfolge auch auf dem Bremer Marktplatz

Während Sebastian Kohlwes und Carolin Kirtzel das 10-Kilometer-Rennen im Rahmen des 17. Bremen-Marathons gewinnen, triumphieren auf der Langstrecke zwei auswärtige Aktive, die damit gar nicht gerechnet haben.
02.10.2022, 16:10 Uhr
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Werder-Erfolge auch auf dem Bremer Marktplatz
Von Jörg Niemeyer

Ihre sportliche Heimat beim westfälischen TV Flerke liegt auf halbem Weg zwischen Hamm und Soest. Seit diesem Sonntag dürfte auch Bremen fest im Herzen von Brigitte Bülow verankert sein. "Ich bin baff, dass ich ganz vorne bin", sagte die Siegerin des 17. SWB-Marathons, nachdem sie unter dem Jubel der Zuschauer nach 3:26:12 Stunden die Ziellinie in Bremens guter Stube am Marktplatz überquert hatte. Sie war ein bisschen überrascht, fast schon ungläubig, dass sie an diesem Tag die schnellste Frau war. Aber strahlend und überglücklich war sie auch.

Als Brigitte Bülow nach etwa 39 der insgesamt 42,195 Kilometer die bis dahin Führende überholt hatte, war der Coup perfekt. Am Ende lag sie 58 Sekunden vor Stefanie Branz (3:27:10/TRC Essen 84) und fast drei Minuten vor der Dritten, der jetzt im schwedischen Malmö lebenden Bremerin Sylvia Kupfernagel (3:29:07). "Es war sehr anstrengend", sagte Bülow, "auf den letzten Kilometern tat mir alles weh." Zwischenzeitig hatte sie auch ihren Freund hinter sich lassen müssen, der wegen körperlicher Probleme nicht mehr mithalten konnte.

Bremer Marathon: Überraschungsgast gewinnt

Auch bei den Männern gab es einen Gewinner, den niemand – und erst recht nicht er selbst – auf dem Zettel hatte: Lennard Peters (SV Teuto Riesenbeck) triumphierte nach 2:30:13 Stunden unangefochten vor Michael Kendelbacher (2:38:33/TSV Barsinghausen), dem Bremer Rekordsieger Oliver Sebrantke (2:38:44/LC Hansa Stuhr) und Filimon Gezae (2:39:35/LG Bremen-Nord). Dass Lennard Peters quasi unter dem Radar durchlief, hatte einen simplen Grund: Der 28-Jährige absolvierte seinen ersten offiziellen Marathon überhaupt.

Bisher hatte Peters die Distanz nur im Rahmen von Triathlon-Wettkämpfen zurückgelegt. Schon nach der Hälfte der Strecke habe er gespürt, dass er schneller als die zunächst angepeilten 2:40 Stunden sein könnte. "Ich bin einfach mein Tempo gelaufen", sagte er. Auf die Uhr schaute er nur, um nicht zu schnell unterwegs zu sein. Im Prinzip laufe er immer so, wie er sich gerade fühle. Mit dieser Taktik komme er am besten klar – auch deshalb, weil sich erst am Wettkampftag selbst zeige, wie gut oder nicht gut die Form letztlich ist. Und am Sonntag signalisierte ihm sein Gefühl, dass er sich ab Kilometer 20 auch von seinem letzten Konkurrenten absetzen konnte. Trotz Gegenwinds baute Peters die Führung bis ins Ziel kontinuierlich aus.

Oliver Sebrantke war mit seinem dritten Platz genauso zufrieden wie der Sieger. Trotz Problemen mit seiner Wade hielt Sebrantke bis zum Schluss durch und lief erneut aufs Siegerpodest. "Der Sieger war heute ein Überraschungsgast", sagte er, "so wurde es für mich ein Platzierungsrennen." Ein Rennen mit gutem Ausgang, nachdem hinter Lennard Peters lange Zeit ein Trio gleichauf gelegen hatte, aus dem Filimon Gezae schließlich herausfiel.

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Traumhaftes Wetter in Bremen

Dass es rund um den Bremer Roland so viele glückliche Gesichter gab, lag auch am überraschend guten Wetter. "Das waren traumhafte Bedingungen", sagte der Präsident des Bremer Leichtathletik-Verbands (BLV), Philipp Mehrtens. Der BLV ist formal der Veranstalter des Marathons, dessen Organisation zu großen Teilen die Agentur Spospom – eine Tochtergesellschaft von Bremen 1860 – übernommen hat. Deren Projektleiter Jan Brüning koordinierte nach eigenen Angaben etwa 650 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die neben den Kräften der Johanniter und der Polizei ebenfalls im Einsatz waren. Philipp Mehrtens war morgens bei Regen, Blitz und Donner aufgewacht, doch entgegen der schlechten Wetterprognosen fielen während des Marathons nur ein paar Tropfen vom zeitweise sogar wolkenlosen Himmel.

