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Schwimm-Event abgebrochen Nächste große Panne im Horner Bad

Im Januar waren es die internationalen Bestenkämpfe von Bremen 10. Jetzt waren es die norddeutschen Nachwuchsmeisterschaften. Erneut musste ein Wettkampf im neuen Horner Bad abgebrochen werden.
15.05.2023, 16:52 Uhr
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Nächste große Panne im Horner Bad
Von Olaf Dorow

Er hatte vier Siegerpokale bestellt, aber die bekommt jetzt niemand mehr. Die stehen jetzt bei ihm zu Hause herum. Tobias Bader, im Ehrenamt Schwimmtrainer und Vorstandsmitglied beim TuS Huchting, hat seit Montag noch eine Menge mehr zu bieten von Sachen, die er und sein Verein geordert haben, die aber nicht zum Einsatz kamen. Rund 50 bis 60 Medaillen wären da zum Beispiel, sagt er. Oder ganz viel Suppe. "Möchten Sie etwas Suppe", fragt er den Reporter mit einem Schuss Sarkasmus. Auch Mineralwasser könne er im Überfluss bieten. "Wasser bis nach Meppen", sagt Tobias Bader.

Grund für all das ungewollte Zuviel: Ausrichter TuS Huchting brach den Schwimmwettkampf im Horner Bad am Sonntag ab. Es hatte sich um die norddeutschen Mehrkampf-Meisterschaften der Jahrgänge 2011 und 2012 gehandelt, über Nacht waren die Pumpen ausgefallen. Knapp 270 junge Schwimmer aus acht Bundesländern waren zu der zweitägigen Veranstaltung nach Bremen gekommen, dazu all die Betreuer. Am Sonntag reisten sie ergebnislos wieder ab. Es wurden keine Medaillen und Pokale verteilt, auch das Mittagessen für die Aktiven, Kampfrichter und Betreuer fiel flach. Tobias Bader und seine Frau, die ebenfalls mithilft beim TuS Huchting, brauchen sich über zusätzlichen Schriftkram nicht zu beklagen. Zig Vereine hatten gemeldet, nun müssen Gebühren rückerstattet werden.

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Wenn es sich nicht um das neueste Bremer Bad handeln würde, hätte ein technischer Defekt wohl deutlich stärker zu den Risiken und Nebenwirkungen eines Schwimmwettkampfs gerechnet werden können. Aber so? Das Horner Bad, das mittelfristig das technisch schwer angeschlagene Unibad ersetzen soll, hatte im Laufe seiner Errichtung circa doppelt soviel Baukosten verschlungen, wie ursprünglich eingeplant waren. Am Ende waren es rund 28 Millionen Euro. Abgesehen von kleineren Pannen und Defekten wurde nun ein zweites Mal ein größerer Schwimmwettkampf darin vorzeitig beendet. "Kennen wir", kommentierten laut Tobias Bader Vereinsvertreter aus Berlin, "aber bei uns fällt was aus, weil die Halle 40 Jahre alt ist."

Bereits im Januar hatten im neuen Bremer Bad die international ausgeschriebenen Bestenkämpfe von Bremen 10 vorzeitig beendet werden müssen. Vereinfacht gesagt war eine Beckenwand beim Verschieben aus den Fugen geraten. Während der Osterferien sei die Halle geschlossen gewesen und der Mangel durch die städtische Gesellschaft "Bremer Bäder" beseitigt worden. Diesmal sei in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag der Kompressor ausgefallen, teilt Geschäftsführerin Martina Baden mit. "Hier dürfte ein Totalschaden vorliegen, das wird gerade geprüft. In großer Eile hat sich die Bremer Bäder GmbH mit einem Team vor Ort bemüht, einen Ersatzkompressor anzuschließen. Das ist auch gelungen. Durch die Zeitverzögerung hat sich der veranstaltende Verein allerdings für den Abbruch des Wettkampfes entschieden, was wir sehr bedauern, aber natürlich auch respektieren", sagt sie auf Anfrage des WESER-KURIER.

Zum Abbruch habe es keine Alternative gegeben, sagt Tobias Bader. Um neun Uhr habe der aus acht Teildisziplinen bestehende Mehrkampf am Sonntag fortgesetzt werden sollen, der für das Gros des zehn- bis zwölfjährigen Schwimm-Nachwuchses der erste größere überregionale Wettbewerb werden sollte. Kurz nach halb acht sei er in die Halle gekommen, erzählt Bader, und er habe absolute Stille vernommen. Was ein schlechtes Zeichen sei, denn es zeige an, das die Pumpen nicht laufen. Der Hauptkampfrichter habe das Becken gesperrt, damit kein Kind schon mal zum Einschwimmen ins Wasser springt. Wasser wäre ansonsten herausgeschwappt, wäre nicht mehr über die Filteranlage zurückgeflossen, die Sicherheit der Kinder wäre nicht gewährleistet. "Es geht um Keime", sagt Bader.

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Ein Bremer-Bäder-Team habe sich intensiv um eine Reparatur bemüht. Kurz vor zehn Uhr habe es signalisiert: Könnte klappen, dass die Pumpen bald wieder laufen, der Wettkampf könnte eventuell ab 11.30 Uhr oder 11.45 Uhr mit dem Einschwimmen fortgesetzt werden. Doch das war für etliche Vereine zu spät. Einige Teilnehmer wären nicht mehr zurück auf ihre Nordseeinsel gelangt, sagt Bader. Andere wären mit dem Zug nicht mehr nach Eisenhüttenstadt oder Cottbus gekommen. Der Vorschlag, Pokale und Medaillen nach dem Zwischenstand vom Samstagabend zu vergeben, wurde mit großer Mehrheit unter den Vereinsvertretern abgelehnt. Die weitaus aussagekräftigeren Disziplinen waren für den zweiten Tag vorgesehen. Kurz nach zehn Uhr habe der Hauptschiedsrichter entschieden: Wir brechen ab. Mit drei oder vier Stunden Verspätung lasse sich das überregionale Event nicht mehr fortführen.

Und wie ließen sich Hunderte Kinder vom Becken fernhalten? Wie ihnen vermitteln, dass ihr erster großer Wettkampfhöhepunkt, nun ja: ins Wasser fällt? "Das war schon Horror", gibt Tobias Bader zu. "Die Kinder waren enttäuschter als die Trainer", sagt er. Weil die Pumpen irgendwann doch wieder zu hören waren, konnten etliche nicht verstehen, warum die weiteren Rennen und eine eventuelle Siegerehrung nun ausfallen mussten. Tränen seien nicht zu knapp geflossen. Das bestätigte auch Harald Wolf, Leistungssport-Koordinator an der Sportbetonten Schule Ronzelenstraße und ehemaliger Bremer Landestrainer. Mit ordentlich Groll, sagt Wolf, habe er kurz nach der Absage für die Wettkampf-Kinder auf der Homepage der "Bremer Bäder" lesen müssen: Ab 14 Uhr sei das Bad wieder fürs öffentliche Schwimmen freigegeben.  

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