Bremen. Abends, wenn sich die Crew nach der Wettfahrt zum gemeinsamen Essen trifft, kommen nicht nur Nudeln und Fleisch auf den Tisch – dann werden auch schon mal ein paar Fehler serviert. Das klingt zwar nicht nach Sterneküche, ist aber das Erfolgsrezept von Christian Plump. „Wir spielen beim Essen den Tag noch einmal gedanklich durch“, sagt der 62-jährige Segler, „so ist es uns auch gelungen, das Meiste aus uns herauszuholen.“
Für Christian Plump stellt sich der Erfolg also nicht nur auf dem Wasser ein. „Bei uns herrscht extremer Teamgeist“, sagt er, „bei uns sind die Crewmitglieder auch befreundet, einige ihrer Väter haben sogar schon zusammen gesegelt.“ Wie gut der Mannschaft das Essen, angereichert mit Manöverkritik, bekommt, hat sich 2017 wieder einmal gezeigt: Zum ersten Mal gewann die Elena Nova mit dem Eigner und Steuermann Christian Plump eine der renommiertesten Regatten im Mittelmeerraum, die Copa del Rey. „Davon habe ich immer geträumt“, sagt Plump, „weil sie mit so vielen guten Konkurrenten besetzt und weil sie der Cup des spanischen Königs ist.“
Christian Plump, ein Nachkomme des Bremer Bankhausgründers Carl F. Plump, pendelt seit Jahren zwischen Wien, Bremen und Mallorca. In Wien lebt er, weil seine Ehefrau eine Österreicherin ist. Bremen ist seine Heimatstadt, in der er weiterhin viele berufliche und private Kontakte pflegt, und vor Mallorca liegt seine Elena Nova, die Jacht des Typs Swan 45.
Plump ist früher, mit seinen Vorgängerjachten, in der Nord- und Ostsee gesegelt. Er wurde 2007 mit der Hanseatic Lloyd IMS-Weltmeister und 2010 mit der Beluga ORC-Weltmeister. 2013 kaufte er die Elena Nova, baute sie um, verlegte sie ins Mittelmeer und gewann mit ihr 2016 in der Einheitsklasse Swan 45 seinen dritten Weltmeistertitel. Es waren die größten, bei Weitem aber nicht die einzigen Erfolge des Bremers, der den Premierensieg bei der Copa del Rey emotional auf die gleiche Stufe wie die WM-Triumphe stellt.
Christian Plump begann seine Sportkarriere 1965 als Mitglied des in Lemwerder beheimateten Weser-Yacht-Clubs Bremen. Segeln war ihm praktisch in die Wiege gelegt, die ersten Erfahrungen machte er auf dem Boot seines Vaters. „Ich bin auf dem Boot aufgewachsen“, sagt der 62-Jährige augenzwinkernd. Seit Mitte der 1990er-Jahre gehört er zur Segelkameradschaft Das Wappen von Bremen, deren Namen er heute noch in die Welt hinausträgt – ebenso wie die des Kieler Yacht-Clubs und des Norddeutschen Regatta-Vereins in Hamburg, bei denen Plump ebenfalls Mitglied ist.
Mit dem Wechsel in den Mittelmeerraum änderten sich für Christian Plump nicht nur die Wetterbedingungen, sondern auch der finanzielle Rahmen für die Ausübung seines nicht ganz billigen Sports. Hatte er seine früheren Boote stets auf die Namen seiner Sponsoren getauft, war das Vermarkten einer Jacht, die nicht in heimischen Gewässern segelt, wesentlich schwerer. „Ich musste erst einmal ein neues Sponsoring aufbauen“, sagt Plump. Und das führte letztlich zum Namen Elena Nova. Schon sein erstes eigenes Boot hatte Elena geheißen. Elena hätte eine Tochter des Ehepaars Plump heißen sollen. „Aber wir haben nur Söhne bekommen“, sagt der Segler.
Die beiden Söhne sind inzwischen längst erwachsen, doch irgendwie zählt nun ja auch eine Elena zur Familie – die Elena Nova, die neue Elena. Mit ihr hat Christian Plump auch 2018 wieder Großes vor. Gerade hat sich der Eigner mit seiner Crew getroffen, um abzustimmen, wer bei welcher Regatta dabei sein kann. Der Pool, aus dem Plump seine Mitstreiter auswählt, besteht aus etwa 25 Seglern. Viele aus Bremen, Bremerhaven, Brake oder Cuxhaven; einige aber auch aus dem Ausland. Plump ist Kontinuität wichtig. Mit Holger Lehning, dem sogenannten Boatcaptain, hat der Eigner alle drei WM-Titel geholt, mit seinem Taktiker Sten Mohr aus Dänemark immerhin zwei (2010 und 2016). Als Trimmer ist der Pole Piotr Przybylski gesetzt. „Ein sehr guter Mann“, sagt Plump.
Mohr, Przybylski, Lehning und der erfahrene Großsegeltrimmer Leif Tom Loose werden zur Mannschaft gehören, mit der Christian Plump die drei großen Regatten des Jahres 2018 in Angriff nehmen will: die Palma Vela im Mai, die Copa del Rey Ende Juli und die Titelverteidigung bei der WM Swan 45 im September vor Sardinien. Plump wird wieder eine hoch motivierte Crew aufbieten können, die im Sportalltag zum großen Teil in der Segel-Bundesliga startet. „Seit deren Einführung gibt es auch wieder mehr Talente“, sagt Plump. In den Wettfahrten besteht seine Mannschaft aus zwölf Mitgliedern. In der Einheitsklasse zu segeln, heißt nicht nur, dass alle mit demselben Bootstyp antreten, sondern auch, dass das gemeinsame Körpergewicht der Crew 950 Kilogramm nicht überschreiten darf.
Der Eigner, der zugleich auch der Steuermann sein muss, ist pauschal mit 85 Kilogramm eingepreist – es bleiben 865 Kilogramm für die restliche Mannschaft. „Das sind alles schlanke, durchtrainierte Kerle, die auch schnell sein müssen“, sagt Christian Plump. Er versucht, für die vielen anfallenden Aufgaben während der Wettfahrten möglichst viele Hände an Bord zu bekommen – da darf jeder einzelne Segler nicht allzu viel Gewicht auf die Waage bringen. Und er muss menschlich ins Team passen, das ist schließlich die Voraussetzung für das Erfolgsrezept des Eigners.
Christian Plump hinterfragt nach Wettfahrten beim gemeinsamen Essen nicht nur die Leistung der gesamten Crew, sondern stets auch seine eigene Leistungsfähigkeit. Ein Karriereende ist für ihn noch nicht in Sicht. „So lange es meine körperliche Fitness zulässt, werde ich wohl weiter segeln“, sagt er – und freut sich auf die drei großen Mittelmeer-Regatten dieses Jahres.