Herr Urbas, die Fischtown Pinguins spielen die beste Saison der Vereinsgeschichte – ist dieses Jahr der perfekte Zeitpunkt, mit dieser Mannschaft etwas Großes zu erreichen?
Jan Urbas: Bis hierher ist das wirklich eine großartige Saison, wir spielen das beste Eishockey, das ich in Bremerhaven je erlebt habe. Das zeigen auch die Ergebnisse und die Tabelle. In die Play-offs gehen wir jetzt definitiv mit einem guten Gefühl und einer Menge Selbstvertrauen. Wenn wir so weiterspielen und es schaffen, noch eine Schippe draufzulegen und die allerletzte Energie freizusetzen – dann haben wir mit diesem besonderen Teamgeist, der uns einfach auszeichnet, gute Chancen, etwas zu erreichen. Ich glaube an diese Mannschaft, wir zeigen diese Leistung schon die ganze Saison. Jetzt kommt mit den Play-offs die Zeit, wo es wirklich zählt.
Der Verein und die Fans träumen davon, erstmals das Halbfinale zu erreichen. Ist das auch Ihr Traum – oder wollen Sie mehr?
Natürlich denkt man im Hinterkopf an jedes Szenario, das uns in den kommenden Wochen bevorstehen könnte. Aber in den Play-offs musst du ein Spiel nach dem anderen angehen, wir starten erst einmal mit den Viertelfinals. Da zählt es nichts mehr, was wir in der Hauptrunde geleistet haben. Wir müssen jetzt jeden Gegner schlagen.
Zu Saisonbeginn gab es eine kuriose Situation, als eine Zeitung irrtümlich Ihr Karriere-Ende vermeldete. Was war danach auf Ihrem Handy los – und konnten Sie ein wenig darüber schmunzeln?
Das war wirklich kurios. Ich hatte nie über ein Ende meiner Karriere gesprochen, es war also einfach nicht wahr. Plötzlich hatte ich ganz viele Nachrichten auf dem Handy und Leute riefen mich besorgt an, was denn bei mir los sei. Ich war total überrascht, ich konnte das anfangs gar nicht einordnen. Warum bekam ich plötzlich solche Fragen? Wie gesagt, ich hatte für mich selbst noch nicht mal entschieden, wie lange ich noch spielen möchte. Am Ende war die ganze Aufregung irgendwie lustig, als klar war, dass nur ein harmloses Zitat aus der Stadionzeitung falsch interpretiert worden war. Ich konnte darüber lachen, weil ich wusste, dass ich noch nicht aufhöre.
Sie können auch jetzt nicht aufhören, schließlich spielen Sie gerade wieder eine herausragende Saison. Können Sie den Fans versprechen, dass Sie noch ein oder zwei Jahre dranhängen?
Es ist noch nichts entschieden, ich bin noch in Gesprächen mit dem Verein. Wir wollen uns jetzt erst einmal auf die Play-offs konzentrieren, danach setzen wir uns wieder zusammen und werden sehen, wie es weitergeht.
Vor der Saison haben Sie einen besseren Tabellenplatz als Ziel genannt, um Vorteile in den Play-offs zu haben. Hätten Sie je gedacht, dass es sogar Platz 1 wird?
Um ehrlich zu sein, willst du immer als Erster die Hauptrunde beenden. Unser primäres Ziel als Team war, die Top-6 zu erreichen. Das hatten wir irgendwann geschafft, aber es gab noch eine Menge Spiele und wir waren ganz vorne dabei – da wusste ich, dass für uns mit der Art, wie wir spielen, noch mehr drin ist. Auch wenn wir zwischendurch ein paar Niederlagen hatten, habe ich nicht gezweifelt. Und wir haben es im letzten Spiel in Berlin bewiesen: Wenn wir richtig gut spielen, dann können wir jeden schlagen. Berlin war stark, die wollten auch Erster werden – aber wir waren als Mannschaft besser, jeder hat alles gegeben. Das macht mich zuversichtlich, dass wir wirklich etwas Großes erreichen können.