Während die Marathon-Läuferinnen und -Läufer auf der Strecke waren und die Halbmarathonis ihren Start noch vor sich hatten, ließen sich die ersten Sieger auf dem Bremer Marktplatz schon feiern. Sebastian Kohlwes und Carolin Kirtzel gewannen den 10-Kilometer-Lauf jeweils mit klarem Abstand und setzten damit das erfolgreiche Wochenende des SV Werder nahtlos fort. Während die Fußball-Profis mit ihrem 5:1-Erfolg am Sonnabend über Mönchengladbach für gute Laune gesorgt hatten, triumphierten in der ersten Entscheidung im Rahmen des 17. SWB-Marathons zwei weitere Werderaner.

Sebastian Kohlwes war in 32:38 Minuten fast zwei Minuten schneller als der Zweitplatzierte Ben Soltmann (34:24/Braunschweiger Laufclub), Dritter wurde mit Ralf Kirchner (35:01) ein Vereinskamerad des Gewinners. Kohlwes war das Rennen schnell angegangen und baute die Führung kontinuierlich aus. "Man weiß ja nie, wer letztlich startet", sagte er und begründete so seine auf Sieg ausgerichtete Taktik.

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Einsames Rennen von Carolin Kirtzel

Carolin Kirtzel lief ebenfalls ein "einsames" Rennen und ließ mit ihrer Zeit von 34:44 Minuten sogar noch den drittschnellsten Mann hinter sich. Die 27-jährige Lehramtsreferendarin steht derzeit mitten im Prüfungsstress und verschaffte sich mit ihrer Laufteilnahme eine willkommene Abwechslung. "So kann ich eine halbe Stunde auch mal über etwas anderes nachdenken", sagte sie augenzwinkernd. Carolin Kirtzel hatte im Ziel mehr als zwei Minuten Vorsprung vor Kari Nölken (36:57/Braunschweiger Laufclub) und Ann-Kathrin Balduhn (37:39/Turnerbund Hamburg-Eilbeck).

Um 9.30 Uhr waren die ersten 900 Frauen und Männer bei strahlendem Sonnenschein zum SWB-Marathon auf die Strecke geschickt worden, 25 Minuten später folgten die etwa 1600 Läuferinnen und -Läufer des Hirsch-10-Kilometer-Rennens. Dessen Schnellste hatten ihre Siegerehrung bereits hinter sich, als um 11.30 Uhr im AOK-Halbmarathon (21,0975 km) die mit 2500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern größte Gruppe startete. Weitere zehn Minuten später beteiligten sich etwa 100 Kinder an ihrem Lauf über 800 Meter.

Rutschige Straßen beim Bremer Marathon

Obwohl der Regen weitgehend ausblieb, kämpften die Aktiven auf den Straßen mit Feuchtigkeit. "In manchen Kurven war es ziemlich rutschig", sagten Sebastian Kohlwes und Oliver Sebrantke. Und der Gegenwind vor allem in Höhe des Osterdeichs erschwerte die Bedingungen und neue Bestzeiten ebenfalls. Das spielte letztlich aber keine Rolle. "Es hat viel Spaß gemacht", sagte Sebastian Kohlwes. Und so empfand es auch Carolin Kirtzel, die vom Siegerpodest aus den applaudierenden Zuschauern auf dem Marktplatz herzlich dankte.

Im Halbmarathon der Männer gab es einen überragenden Sieger aus Bremen. Seit etwa drei Jahren startet der aus Unterfranken stammende Leonard Maisch im Trikot des ATS Buntentor, am Sonntag feierte er seinen "bis jetzt größten Erfolg". Der 28-Jährige, dessen Bestzeit zuvor bei 1:14:40 Stunden lag, ließ der Konkurrenz keine Chance und stürmte nach 1:12:11 Stunden ins Ziel. "Die Zuschauer haben mich getragen", sagte er nach der Ankunft. Die ersten etwa fünf Kilometer habe er sich in der Führungsgruppe aufgehalten, dann aber absetzen können. Fisha Werede (1:14:09/LG Kreis Verden) und Mario Callsen-Bracker (1:14:15) belegten mit großem Abstand die Plätze zwei und drei. Die schönste Belohnung für den Erfolg bereitet sich Maisch nun selbst: An diesem Montag beginnt sein Portugal-Urlaub, da war der Sonntag die perfekte Einstimmung.

Bei den Frauen war Katharina Saathoff (Braunschweiger Laufclub) noch überlegener als Leonhard Maisch. Sie hatte nach 1:16:55 Stunden fast sechs Minuten Vorsprung vor Lara Hülsebusch (1:22:51) und Angela Moesch (1:24:10/LG Deiringsen).

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