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Bremer Laufszene Silvester-Knaller am Weserwehr

In der Reihe der deutschen Silvesterläufe ist die Bremer Ausgabe eine der jüngeren. Aber sie ist ordentlich gewachsen – und ihr Veranstalter hat eine klare Vision.
27.12.2022, 16:40 Uhr
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Silvester-Knaller am Weserwehr
Von Olaf Dorow

Vielleicht entsteht ein Berliner-Engpass. Bäcker Starke, Sponsor beim 6. Bremer Silvesterlauf, liefert zwar 1250 Küchlein für die Läuferschar, vielleicht reicht das aber nicht. Bis zum Dienstagmittag lagen bereits 1142 Anmeldungen vor. "Notfalls besorge ich dann eben selbst noch irgendwo Berliner", sagt Thomas Hendrik Adick. Er betreibt gemeinsam mit Herwig Renkwitz die Agentur bremenRAcing, er ist ein Bremer Laufveranstalter aus Laufleidenschaft. Auch dieses Berliner-Problem wird er lösen, falls das eines werden sollte, er hat doch schon ganz andere Sachen gelöst. Zum Beispiel gehört bremenRAcing nicht zu den Veranstaltern, denen während der Pandemie wegen der Veranstaltungsarmut das Geld oder die Puste oder beides ausgegangen ist. Die Firma wächst, Adick und Renkwitz träumen davon, dass sie sie irgendwann nicht mehr nur nebenberuflich betreiben, sondern von ihr leben können.

Werderseelauf, Frauenlauf, Sechsstundenlauf, Hindernislauf, Brückenlauf, Unterwäschelauf, Halloweenlauf: Der Silvesterlauf rundet das Jahresprogramm ab, das das Duo mittlerweile in Bremen anbietet. Thomas Hendrik Adick, 47 Jahre alt und als Ausbilder bei Amazon tätig, gibt zu, dass die Freizeit fast vollständig für seinen Lauffimmel draufgeht, wenn der Startschuss für einen Lauf bevorsteht. Der, nun ja: Fimmel fürs Organisieren von Rennen kommt von seiner
Begeisterung fürs Rennen. Er ist kein Leistungsrenner; nicht der Platz, sondern der Weg ist sein Ziel, da ist er schon auf vielen Wegen in der Welt unterwegs gewesen. Er schwärmt vom New-York-Marathon, er könnte wahrscheinlich stundenlang vom großen Rennen über die großen Brücken des Big Apple schwärmen. Nächstes Jahr will er zum Boston-Marathon, da freut er sich jetzt schon drauf, und zwar sehr.

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Als er vor einigen Jahren mal den berühmten Silvesterlauf von Sao Paulo sah, begann das verstärkte Ausrichter-Interesse. Kernfrage: Warum gibt es eigentlich keinen Silvesterlauf in Bremen? Inzwischen hat gefühlt jedes dritte Dorf in Deutschland einen, Städte sowieso. In der Gegend gab es am letzten Tag des Jahres bis 2017 immer nur den Lauf in Stuhr. Mit Start beim Paulaner´s Wehrschloss am Weserwehr folgte in dem Jahr dann der erste von bremenRAcing organisierte Bremer Silvesterlauf, mit immerhin schon 500 Teilnehmern. Ein Jahr später waren es doppelt so viele, 2019 gingen insgesamt 1400 Menschen auf die Strecken durch die Pauliner Marsch und entlang der Weser, die entweder fünf, zehn oder einen Kilometer für den Kinderlauf lang sind. 

Die Pandemie bremste das Wachstum, aber ausgebremst hat sie die Veranstaltung nicht, allen kurzfristigen Änderungen und langen Hin- und Her-Mails zu den Behörden zum Trotz. Im ersten Corona-Jahr, erzählt Thomas Hendrik Adick, habe er noch vier Wochen vor Silvester geglaubt, er könne die Läufer wieder am Weserwehr versammeln. Ehe er schließlich doch auf eine virtuell Variante umsteigen musste. Rund 900 Läuferinnen und Läufer meldeten sich schließlich an und luden ihre Zeit auf einem frei gewählten Kurs hoch. 2021: Wieder nur das virtuelle Ding. Vom Amt für Straßen und Verkehr hatte Adick, sagt er, bereits die Zusage. Das Ordnungsamt verlangte jedoch 3G nicht nur für die Läufer, sondern auch für die Zuschauer. Wie hätte das organisiert, wie kontrolliert werden sollen? Doch immerhin nahmen rund 1000 Läufer am virtuellen Wettkampf teil. Adick und Renkwitz sind froh, dass es weiter diesen Zulauf zu ihrem Lauf gibt. Jetzt haben sie fast so viele Anmeldungen wie vor der Pandemie. Die meisten werden an Silvester zum Weserwehr kommen, um gemeinsam zu laufen – und auch, um vor- oder hinterher zu schnacken, vielleicht bei einem Berliner. Einige haben auch die ebenfalls angebotene virtuelle Version gewählt.

Der Bremer Silvesterlauf lebt, das ist wenige Tage vor seinem Start schon mal die Botschaft. Und er soll noch viel mehr Leben bekommen, jedenfalls wäre das ein großer Traum vom großen Lauffan Thomas Hendrik Adick. "Wenn ich es mir aussuchen könnte", sagt er, "würden wir durch die Innenstadt laufen." Start und Ziel vor dem Rathaus, so wie beim Bremen-Marathon, das wäre was. Auch darüber könnte man mit dem Mann wahrscheinlich sehr lange plaudern. Ein Silvesterlauf durch Bremens gute Stube? "Mehr geht nicht", sagt der Bremer Laufveranstalter.      

Zur Sache

Bremer Spitzenläufer am Start

Gut möglich, dass neue Streckenrekorde aufgestellt werden beim diesjährigen Bremer Silvesterlauf. Zwar musste Werder-Athlet Sebastian Kohlwes, der mit 31:49 Minuten den Rekord über zehn Kilometer hält, krankheitsbedingt absagen. Dafür will aber Filimon Gezae (LG Bremen-Nord) starten, der diese Zeit durchaus unterbieten könnte. Bei den Frauen will Werders Spitzenläuferin Carolin Kirtzel trotz einer kurzen Trainingspause über fünf Kilometer antreten - und anschließend, dann als eine Art Trainingslauf an der Seite ihrer Vereinskollegen Camilla Zaage, auch noch die zehn Kilometer bewältigen. Zaage war 2019 über zehn Kilometer mit 40:11 Minuten die schnellste Läuferin. 

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