Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Rugby Ein begabter Gedrängehalb

Ibb Mayr spielt Rugby bei Bremen 1860 – und demnächst auch in der schwedischen U 18-Nationalmannschaft. Die bescheidene Popularität der Sportart in Deutschland kann für die Spieler sowohl Segen als auch Fluch sein.
15.06.2018, 21:08 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Ein begabter Gedrängehalb
Von Serena Bilanceri

Ibb Mayr war erst vier Jahre alt, als er mit seiner Familie nach Bremen zog. Seine Eltern hatten in der Hansestadt neue berufliche Perspektiven gefunden. An die Zeit davor, in Schweden, kann er sich heute noch vage erinnern. Der Rugby-Spieler von Bremen 1860, heute 17 Jahre jung, ist seit jenem Tag immer wieder während der Sommerferien in die Küstenstadt Malmö zurückgekehrt.

So konnte er seine Erinnerungen an Skandinavien aufrechterhalten. So lernte er auch die Sportart kennen, in der er heute glänzt. Und zwar so stark, dass auch der Auswahltrainer der schwedischen U 18-Nationalmannschaft auf ihn aufmerksam geworden sind. Mayr ist als junger Rugby-Spieler talentiert – so sehr, dass er jetzt in den Kader des schwedischen Nationalteams berufen wurde.

„Ich wurde vom Trainer der schwedischen Mannschaft, mit der ich im Sommer trainiert habe, vorgeschlagen – zum Glück gibt es nicht so viele andere in meinem Alter“, sagt er. Der 17-Jährige spricht von Glück, seine Bremer Mitspieler von den sehr guten Qualitäten des Nachwuchsspielers.

Nicht der Erste in der Familie

Auf dem Spielfeld trägt Mayr die Nummer neun. Das ist die Rolle des sogenannten Gedrängehalbs – eine wichtige Rolle im Team, erläutert 1860-Vereinssprecherin Liane Janz. Die Nummer neun verbindet im Rugby die vordere mit der hinteren Hälfte der Mannschaft. Während die Körper der Spieler im sogenannten Gedränge eine kompakte Masse bilden, wartet der Gedrängehalb, dass der Ball zwischen den Beinen der letzten Stürmer sichtbar wird und sich in greifbarer Nähe befindet. Gelingt die Ballübernahme, muss er schnell genug sein, um das „Ei“ aus der Gefahrenzone zu schaffen.

Der 17-jährige Mayr ist nicht der Erste in seiner Familie, der den ovalen Ball in der Hand hält. Sein älterer Bruder spielt auch in einer schwedischen Mannschaft, ebenfalls mit der Nummer neun. Er sei sein Vorbild, sagt Mayr. Durch ihn habe er sich dieser Sportart angenähert. Vor vier Jahren hat er sich erstmals auf dem Spielfeld versucht. Und das nur, weil der Bruder, der schon Rugby spielte, ihn dazu verleitet hat. „Und hier in Bremen haben mich Freunde dann zu der Mannschaft gebracht“, erzählt er.

Lesen Sie auch

Ibb Mayr, blonde Haare und hellblaue Augen, ist noch ein Schüler. Sein Abitur wird er am Ökumenischen Gymnasium Oberneuland ablegen. Daher muss er die Zeit zwischen Hausaufgaben, Training und Rugby-Spielen – jetzt auch in Schweden – gut einteilen. Dies erfordert Einiges – vor allem ein gewisses Organisationstalent.

Denn die Länderspiele in Schweden überschneiden sich zum Teil mit der Schulzeit in Deutschland. „Am Anfang war es schwer, das mit der Schule zu koordinieren, aber mittlerweile haben sich alle daran gewöhnt“, sagt er. Auch weil eventuelle Abwesenheiten mit dem Interesse einer Auswahlmannschaft begründet werden. Mayr war schon zweimal im Trainingslager der schwedischen U 18-Nationalmannschaft.

Beim ersten Mal stand der Teamgedanke im Vordergrund. Die Spieler sollten sich zunächst kennenlernen. „Rugby ist ein Mannschaftssport“, sagt er. „Und in Schweden haben wir in kürzerer Zeit sehr viel zusammen trainiert.“ Es gebe beim Rugby meistens einen relativ engen Kontakt zwischen den Teammitgliedern. Die Gemeinschaft, die daraus entsteht, sei einer der schönen Aspekte dieser Sportart, findet der junge Mann.

Bescheidene Popularität

Beim zweiten Trainingslager stand hingegen ein Testspiel gegen Dänemark auf dem Programm. In Ländern wie Deutschland und Schweden ist die Rugby-Szene eher überschaubar. In Schweden gäbe es vielleicht noch weniger Spieler, aber auch die Einwohnerzahl sei niedriger, sagt Ibb Mayr. Nicht zu vergleichen mit Ländern wie Großbritannien oder Neuseeland, in denen Rugby zu den beliebtesten Sportarten gehört.

„Es gibt auch bei uns manchmal Trainer oder Schiedsrichter, die nur Englisch sprechen, da sie aus Rugby-Ländern kommen“, merkt der junge Spieler an. Die relativ bescheidene Popularität dieser Sportart in Deutschland kann für die Spieler sowohl Segen als auch Fluch sein. Einerseits ist die Konkurrenz nicht so groß wie in anderen Ländern, andererseits ist es für sie nicht einfach, diese Leidenschaft zum Beruf zu machen.

Eine Karriere als Profi-Sportler gehört aber auch nicht zu Ibb Mayrs Prio­ritäten. „Es wäre nicht schlecht, aber es ist nicht mein Ziel“, sagt er. Der Schüler will nach dem Abitur studieren. Welches Fach, das steht für ihn noch nicht fest. Klar ist nur eines: „Ich will im Ausland studieren, nicht in Deutschland.“ Mal etwas Neues aus­probieren. Und, natürlich, immer weiterspielen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)