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Spielen an der Konsole Wie geht es weiter mit E-Football?

Als Alternative zum realen Fußball wollten acht Bremer Vereine mit einer E-Football-Abteilung neue Mitglieder anlocken. Mancherorts stagniert das Interesse, aber es gibt Hoffnung, dass es wieder besser wird.
18.01.2022, 14:30 Uhr
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Wie geht es weiter mit E-Football?
Von Mario Nagel

Die E-Football-Szene wächst in Bremen nicht mehr so stark wie zu Beginn der Corona-Pandemie. Zwar vermelden einzelne Vereine nach wie vor ein hohes Interesse, doch insgesamt stagniere die organisierte Szene derzeit. Das zumindest ist der Eindruck im Bremer Fußball-Verband (BFV): „Unsere Wahrnehmung ist, dass E-Football während der Pandemie ein großes Thema bei den Spielern war, das Interesse seit der Wiederaufnahme des physischen Spielbetriebs aber etwas zurückgegangen ist“, sagt David Dischinger, der beim BFV als Social-Media-Redakteur tätig und für den E-Football-Bereich zuständig ist.

Tobias Ketz, Leiter der E-Sports-Abteilung beim Habenhauser FV, kann diese Eindrücke nicht teilen: „Wir verzeichnen weiterhin ein steigendes Interesse und haben auch einen recht guten Zulauf.“ Ketz beobachtet stattdessen seit anderthalb Jahren, wie das Team um ihn herum immer weiter wächst. Zwölf Mitglieder umfasst die Abteilung mittlerweile, die sich auf dem Vereinsgelände einen entsprechenden Raum eingerichtet hat. „Natürlich gab es in den vergangenen anderthalb Jahren auch Höhen und Tiefen, aber insgesamt spüren wir, dass die Nachfrage weiter da ist“, sagt Ketz. Das deckt sich auch mit einer Bitkom-Umfrage aus dem Sommer 2021, laut der mittlerweile fast die Hälfte aller Deutschen regelmäßig Computer- oder Videospiele nutzt.

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Nicht nur coronabedingt erlebt die E-Football-Szene in Bremen seit zwei Jahren einen Boom. Auch der Bremer Fußball-Verband hatte daran einen Anteil, als er im Oktober 2019 ein Pilotprojekt mit dem Titel "E-Football im Jugendsport" startete. Acht Vereine wurden dabei mit je einer Playstation 4, zwei Bildschirmen sowie dem Fußballsimulationsspiel Fifa 20 ausgestattet. Ziel des Projekts: Junge Menschen an den Vereinssport binden, die dem realen Sport nicht mehr nachgehen wollen oder können.

Im März 2021 wurde das Pilotprojekt abgeschlossen. Seither veranstaltete der Bremer Fußball-Verband zwar einige Turniere, einen Zulauf weiterer Vereine gab es aber nicht. Im Verband selbst seien die Kollegen derzeit vor allem mit der Planung rund um den physischen Spielbetrieb beschäftigt, das Thema E-Football sei daher etwas in den Hintergrund gerückt. „Aber wir sind daran interessiert, bald wieder ein Projekt auf die Beine zu stellen und den E-Football voranzubringen“, sagt Dischinger.

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Am 27. Januar 2022 wird der BFV zudem die Landestrophy ausrichten, bei der in Teams um die Teilnahme am DFB-E-Pokal gespielt wird. Bei den bisherigen Turnieren hatte Dischinger ein hohes Interesse wahrgenommen, auch die Teilnehmerzahlen verdeutlichten, dass es gerade unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine wachsende Nachfrage gibt.

Ein hohes Interesse bei den vom Habenhauser FV veranstalteten Turnieren und Veranstaltungen verzeichnete auch Tobias Ketz. Der Verein aus dem Bremer Süden richtete unter anderem ein Turnier im Hansa-Carré in Hastedt aus, über 130 Anmeldungen gab es für die 64 Plätze. Die Nachfrage sei also da gewesen, auch das Niveau der Spiele sei hoch gewesen. „Dazu ist es uns aber wichtig, dass es nicht nur um das Zocken an sich geht. Wir wollen auch einen Mehrwert schaffen“, sagt Ketz. 

Beim Turnier im Hansa-Carré hätten deshalb verschiedene Institutionen und Verbände ihre Arbeit vorgestellt, auch konstruktive Diskussionen auf einer Bühne seien geführt worden. Das alles hat laut Tobias Ketz ebenfalls das Ziel, mehr Spieler an die Vereine zu binden. „Während der Pandemie haben wir uns notgedrungen auch mal online getroffen und vernetzen müssen, aber das Ziel ist es ja, die Mitglieder ins Vereinsleben zu integrieren.“ Das gelänge immer besser, auch wenn zum zwölfköpfigen Team bislang lediglich männliche Sportler gehören. „Wir laden auch Spielerinnen ein, sich uns anzuschließen. Hier scheint das Interesse aber weniger hoch zu sein“, hat Ketz beobachtet.

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Ideen, wie die vom Verband organisierte E-Football-Szene in Bremen weiter wachsen kann, will der BFV in verschiedenen Gesprächen in den kommenden Wochen sammeln. „Unser Ziel sollte es sein, mit einem erneuten Projekt das Thema E-Football für die Vereine attraktiv und interessant zu machen“, sagt Dischinger. Dazu brauche es aber auch im Verband noch ein oder zwei weitere Kollegen, die das nötige Wissen und auch eine entsprechende Motivation mitbringen, sich der Thematik anzunehmen. „Denn bei vielen Vereinen kommt der Eindruck durch, dass sie derzeit andere Themen im Auge haben oder sich schlicht nicht mit der Möglichkeit auseinandersetzen wollen.“

Dass der E-Football nicht in Konkurrenz zum aktiven Fußball steht, sondern einen Mehrwert für die Vereine bietet, müsse in Gesprächen deutlich gemacht werden. Tobias Ketz wünscht sich jedenfalls, dass der Verband weiterhin das Heft des Handelns in die Hand nimmt: „Die E-Football-Community organisiert sich zwar auch gut selbst, aber wir wollen gut strukturierte Offline-Turniere. Und da haben wir ein hohes Interesse daran, dass da auch vom Verband etwas organisiert wird. Langfristig muss es das Ziel, eine eigene Landesliga zu haben.“ 

Zur Sache

Hohes Interesse an professionellem E-Football

Während die E-Football-Szene im Bremer Amateurbereich nur bedingt wächst, kann sich die professionelle E-Sports-Abteilung des SV Werder Bremen nicht über mangelndes Interesse beschweren. „Unsere Zuschauerzahlen sind im Vergleich zur Vorsaison gestiegen, auch allgemein spüren wir weiterhin ein großes Interesse“, sagt Dominik Kupilas, Leiter Business Development & E-Sports beim SV Werder Bremen. Die Spiele der Bremer E-Sportler werden zwar nicht mehr bei ProSieben Maxx im Fernsehen übertragen, da die Deutsche Fußball-Liga (DFL) einen Deal mit MagentaTV abschloss. Laut Kupilas sei aber zu hören, dass das Feedback nach wie vor positiv sei. Das wachsende Interesse mache der Verein zudem an den Aufrufzahlen auf der Streamingplattform Twitch fest, auf der die Werder-Spiele ebenfalls gezeigt werden, sowie an den steigenden Reichweiten bei Social Media und einer sehr guten Nachfrage beim Sponsoring. 

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