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Was sich Bremens Sport-Elite für 2022 erhofft Olympische Spiele fest im Blick

Aufstieg, Klassenerhalt, Rekorde, Meisterschaften – die Ziele im Bremer Sport sind sehr unterschiedlich. Alle Sportler und Sportlerinnen vereint für 2022 aber ein Wunsch: Es soll ein erfolgreiches Jahr werden.
03.01.2022, 13:16 Uhr
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Olympische Spiele fest im Blick
Von Frank Büter

Lena Frerichs

Es wird ein ganz besonderes Jahr für Lena Frerichs. Ein wegweisendes Jahr mit wichtigen Ereignissen und Entscheidungen. In ­diesem Januar feiert die Hockeyspielerin des Bremer HC ihren 18. Geburtstag. Und im Frühjahr wird sie an der sportbetonten Schule an der Ronzelenstraße ihr Abitur ­machen. Ab Ende April spielt die U 21-Nationalspielerin zudem mit ihrem Heimatverein um die Meisterschaft in der 2. Bundesliga Nord. Lena Frerichs spielt dabei auch um ihre Zukunft. Seit ihrem dritten Lebensjahr ist sie für den BHC aktiv. Sie ist fest verwurzelt mit dem Klub – und doch müsste sie Bremen verlassen, wenn es nicht klappt mit dem ­Aufstieg in Liga eins. „Ich kann nicht hierbleiben, wenn wir nur zweite Liga spielen“, sagt sie.

Lena Frerichs ist ambitioniert und in ihrem Jahrgang 2004 bundesweit eine Ausnahmekönnerin. Als 18-Jährige will sie in diesem Sommer mit der U 21-Auswahl zur Europameisterschaft, und zwar als Stammspielerin. Auch Markus Weise hat Lena Frerichs eine große Zukunft vorausgesagt. Markus Weise ist nicht irgendjemand. Weise ist Experte. Eine Ikone. Er hat als Cheftrainer des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) gleich dreimal olympisches Gold gewonnen. Und eben dieser Markus Weise ist ein Förderer der jungen Bremerin. Er reist immer mal wieder aus dem Hamburger Stadtteil Heimfeld an den Heinrich-Baden-Weg und absolviert Spezialtraining mit der veranlagten Mittelfeldakteurin. Weise hat Lena Frerichs schon vor mehr als einem Jahr A-Kader-Potenzial bescheinigt. Und er hält eine Olympiateilnahme schon im Jahr 2024 für realistisch. Deshalb hat Weise dem Spezialtraining mit der Bremerin auch den Projektnamen „Paris 2024“ gegeben. „Das ist keine Luftnummer“, hat Weise dem WESER-KURIER gesagt. „Lena ist auf dem richtigen Weg.“

Ein Weg, der sie ab diesem Sommer aber unbedingt zu einem Erstligisten führen muss. Um Spielpraxis auf hohem Niveau zu bekommen. Um sich mit den Besten messen und reifen zu können. Frerichs ist guter Dinge, dass sie diesen Weg mit ihrem BHC beschreiten kann. „Wir gehen mit neun Punkten Vorsprung in die Rückrunde“, sagt die Torjägerin. „Die Chancen stehen gut.“ Mitte Juni endet die Feldsaison in Liga zwei. Dann hat sie Klarheit. Und erst dann wird sie sich auch konkrete Gedanken über ihre berufliche Zukunft machen. Ausbildung? Studium? „Es gibt Pläne, aber ich warte ab, wie und wo es für mich mit dem Hockey weiter geht“, sagt Lena Frerichs.

Florian Wellbrock

Er hoffe auf die Wende und auf bessere Zeiten, hat Freiwasser-Olympiasieger Florian Wellbrock kurz vor Weihnachten in einem Interview gesagt. Das klingt zunächst einmal groß – bezieht sich tatsächlich aber nur auf seine sportliche Betätigung. Privat hat er für den vielleicht schönsten Ausklang gesorgt: Er heiratete am 27. Dezember Sarah Köhler, die jetzt Wellbrock heißt. Der aus Bremen kommende und in Magdeburg lebende Weltklasseschwimmer hat sportlich aber noch Steigerungspotenzial bei sich ausgemacht.

