Es soll das größte Spiel der Vereinsgeschichte werden und der SV Hemelingen viel Spaß und viel Geld bringen – doch jetzt kostet die Teilnahme an der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals den Bremer Amateurverein erst einmal viele Nerven. So groß die Freude auch war, mit dem VfL Wolfsburg einen Erstligisten als Gegner gezogen zu haben: Die Suche nach dem passenden Stadion gestaltet sich schwierig. Denn das vorgesehene Stadion am Berliner Ring in Verden ist bei einer Begehung durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) am Donnerstag zunächst einmal durchgefallen. Und das nur knapp vier Wochen vor dem Termin: Die Partie zwischen Hemelingen und Wolfsburg wurde für den 16. August angesetzt. Auch die Anstoßzeit steht für jenen Sonnabend schon fest: 15.30 Uhr. Das Spiel wird live vom TV-Sender Sky übertragen.
Das Hauptproblem: Das Spielfeld in Verden ist nach den Vermessungen des DFB zu kurz. Auf eine Länge von 96 Metern kam die Platzkommission am Donnerstag, das ist gleich mehrere Meter zu kurz. Bei 100 Metern könnte man von einem Toleranzbereich sprechen, der noch akzeptabel wäre. 106 Meter wären für ein Spiel im DFB-Pokal optimal.
Und nun? "Ich glaube noch daran, dass wir dieses Spiel in Verden austragen können", sagt Hemelingens Trainer Günter Tuncel. Neben der Länge des Platzes soll es jedoch noch weitere Auflagen vom DFB geben, die man für ein Spiel in Verden erfüllen müsse. Das haben sie beim Bremen-Ligisten zumindest gehört. Worum genau es dabei geht, wissen sie aber noch nicht. Tuncel rechnet damit, diese Auflagen des DFB zu Beginn der neuen Woche zu erhalten. Er sagt: "Die Stadt Verden ist ein toller Partner und engagiert sich wirklich sehr, damit wir dort spielen. Ich sehe das Spiel in Verden noch nicht auf der Kippe." Was Tuncel und viele andere Hemelinger wundert: Werder Bremen spielt in den Sommervorbereitungen problemlos das erste Testspiel in Verden, für diese Partien der Bundesligaprofis war ein zu kurzes Spielfeld nie ein Thema. Zudem fand im Mai 2024 in Verden ein U18-Länderspiel zwischen Deutschland und Dänemark statt. Problemlos. Auch deshalb wurde die SVH jetzt ziemlich überrascht von der Stadion-Problematik.
Die Sache mit der Spielfeldlänge ließe sich vielleicht dadurch beheben, dass die einbetonierten Tore im Verdener Stadion ausgebuddelt und etwas weiter nach hinten versetzt werden. Dann wäre aber noch zu klären, ob es genügend Randsicherheit dahinter gibt. Und was das alle kosten würde (denn derlei müsste nach dem Spiel auch wieder zurückgebaut werden), ist noch völlig unklar. "Es darf natürlich keine Kostenexplosion für uns geben", betont Tuncel, "wir sind ein kleiner Amateurverein, unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Es soll einfach nur ein schönes Fußballfest für unseren Verein werden."
Einnahmen in Gefahr
Eine weitere Möglichkeit könnte sein, dass der VfL Wolfsburg sich einverstanden zeigt mit der Größe des Spielfeldes in Verden. Wenn die 96 Meter beide Vereine nicht stören, müsste natürlich auch noch der DFB damit einverstanden sein. Bis das alle geklärt ist, können die Hemelinger keine Eintrittskarten verkaufen – auch das ist wenige Wochen vor dem Spieltermin inzwischen ein Problem. Denn die Einnahmen aus dem Ticketverkauf sind für einen Amateurverein in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals ein relevanter Faktor.
Sollten sich die Hemelinger Hoffnungen zerschlagen, in Verden spielen zu können, kämen die üblichen Verdächtigen wieder ins Spiel – plus ein Joker. Die üblichen Verdächtigen wären das Stadion in Delmenhorst (für das es vom DFB aber noch keine Genehmigung gibt) sowie das noch etwas größere Stadion in Oldenburg, wo auch Atlas Delmenhorst gegen Mönchengladbach spielt, jedoch einen Tag später. Dort wäre ein Doppelspieltag möglich, wogegen die Polizei aber Bedenken hat. Die Marko-Mock-Arena in Oberneuland käme eher nicht infrage, heißt es bei der SV Hemelingen, weil unter anderem die Zuschauerkapazität dort zu gering wäre. Der Joker wäre ein Tausch des Heimrechts, wenn der DFB hier mitmacht. Dann würde das Spiel, so hört man aus Wolfsburg, aber eher nicht im großen Bundesligastadion des VfL stattfinden, sondern im benachbarten, etwas kleineren, aber sehr schicken Stadion der Wolfsburger Fußballfrauen im Allerpark. Diese Arena hat eine Kapazität von etwa 5200 Plätzen.
Ein Umzug ins Weserstadion ist aus Kostengründen illusorisch, denn es würden wohl nicht die erforderlichen 10.000 bis 15.000 Menschen zu einem Spiel zwischen Hemelingen und Wolfsburg kommen. Eine solche Zuschauerzahl wäre aber mindestens erforderlich, um die hohen Kosten für eine Anmietung des Weserstadions stemmen zu können.
Günter Tuncel sieht es noch gelassen: "Unser Spiel wird auf jeden Fall irgendwo stattfinden. Der DFB, die Stadt Verden und auch der VfL Wolfsburg sind tolle Gesprächspartner, die uns als kleinen Verein bestmöglich unterstützen." Wenn man die weiteren Auflagen und die damit verbundenen Kosten kenne, müsse man alles gründlich abwägen, sagt Tuncel. Doch die Zeit drängt. Vier Meter klingt wenig – sie sind im Moment aber Hemelingens größtes Problem.
Am Montag soll es weitere Gespräche mit der Stadt Verden geben, um eine Lösung mit Rollrasen hinter dem Tor zu finden. Der DFB drängt auf eine schnelle Klärung.