Am Sonntag konnten die Fans und Spieler der Adler Mannheim aus nächster Nähe bestaunen, wer bei ihnen kommende Saison das Tor hütet: Denn beim Auswärtsspiel der Fischtown Pinguins in Mannheim zeigte Nationaltorhüter Maximilian Franzreb sein ganzes Können. Von den vielen guten Spielen, die er in dieser Saison schon gezeigt hat, was es das beste. Ob Schüsse aus der Distanz oder aus nächster Nähe, ob mit oder ohne Schläger in der Hand – Franzreb brachte die Angreifer der Adler Mannheim oft zur Verzweiflung. In einem umkämpften und engen Spiel konnte nur Markus Hännikäinen den Bremerhavener Torhüter mit einem wuchtigen Schuss und mithilfe des Innenpfostens überwinden (51.). Nach der 0:1-Niederlage sagte Franzreb: „Es war ein richtig gutes Spiel von uns, aber es war klar: Wer das erste Tor schießt, der gewinnt.“
Die prächtige SAP-Arena mit ihren 15.000 Plätzen wird ab Sommer 2025 Franzrebs Heimstadion sein. Den Wechsel nach Mannheim pfeifen alle Spatzen, Möwen und sonstigen Vögel von den Dächern der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Auch wenn sein neuer Arbeitgeber den Transfer noch nicht offiziell verkündete, ist Franzrebs Wechsel nach dann vier Jahren in Bremerhaven nach Informationen des WESER-KURIER bereits besiegelt.
Franzreb hat sich diesen Schritt nicht leicht gemacht, zumal die Pinguins bis zuletzt mit einem sehr guten Vertragsangebot um eine weitere Zusammenarbeit kämpften. Das wichtigste Kriterium war aber nicht das Geld, sondern die Perspektive für die weitere Karriere. Zwar haben die Bremerhavener in den vergangenen Jahren gezeigt, dass man auch an der Küste erfolgreich Eishockey spielen kann – jedoch vor allem als Mannschaft, nicht als einzelner Spieler. Bundesweit haben Pinguins-Profis weiterhin nicht die große Lobby. Franzreb will als fester Bestandteil der Nationalmannschaft die nächsten Schritte der Karriere machen, mit 28 Jahren ist es Zeit dafür.
Er hätte auch zu anderen größeren Vereinen in der DEL gehen können, hat sich aber für einen der stärksten Konkurrenten von Red Bull München entschieden: Denn dort, bei den Bayern, steht der aktuelle Nationaltorhüter Mathias Niederberger (31) im Tor, und an dem muss und will Franzreb in den kommenden Jahren im deutschen Team vorbei. Ein Wechsel nach München schloss sich deshalb aus, auch wenn es logisch gewesen wäre, wenn der finanzstärkste Verein der DEL sich den aktuell besten Torhüter der Liga geschnappt hätte. In Mannheim sieht Franzreb die besten Chancen, seinen Stellenwert für die Nationalmannschaft zu erhöhen. Im vergangenen Sommer ging schon Nationalspieler Lukas Kälble diesen Weg, auch er verließ die Pinguins und wurde ein Adler.
Natürlich wird Franzreb in Mannheim auch mehr Geld verdienen, hinter den Kulissen der DEL heißt es, sein Jahreseinkommen würde sich verdoppeln. Generell ist dieser Wechsel so, als würde ein Fußballprofi vom SV Werder zu Bayern München gehen. Es ist in allen Belangen eine andere Kategorie.
Was in den Play-offs war, nagt an ihm
Beim Deutschland-Cup im November trug Franzreb erstmals nach einem Jahr Pause wieder das Nationaltrikot, kurz danach war sein Wechsel in trockenen Tüchern. In Zukunft, das ist dem ehrgeizigen Torhüter wichtig, will er keine Weltmeisterschaft mehr verpassen – und das ist ein Schuh, den sich die Pinguins anziehen müssen. Dass Franzreb dort trotz seines starken Comebacks nach der Schulter-Verletzung im Frühjahr nicht in den Play-offs spielen durfte und somit nur Zuschauer war beim Gewinn der Vizemeisterschaft, das hat ihn getroffen. Und es hat ihn die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2024 gekostet, weil kein Torhüter zu so einem Turnier fahren kann, wenn er im Verein nicht spielt. Der damalige Pinguins-Trainer Thomas Popiesch entschied sich in den Play-offs für Franzrebs Konkurrenten Kristers Gudlevskis, der für den verletzten Kollegen eingesprungen war. Eine Rotation der Torhüter in den Play-offs wollte Popiesch nicht.
Im Sommer danach hat Franzreb viele Wochen gegrübelt, wie es in seiner Karriere weitergehen soll. Die Angebote häuften sich, das war für ihn eine komfortable Situation. Er musste sich nun entscheiden. Ursprünglich sollte er als deutscher Nationalspieler das Gesicht des Bremerhavener Eishockeys werden. Das war der Plan, als Manager Alfred Prey ihn 2021 aus Bad Tölz holte. Diese Rolle bleibt nun Kapitän Jan Urbas vorbehalten. Nach dessen Karriere muss sich ein anderer finden.