Schneller soll sie werden, die Rollwende. Da sei er zu langsam gewesen und zu kraftlos, das habe ihn im olympischen Finale von Tokio über 1500 Meter am Ende die Goldmedaille gekostet. Die Analyse mit seinem Magdeburger Trainer Bernd Berkhahn ist abgeschlossen. Der Blick geht jetzt voraus auf dieses Sportjahr 2022, das für Wellbrock als Höhepunkt vom 13. bis 29. Mai die Weltmeisterschaft in Fukuoka/Japan bereithält. Als Finalist in Tokio ist Florian Wellbrock bei der WM bereits für Starts über 800 und 1500 Meter Freistil gesetzt. Was dem 24-jährigen Kurzbahn-Weltmeister und -Weltrekordler über 1500 Meter nun den Freiraum gibt, zu experimentieren und an der Feinjustierung zu arbeiten. In puncto Kraft, Technik und Ausdauer könne sich Wellbrock noch verbessern, hat Trainer Berkhahn erklärt. Für das Fernziel Paris 2024 müsse er zudem noch abgeklärter werden.

Bjarne Budelmann

Das größte Ziel für Bjarne Budelmann ist 2022 erst einmal die Rückkehr aufs Spielfeld. Bremens derzeit vielleicht größtes Handball-Talent zog sich Anfang Oktober im Spiel des Drittligisten ATSV Habenhausen in Cloppenburg einen Kreuzbandriss zu und befindet sich seit der kurz danach erfolgten Operation im Aufbautraining. „Ich kann schon wieder viel mehr machen als ich gedacht habe“, sagt der 20-Jährige. Seine Gehhilfen benötige er höchstens noch auf längeren Strecken, und unter Aufsicht seines Physiotherapeuten könne er sogar schon wieder Krafttraining auch für die Beine machen. Sein Ziel, Handball-Profi zu werden, hat der Auszubildende zum Groß- und Außenhandelskaufmann nicht aus den Augen verloren. Vielleicht dauert es wegen der Verletzung ein Jahr länger, bis er es erreicht, aber das wäre nicht das größte Problem. Vor allem möchte er so schnell wie möglich wieder richtig fit und „gerne noch ein bisschen stärker als vor der Verletzung werden“. Dass er seiner Mannschaft noch einige Monate nur als Zuschauer die Daumen drücken kann, nervt ihn natürlich. Nur zu gerne würde er aktiv dabei helfen, den Klassenerhalt in der 3. Liga mit einzufahren. Doch dass Bjarne Budelmann vor Juni in den Spielbetrieb zurückkommen kann, ist eher unwahrscheinlich. Seine große Zeit wird wohl erst in der Saison 2022/23 beginnen.

Noah Olabisi

Der 18-jährige Werder-Sprinter Noah Olabisi rannte im vergangenen Sommer eine famose Bestzeit über 100 Meter: 10,59 Sekunden. Doch dass alles bestens gelaufen ist in der Saison, lässt sich nicht behaupten. Denkbar knapp verpasste er einen Einzelstart bei der U 20-EM in Tallinn, Estland. Er wurde „nur“ für die Staffel nominiert. In Tallinn war er dann „nur“ Ersatzmann und musste tatenlos zuschauen, wie das deutsche Quartett den Staffelstab und damit alle Medaillenchancen verlor. Nach einem ganz starken Vorlauf reichte es für Noah Olabisi bei den deutschen U 20-Meisterschaften „nur“ für Rang fünf, kurz darauf sagte der deutsche Verband wegen der Pandemie die Teilnahme an der um ein Jahr verschobenen Jugend-WM in Nairobi ab.

