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Beachvolleyballerin Kim Behrens Ausrufezeichen am Rothenbaum

Die Bremer Beachvolleyballerin Kim Behrens ist mit ihrer Partnerin Cinja Tillmann nur knapp am Einzug ins WM-Achtelfinale gescheitert. Jetzt hofft sie, dass ihr Auftritt ihren Status beim Verband verbessert.
04.07.2019, 19:27 Uhr
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Ausrufezeichen am Rothenbaum
Von Olaf Dorow

Der letzte Ball landete im Aus. Ganz knapp im Aus. Das war es dann für die Bremer Beachvolleyballerin Kim Behrens. Mit ihrer Partnerin Cinja Tillmann war sie im WM-Turnier am Hamburger Rothenbaum ausgeschieden und damit auf dem geteilten 17. Platz gelandet. Das Duo hatte im deutsch-deutschen Duell gegen Karla Borger und Julia Sude den ersten Satz gewonnen, den zweiten verloren und sich nach dem Punktverlust zum 13:15 im dritten Satz in den Sand fallen lassen. Knapp vorbei ist, nun ja, auch vorbei. Tut im Sport nur meistens etwas mehr weh.

Einen Tag danach sagt Kim Behrens: „Das war das schönste Turnier, das ich bisher gespielt habe.“ Sie sagt das nicht nur, weil es halt ihre erste WM war, eine Heim-WM vor enthusiastischem Publikum inklusive der eigenen Eltern. Sie sagt das auch bezogen auf das rein sportliche Fazit. Sie habe mit Cinja Tillmann, mit der sie nach der ungewollten Trennung von Team-Partnerin Sandra Ittlinger erst seit wenigen Monaten in Münster zusammen trainiert und von dort auf die Turniere zieht, eine solide Leistung abgeliefert. Viel Lob aus der Szene erhalten. Nicht nur das selbstgesteckte Ziel, das Erreichen der K.o.-Runde, erfüllt. Sondern ein Signal entsandt.

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Ein Signal quasi für innen und außen gleichermaßen. Ja, sie können mithalten mit der Spitze. Sie haben es sich selbst gezeigt, und sie haben das auch dem nationalen Verband gezeigt. Das Aus vom Rothenbaum war auch am Tag danach immer noch ein Aus. Aber es war auch ein Ausrufezeichen.

Beinahe wäre es ein „richtig cooles Ausrufezeichen“ geworden, findet Kim Behrens. Etwas mehr Mut, etwas mehr Ruhe, sagt sie, dann hätte es in diesem dritten Satz womöglich zum Erfolg reichen können gegen das favorisierte Team Borger/Sude. Dann wären Kim Behrens und Cinja Tillmann das einzige deutsche Team gewesen, das das Achtelfinale erreicht hätte. Jenes Team also, das der Verband als fünftbestes deutsches Team einstuft und nur zu den Turnieren der World-Tour zulässt, wenn eines der besser geförderten vier Nationalteams nicht antritt.

Perspektivspielerin mit Blickrichtung Olympia 2024

Kim Behrens zählt auf, dass sie deswegen weder in Malaysia noch in Polen starten konnte und demnächst auch das hochrangige Turnier in der Schweiz nicht in Angriff nehmen kann. Im Verband sieht man sie, wie auch Partnerin Cinja Tillmann, als Perspektivspielerin mit Blickrichtung Olympia 2024. Beides sind eher Abwehrspielerinnen, in der Kombination werden sie eher als Kombination auf Zeit angesehen. Nach dem Karriereende von Olympiasiegerin Kira Walkenhorst beziehungsweise dem Comeback von Mit-Olympiasiegerin Laura Ludwig hatte ein größerer Ringtausch unter Deutschlands Spitzenspielerinnen Kim Behrens die Partnerin genommen und zur Suche nach der bestmöglichen Alternative gezwungen.

Das Alternativ-Team hat nun beim Saisonhöhepunkt in Hamburg mitgehalten statt enttäuscht. Es kam in der Vorrunde in seiner Gruppe auf Rang drei – und schaffte als eines der vier besten unter den zwölf Gruppendritten den direkten Sprung in die K.o.-Phase des Turniers. Es brachte dort die Favoriten an den Rand der Niederlage. „Wir haben gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind“, sagt Kim Behrens, „auch in der Konstellation mit zwei Abwehrspezialistinnen.“

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Sie hat jetzt eine Hoffnung, und wenn sie so darüber spricht, hört es sich nach etwas an, das man wohl am besten mit Prinzip Hoffnung umschreibt." Eventuell hat ihr Abschneiden Konsequenzen, im wohl besten Fall bewertet Niclas Hildebrand, Sportdirektor Beachvolleyball beim Deutschen Volleyball-Verband, ihre Position unter den Spitzenteams neu. "Ich hoffe, dass ein Schritt zum Fairplay gegangen wird", sagt Kim Behrens, "das wäre eine angebrachte Reaktion."

Will nicht mehr die deutsche Nummer fünf sein

Sie wolle nicht mehr auf den Status der deutschen Nummer fünf festgenagelt werden, vergleichbar mit dem sinnbildlichen fünften Rad am Wagen. Wenn das, was sie und Cinja Tillman bei dieser WM gezeigt habe, nichts bewirke, dann sei es doch irgendwie auch egal, wie sie abschneiden. „Dann wäre das Ranking nur noch politisch zu verstehen und hätte nicht viel mit sportlichem Fairplay zu tun“, sagt Behrens. Sie klingt dabei allerdings nicht so, als würde sie jetzt umgehend monumentale Veränderungen betreffs ihrer sportlichen Situation erwarten.

Viel Zeit, die derzeitige Situation zu durchleuchten, bleibt ohnehin nicht. Sie hatte im Frühjahr gemerkt, dass es gut passt in der Zusammenarbeit mit Cinja Tillmann. Und dass sie es dann auf den Turnieren, auf denen sie sich zeigen durften, es allen besonders zeigen wollten. Folge: Bisweilen fehlte die nötige Lockerheit. Demnächst treten sie in Portugal an, auf der deutschen Tour und dann bei der EM Anfang August in Moskau. Standing hin oder her: Sie wollen weiter zeigen, was sie draufhaben. So wie in Hamburg.

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