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Vereinsfusion Freundliche Übernahme: ATSV Habenhausen "heiratet" den Polizei SV

Vor Corona hatte der ATSV Habenhausen 1600 Mitglieder. Nach Corona waren es schon 2100. Und nun sind es auf einen Schlag 2700. Wie kam es dazu?
09.09.2025, 12:38 Uhr
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Freundliche Übernahme: ATSV Habenhausen
Von Olaf Dorow

Es gibt Sportvereine, die älter als 100 Jahre sind. Sie haben eine schöne lange Tradition, aber sie haben bisweilen auch ein Problem: Sie sind zu klein geworden, um den Anforderungen in einer sich schneller drehenden Welt gerecht zu werden. Um sich eine hauptamtliche Geschäftsführung zu leisten, und um das sein zu können, was Vereine heutzutage im Idealfall sind: moderne Dienstleister. Experten raten dann schon mal zu einer Fusion, quasi zu einer Hochzeit – und so ist es jüngst in Bremen passiert. Der kleine Polizei SV, gegründet 1921, hat jetzt den deutlich größeren ATSV Habenhausen geheiratet. Und hat, um im Bild zu bleiben, den Namen des Bräutigams angenommen. Er heißt jetzt auch ATSV Habenhausen. Der WESER-KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen rund um diese Fusion.

Warum hat der Polizei SV das gemacht? Er hatte zuletzt noch rund 600 Vereinsmitglieder. "Das war zum Leben zu viel, zum Sterben zu wenig", sagt Jens Eckhoff. Er war in den vergangenen zwölf Jahren nicht nur als CDU-Politiker unterwegs, sondern nebenbei auch als 1. Vorsitzender des Polizei SV. Nur noch zwei Fußballmannschaften, nur noch neun Sportschützen im Verein – da seien die Abteilungen schließlich eingestellt worden. Sie hätten mangels Masse einfach zu viel Geld gekostet. Das Angebot an Sportarten beschränkte sich zuletzt auf Schwimmen, Badminton und Kampfsport. Der PSV-Notar habe geraten: Für Vereine mit weniger als 1000 Mitgliedern ist eine Fusion ein kluges Modell.

Wie lief der Zusammenschluss ab? Der PSV habe, sagt Eckhoff, vor drei Jahren begonnen, sich umzuschauen. Konkreter habe man sich die BTS Neustadt, den ATS Buntentor sowie den ATSV Habenhausen angesehen. "Der ATSV hat dann nach den ersten Kontakten einen schönen Brauttanz aufgeführt", sagt Jens Eckhoff – und Alexander Svoboda, 1. Vorsitzender des ATSV, schmunzelt dazu im Gespräch mit dem WESER-KURIER. Im vergangenen Jahr wurde auf den jeweiligen Jahreshauptversammlungen ein grundsätzliches Mitglieder-Okay eingeholt. Und Ende August wurde in beiden Vereinen abgestimmt. Zur ganzen Wahrheit gehört dabei auch, dass die Wahlbeteiligung übersichtlich ausfiel auf den außerordentlichen Versammlungen. Beim ATSV erschienen 88 von rund 2100 Mitgliedern zur Abstimmung, beim PSV 60 von rund 600. Beim ATSV gab es vier Gegenstimmen, beim PSV keine. Damit war beschlossen: Habenhausen ist der aufnehmende Verein, er wächst damit auf rund 2700 Mitglieder.

Waren Widerstände unter den Mitgliedern zu überwinden? Bedenken oder auch ein gewisser Frust hätten eher auf der emotionalen Ebene gelegen statt auf der sachlichen, sagt Jens Eckhoff. Natürlich sei es Vereinsmitgliedern mit jahrzehntelanger Bindung an den PSV schwergefallen, jetzt nicht mehr PSVer zu sein, sondern ATSVer. Einen Doppelnamen anzunehmen, hätte er seinen (dreimal mehr Mitgliedern) nicht verkaufen können, sagt wiederum Alexander Svoboda. Die Sorgen, dass mit Blick auf Bremens Engpass bei den Sporthallen die knappen Kapazitäten noch knapper werden, habe er zerstreuen können. Dazu waren die bisherigen Vereinsprofile zu verschieden. Der ATSV – Vorzeigesportart Handball – hatte bislang keine Schwimmer und gerade mal zehn Badminton-Spieler. Der PSV hatte keine Handballer, dafür zahlreiche Badminton-Spieler.

Was verspricht sich der Polizei SV von der Fusion? Auf jeden Fall weniger Geldsorgen – und mehr Professionalität in der Geschäftsführung. Sie lief bislang komplett im Ehrenamt. Der ATSV Habenhausen habe seine Geschäftsstelle mit immerhin sechs hauptamtlichen Mitarbeitern besetzt, sagt Alexander Svoboda. Zudem verfügte der aufnehmende Verein bislang über circa 150 Übungsleiter, aus denen durch den Polizei-SV-Beitritt nun circa 190 werden. Für ehemalige PSVer – oder Menschen aus dem Umfeld der rund 600 PSV-Mitglieder – ergibt sich eine neue und deutlich breitere Angebotspalette.

Was verspricht sich der ATSV Habenhausen? Auch er erweitert auf einen Schlag sein Angebot. "Wir können eine breitere Palette anbieten", sagt Alexander Svoboda, der den Vorstand des Vereins seit nunmehr fünf Jahren (ehrenamtlich) führt. Nicht ohne Stolz verweist er auf ein beachtliches Wachstum seines Vereins in der jüngeren Vergangenheit. Der ATSV gehörte zu jenen Bremer Vereinen, die durch kreative und flexible Angebote in den Jahren der Pandemie gewachsen sind statt geschrumpft. "Vor Corona hatten wir 1600 Mitglieder, nach Corona 2100", sagt Svoboda. Durch die Hochzeit mit dem Polizei SV sind es seit Neuestem rund 2700.

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