Weil das Leichtathletik-Talent aus Bremen aber auch in der kommenden Saison noch der U 20 angehört, gibt es für Noah Olabisi eine zweite WM-Chance. Anfang August sollen in Cali (Kolumbien) die U 20-Weltmeisterschaften ausgetragen werden. Er muss sich „nur“ qualifizieren. Sein Trainer in Bremen, Andrei Fabrizius, traut ihm das zu. Wenn möglich, soll schon in der Hallensaison ein Achtungszeichen gesetzt werden, auf die sich die Trainingsgruppe Fabrizius im Dezember in einem Trainingslager auf Teneriffa vorbereitet hat.

Michelle Ulbrich

Für den Heimsieg zum Abschluss der Hinrunde in der Frauenfußball-Bundesliga sorgte Michelle Ulbrich quasi selbst, per Elfmeter erzielte sie das Tor beim 1:0-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt. Nun schaut die Abwehrspielerin mit Zuversicht in die Zukunft: „2022 wird ein gutes Jahr, weil wir unser Ziel Klassenerhalt erreichen werden. Davon bin ich absolut überzeugt. Somit können wir voller Vorfreude sowohl auf die erste als auch auf die zweite Hälfte des neuen Jahres blicken, da wir weiterhin in der Bundesliga spielen werden.“

Für die 25-jährige Abwehrspielerin wäre das eine besondere Geschichte. Sie wurde in Bremen geboren, seit mehr als einem Jahrzehnt spielt sie bei Werder – und es treibt sie an, dass ihr Verein länger in der höchsten Liga bleibt: „Wir wollen die Grundlage, die wir durch unsere kontinuierliche Arbeit geschaffen haben, nutzen, um uns in der Bundesliga endgültig zu etablieren.“ Die Aussichten sind gut: Nach zwölf Spieltagen hat Werder neun Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Geht es nach Ulbrich, soll das nur die Basis für mehr sein: „Wir werden alles dafür geben, dass sich der Frauenfußball beim SV Werder und in Deutschland weiterentwickelt. Als gesamtes Team werden wir für eine bessere Wahrnehmung und weitere Professionalisierung einstehen. Dazu möchte ich meinen Teil beitragen und hoffe, dass ich verletzungsfrei durchs neue Jahr komme.“

Benjamin Eta

Manchmal würde Benjamin Eta gerne vorspulen, um zu schauen, was ihm dieses neue Jahr 2022 alles bescheren wird. Die Aussichten sind ziemlich gut, es könnte für den Trainer des Bremer SV ein besonders schönes Jahr werden. Dabei ist das abgelaufene Jahr 2021 nur schwer zu toppen, denn es lieferte Eta und seinen Mitstreitern beim Bremen-Ligisten ein unvergessliches Erlebnis: Das Heimspiel in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den FC Bayern München im Weserstadion, ein Flutlichtspiel, das live im Fernsehen übertragen wurde.

An jenem Tag haben sie am großen Fußball geschnuppert. Und das machte Lust auf mehr. „2021 wurde die Meisterschaft nicht ausgespielt, umso wichtiger ist, dass wir uns 2022 mit der Meisterschaft belohnen“, sagt Eta, dessen Mannschaft die Bremen-Liga in der Winterpause anführt. „Und dann ist auch der Aufstieg in die Regionalliga unser Ziel.“ Das nächste Ziel lautet, wieder im Lostopf zu sein, wenn die erste Runde des DFB-­Pokals gezogen wird. „Wir wissen jetzt, wie schön sich das anfühlt“, meint Eta, „wenn wir den Lottopokal noch mal gewinnen könnten, wäre es das I-Tüpfelchen. Aber Meisterschaft und Aufstieg haben definitiv Priorität.“ Und dann darf er auf Einladung von Bayern-­Trainer Julian Nagelsmann im Frühjahr noch beim Rekordmeister hospitieren. „Da freue ich mich total drauf“, sagt Eta, „für mich ­persönlich ist es natürlich eine Ehre und eine Chance, um viele inspirierende Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln.“ 2022 kann für ihn also tatsächlich sehr besonders ­werden.