Es gab einige Hürden in der Saison: Die schwere Verletzung von Torhüter Maxi Franzreb. Die Gerüchte, dass Trainer Thomas Popiesch aufhört. Der Wechsel im Management, wo Sebastian Furchner stückweise Aufgaben von Alfred Prey übernahm. Wie haben Sie es als Kapitän geschafft, das Team trotzdem auf Kurs zu halten?
Viele Jungs in unserer Kabine sind echte Führungsspieler. Wenn du so ein starkes Team hast und einen so guten Zusammenhalt derjenigen, die schon viele Jahre hier spielen – dann kannst du viele solcher Hindernisse überwinden. Als Maxi verletzt war, hat Kristers Gudlevskis plötzlich fast alle Spiele machen müssen. Er hat das großartig gemacht, er hat einen Preis verdient. Ich denke wirklich, er könnte Torhüter des Jahres werden. Es gibt im Sport immer viele Gerüchte, es gibt immer Dinge, die um eine Mannschaft herum passieren können – dazu gehören auch schwere Verletzungen, bei denen dann eben andere bei uns eingesprungen sind und die Ergebnisse geholt haben. Das zeugt von unserer Stärke. Wenn du auf dem Eis zusammenhältst, kannst du viel überstehen und auch viel erreichen.
Viele kennen die Fischtown Pinguins nur mit dem Manager Alfred Prey, das gilt auch für Sie. Haben Sie ihm gesagt: Du kannst doch noch nicht 70 Jahre alt sein, du musst weitermachen?
Wir können die 70 Jahre bei ihm leider nicht wegdiskutieren, er hat diesen tollen Geburtstag ja wirklich gefeiert. Er hat immer einen großartigen Job gemacht. Und das macht er auch diese Saison. Dazu Hauke Hasselbring als Geschäftsführer und Sebastian Furchner als neuer Sportchef – ich denke, dieses Trio wird ein noch stärkeres Management bilden. Ich denke, es ist kein gravierender Wechsel: Alfred Prey wird noch viele Aufgaben im Verein haben, und Sebastian Furchner hat sich schon sehr gut eingearbeitet. Es wird nie möglich sein, eine Persönlichkeit wie Alfred Prey eins zu eins zu ersetzen. Aber ich bin zuversichtlich, dass der Verein auch für die Zukunft gut aufgestellt ist. Sebastian Furchner ist ein Gewinn, es spricht für Alfreds Weitsicht, Jüngere heranzuführen.
Am Sonntag starten für Sie die Play-offs. Was war in dieser Woche wichtiger: Erholung oder Training?
Eine Mischung aus beidem. Wir hatten zwei Tage frei, haben dann aber auch wieder gut trainiert, vor allem noch einmal Fitness und Eislaufen. Das wechselt sich mit Erholungsphasen ab. Dazu sind wir auch noch Mannschaft des Jahres in Bremen geworden. Ab diesem Freitag liegt der Fokus voll auf der Spielvorbereitung.
Die Fans fiebern den Play-offs entgegen und unterstützen das Team schon die ganze Saison unermüdlich. Wie wichtig wird das in den Play-offs sein?
Unsere Fans sind wirklich die besten, die man sich wünschen kann. Ich weiß, ich habe das schon oft so gesagt – aber es stimmt einfach. In unseren Heimspielen fühlt es sich an, als hätten wir einen siebten Spieler auf dem Eis. So viel macht das aus. Auch auswärts ist die Unterstützung großartig, zuletzt sind viele Fans mit uns in Berlin gewesen. Das war ein tolles Zusammenwirken: Wir haben auf dem Eis unser Bestes gegeben, und die Fans haben das auf der Tribüne gemacht. Es ist wichtig, so eine Unterstützung zu haben. Ich hoffe, wir alle können das jetzt noch zwei Monate erleben…