Wirklich eindeutig fällt die Antwort nicht aus. „Es ist an der Zeit, den Fokus auf eine andere Tätigkeit zu legen“, sagt Sebastian Kmiec – und dann lacht er. Der Kapitän des Bremer SV weiß ja nur zu gut, wie geschickt er der Frage ausgewichen ist. Sie lautete: „Haben Sie Ihre Karriere als Spieler etwa beendet?“ Beantworten lässt sie sich nach dem Verlauf der vergangenen Wochen aber eigentlich auch ohne die Hilfe des 32-Jährigen: Sebastian Kmiec hat seine Karriere beendet, und wie man sieht, ist er trotzdem bester Laune.
Rückblende: Am 30. Oktober hatte sich Kmiec im Regionalligaspiel gegen den FC St. Pauli II das Innenband im Knie gerissen. Eine mittelschwere Verletzung, die ihn zu einer mehrwöchigen Pause zwingen würde. So viel stand damals fest. Ähnlich klar schien zu diesem Zeitpunkt, dass Kmiec wohl besser die Winterpause abwarten und erst im neuen Jahr ins Mannschaftstraining zurückkehren sollte. Daraus wurde allerdings nichts, obwohl die Verletzung längst verheilt ist, der Kicker also eigentlich wieder zur Verfügung stehen würde. „Wir haben uns in der Winterpause zusammengesetzt“, berichtet Sebastian Kmiec. Wir, das waren Trainer Torsten Gütschow, Ralf Voigt als Sportlicher Leiter und eben der spielende Co-Trainer des BSV. Es ging um die Frage, wie es zukünftig laufen wird. Sollte Kmiec tatsächlich als Spieler zurückkehren oder sich auf das Amt des Co-Trainers konzentrieren?
Den Anstoß für die Frage hatte der Routinier selbst gegeben. „Ich habe während der Verletzungspause gemerkt, dass ich in meiner Rolle aufgehe“, sagt Sebastian Kmiec. Er hatte also bereits eine relativ feste Vorstellung vom Verlauf der kommenden Monate, und das Führungspersonal gab ihm freie Hand. „Am Ende habe ich dann die Entscheidung getroffen, nur noch als Co-Trainer zu arbeiten“, so Kmiec. Nun fehlt dem BSV also ein Verteidiger, der nach den Eindrücken der ersten Saisonhälfte nahezu unverzichtbar erschien. Das würde Sebastian Kmiec so zwar nicht formulieren. Er sagt allerdings: „Ein Charakter wie ich wird fehlen, aber das müssen wir auf anderem Weg kompensieren.“
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass mit dem Ende der aktiven Karriere nur vollzogen wurde, was nach der Saison ohnehin geplant war. „Und es gab diese Überlegung auch schon beim Aufstieg im letzten Sommer“, verrät der nun ehemalige BSV-Kicker. Er war sich ja nicht sicher gewesen, ob er die Herausforderung als spielender Co-Trainer in der Regionalliga Nord annehmen wollte und musste damals mehr oder weniger überredet werden. So ist Sebastian Kmiec: Er fokussiert sich gern, wenn er sich mal für eine Aufgabe entschieden hat, und die aktuelle Aufgabe sieht eine Ausbildung zum Trainer vor. „Ich bin ambitioniert“, sagt Kmiec. Die B+-Lizenz hat er bereits, bald soll die A-Lizenz folgen. Dann könnte Sebastian Kmiec bis zur Regionalliga trainieren. Aber so weit will er derzeit gar nicht denken: „Das wird man sehen, erst mal bin ich froh, als junger Trainer schon in einer solchen Position zu sein.“
Man darf aber schon davon ausgehen, dass Sebastian Kmiec irgendwann einen Plan haben wird. So war es damals ja auch: Nach einigen Jahren im Nachwuchs des SV Werder hatte sich frühzeitig abgezeichnet, dass es für eine Profikarriere wohl nicht reichen würde. „Ich habe mit Anfang 20 gesehen: Vielleicht rutscht du irgendwo rein, aber selbst dann hast du mit Mitte 30 nicht genug Geld verdient, dass es reicht“, erinnert sich Kmiec. Er machte also das Abitur nach und studierte auf Lehramt. Die Fußballstationen bei Eintracht Braunschweig II, ZFC Meuselwitz, TuS Komet Arsten, Atlas Delmenhorst, TB Uphusen und Bremer SV liefen gewissermaßen nebenbei.
Heute ist der Co-Trainer als Lehrer am Kippenberg Gymnasium tätig, unterrichtet Sport und Geschichte. Die eigentliche Berufstätigkeit hatte er im Hinterkopf, als die Entscheidung gegen eine aktive Fortsetzung der Karriere getroffen wurde. „Dabei ist der zeitliche Aufwand der Arbeit für den BSV jetzt auch nicht geringer“, betont Kmiec lächelnd. Er bringt sich eben noch mehr ein und unterstützt Torsten Gütschow etwa bei der Gegneranalyse, der Trainingsgestaltung und der Erstellung eines Matchplans. Sebastian Kmiec ist sich sicher, dass er der Mannschaft damit mindestens so effektiv helfen kann wie als Spieler auf dem Feld.
Es erscheint allerdings nicht völlig undenkbar, dass Sebastian Kmiec noch einmal für den BSV aufläuft. Er nimmt zwar nicht mehr am Mannschaftstraining teil, hält sich aber fit und stünde zur Verfügung, sollte die Personalnot einmal sehr groß werden. „Doch wenn es normal läuft, schließe ich einen Einsatz als Spieler aus“, sagt Kmiec. Womit er die Frage nach einem Karriereende dann doch selbst beantwortet hätte.