Kristian Arambasic

Wünsche für 2022? Da muss der Trainer des FC Oberneuland nicht lange überlegen. Natürlich den Klassenerhalt in der Regionalliga! Die Nummer zwei im Bremer Fußball möchte unbedingt ein weiteres Jahr in der vierthöchsten Liga mitmischen. Und wie das funktionieren kann, weiß Arambasic. Es müsste jetzt mal vorbei sein mit dem vielen Verletzungspech der Hinrunde, denn die geplante Stammformation stand dem FCO eigentlich nie zur Verfügung. Und dann braucht der Coach noch einige Neuzugänge, damit es in der Abstiegsrunde die nötigen Punkte gibt. „Wir werden uns noch mit Spielern verstärken“, kündigte der Trainer bereits an. Aus der Süd-Staffel stehen neben dem FCO der BSV Rehden, Lüneburger SK, der HSC Hannover und der SSV Jeddeloh II in der Abstiegsrunde. Welche Teams aus der Nord-Staffel dazu kommen, steht noch nicht fest. Klar ist, dass die letzten vier Teams aus der Abstiegsrunde in die fünfte Liga müssen. Oberneuland will nicht dazu gehören. „Für dieses Ziel geben wir alles“, verspricht der Trainer.

Niklas Dellke

Das Beste kommt zum Schluss. Ganz nach Art des bekannten Filmtitels könnte quasi auch die kommende Saison des Triathleten Niklas Dellke enden. Der 25-jährige Bremer hatte sich Ende August 2021 beim Ironman 70.3 in Zell am See als Dritter seiner Altersklasse für die 70.3-WM in St. George, Utah (USA) qualifiziert, die Ende Oktober 2022 ausgetragen werden soll. 70.3 bedeutet: halbe Ironman-Distanz, also knapp zwei Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radrennen plus ein Halbmarathon per pedes. „Vom Event-Charakter her wäre das das Größte, was ich bisher mitgemacht habe“, sagt Niklas Dellke. Zuvor hofft das Vereinsmitglied der Bremer Triathlöwen auf eine Nominierung durch die Deutsche Triathlon Union (DTU) für die Altersklassen-EM auf der Kurzdistanz, die im August in München im Rahmen der sogenannten European Championships steigen soll. Zudem hofft Dellke auf den Aufstieg von der zweiten in die erste Bundesliga. Er bleibt zwar ein Triathlöwe, aber per Zweitstartrecht hat er sich inzwischen dem Tri-Team Hamburg angeschlossen, für das auch die ambitionierten Bremer Brüder Timo und Niklas Behrens antreten. Gemeinsames Training sollte dabei höchstens terminlich ein Problem darstellen: Niklas Dellke und die Behrens-Brüder wohnen nur einen Steinwurf voneinander entfernt.

Lennard Kämna

Sportlich betrachtet liegt hinter dem in Fischerhude aufgewachsenen Radsportler ein schwieriges Jahr. Weil er sich mental ausgepowert fühlte, legte Kämna Anfang Mai eine Pause ein und versuchte, sich psychisch wieder in die Balance zu bringen. Sein bemerkenswert offener Umgang mit den Problemen brachte ihm viele Sympathien ein, auch sein Arbeitgeber Bora-Hansgrohe ließ Kämna viel Zeit. Nach fast neun Monaten Pause will der 25-Jährige, der 2020 eine Etappe bei der Tour de France gewann, im Februar wieder ein erstes Rennen fahren. Bei der Saudi Tour in Saudi-Arabien wird er vom 1. bis 5. Februar an den Start gehen. Zudem wird Kämna in Spanien bei der Ruta del Sol (16. bis 20. Februar) fahren. „Er will gern wieder Rennen fahren, das finde ich ein gutes Zeichen“, sagte Rolf Aldag, neuer Sportchef beim Team Bora-­Hansgrohe. Kämna war bereits im Oktober in Südafrika beim Mountainbike-Rennen Cape Epic an den Start gegangen. Jetzt also folgt das Comeback auf der Straße.

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