Neun Jahre lang haben sie auf diesen Moment hingearbeitet, seit Sonnabend ist die Zeit des Wartens vorbei: Der Brinkumer SV ist zum ersten Mal seit der Saison 2008/09 wieder Meister der Fußball-Bremen-Liga. Der Ruf des ewigen Zweiten, der der Elf vom Brunnenweg anhaftete, ist Geschichte, dem 2:1 (1:1)-Sieg über den Bremer SV vor gut 350 Zuschauern sei Dank.
Der Jubel war riesengroß. Die Aufholjagd der Elf von Trainer Dennis Offermann, die bei dessen Amtsantritt im vergangenen Oktober niemand mehr auf dem Zettel gehabt hatte, fand mit der Meisterschaft und der nun anstehenden Teilnahme an den Relegationsspielen zur Regionalliga Nord einen krönenden Abschluss.
"Mit uns hat niemand mehr gerechnet. Ich bin einfach nur stolz auf meine Mannschaft, wie sie das ganze Jahr über gearbeitet und an sich geglaubt hat", lobte Offermann seine Elf, nachdem er einige Bierduschen über sich hatte ergehen lassen müssen. Wie seine Spieler, der Trainer- und Betreuerstab und die vielen Zuschauer, die es mit den Gastgebern hielten, hatte er lange bangen müssen.
Denn der Bremer SV, nach dem Chaos der vergangenen Woche das große Fragezeichen vor dem letzten Spieltag, präsentierte sich in Brinkum bissig, kämpferisch stark und mit Ausnahme von Isaac Kofi Donyina, der sich wegen eines Schubsers gegen Schiedsrichter Kevin Anstatt die Rote Karte einhandelte (73.), auch diszipliniert. "Der Bremer SV hat nichts abgeschenkt.
Das war sehr fair", sagte Offermann. Für die Brinkumer machte das den Weg zur Meisterschaft allerdings mühseliger. "Jeder wusste, dass es nicht einfach wird", atmete auch Kapitän Jannik Bender nach dem Kraftakt auf, "aber so ist es noch schöner, als wenn man zur Pause 5:0 oder 6:0 führt".
Einen Kantersieg, das zeichnete sich früh ab, würden die Gastgeber nicht einfahren. Brinkum kam schleppend ins Spiel und wirkte auch nach Marcel Dörgelohs Führungstreffer (16.) nicht so selbstbewusst wie in weiten Teilen der überragenden Rückrunde. Der BSV war zu diesem Zeitpunkt sicher Meister, aber davon nicht beflügelt. "Wir haben uns phasenweise versteckt", fand Offermann. Ein bisschen kamen Erinnerungen an die 2:3-Niederlage beim FC Oberneuland auf. Dazu passte, dass den Gästen durch Vafing Jabateh nur Momente, nachdem Saimir Dikollari das 2:0 verpasst hatte, der Ausgleich gelang (35.).
Dikollaris Tor zum Titel
Als Oberneuland kurz nach dem Seitenwechsel in Habenhausen in Front ging, stand Brinkums Titel auf Messers Schneide. Allerdings nicht allzu lange – Dikollari stieß mit seinem Kopfball das Tor zur Meisterschaft ganz weit auf (56.). Die Führung gaben die deutlich verbesserten Brinkumer nicht mehr her. Sie glänzten nicht, aber sie kämpften leidenschaftlich.
"Unser Vorteil ist, dass wir über das Kollektiv kommen", nannte Torhüter Benjamin Schimmel den großen Trumpf des Meisters, der dennoch zittern musste, weil er mehrfach die Entscheidung verpasste. Deshalb richtete sich nicht nur Offermanns Blick in den letzten Minuten immer wieder zur Uhr. Oberneulands Sieg stand bereits fest, da lief in Brinkum noch die Schlussphase.
Als der Unparteiische Kevin Anstatt die Begegnung schließlich abpfiff, brachen am Brunnenweg alle Dämme. Selbst der am Kreuzband verletzte Esin Demirkapi stürmte auf das Feld, jubelte ausgelassen und schrie seine Freude heraus. "So sehen Sieger aus!", sangen die Brinkumer und leiteten damit die Ehrung durch Björn Fecker ein. "Wenn man am Ende ganz vorn steht, hat man den Titel auch verdient", gratulierte der Präsident des Bremer-Fußballverbandes den Brinkumern zu einer starken Saison, ehe er Kapitän Jannik Bender die Schale überreichte.
Auf dieser war in der Liste der Titelträger bisher nur der Bremer SV eingraviert. Für 2017/18 aber kommt ein neuer Klub hinzu: der Brinkumer SV – der Meister, den in der Hinrunde niemand mehr auf dem Zettel hatte. "Das macht es umso schöner", brachte Co-Trainer und Abteilungsleiter Jörg Bender die Brinkumer Gefühlswelt auf den Punkt. Danach begann die großen Meistersause.