Während seine Teamkameraden ungeduldig hinter der Werbebande auf den Startschuss zum Jubeln warteten, stand Alexander Arnhold ein paar Meter weiter Seite an Seite mit Björn Fecker. Der Präsident des Bremer Fußball-Verbands umarmte den Mannschaftskapitän des Bremer SV noch einmal herzlich, bevor der Spieler mit dem Pokal in der Hand endlich zur großen Sause antreten durfte. Mit dem 1:0 über die Leher TS wurde der frisch gebackene Meister der Bremen-Liga am Sonnabend wie im Vorjahr Sieger des Lottopokals und hofft nun mit dem Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals erneut auf einen attraktiven Gegner.

In dieser Szene scheitert Lamine Diop (Nr. 14) am Leher Torhüter Torge Wiedenroth, doch zuvor hatte er bereits den goldenen Treffer für den Bremer SV erzielt.
Schon unmittelbar nach Spielschluss hatten sich die Akteure des BSV von ihrem Anhang feiern lassen. Der Rasen vor dem Fanblock war übersät mit blauen Schnipseln – kein Zweifel: Das beste Bremer Amateur-Team der vergangenen knapp zehn Monate hatte auch im Stadion des FC Oberneuland alles fest im Griff. 1729 Zuschauer in der Marko-Mock-Arena hatten einen überlegenen BSV gesehen, der trotz bester Chancen allerdings bis zum Abpfiff bangen musste. Ein Tor der Bremerhavener hätte zum Elfmeterschießen geführt, in dem der BSV 2017 gegen die Leher TS mit 8:9 den Kürzeren gezogen hatte.
Kurkiewicz verschießt Elfmeter
„Es wird ein Zitterspiel, das war uns schob vorher klar“, sagte Alexander Arnhold am Rande der Spielertraube, die sich ihren Fans ausgelassen hingab. Dieses Zitterspiel hätte sich der Bremer SV jedoch locker ersparen können, wenn er nicht ganz so fahrlässig mit seinen Chancen umgegangen wäre. „Wir waren heute im Angriff nicht abgezockt genug“, stellte Sebastian Kurkiewicz mit Kind auf dem Arm fest. Dabei hatte er selbst die größte Chance vergeben, als er in der 62. Minute mit seinem stramm geschossenen Elfmeter am überragenden Gäste-Torwart Torge Wiedenroth scheiterte.
Das 2:0 des Favoriten hätte die Leher TS vermutlich nicht verkraftet. So aber durfte sie weiter auf den „Lucky Punch“ hoffen – auf das eine Tor, mit dem sie den BSV für dessen laxe Chancenverwertung hätte bestrafen können. Fairerweise musste den Bremern aber attestiert werden, dass sie letztlich auch viel Pech hatten. Nach einem Kopfball von Arnhold lenkte Wiedenroth den Ball an den Pfosten (65.), später setzte Strafstoß-Unglücksrabe Kurkiewicz auch noch einen direkten Freistoß aus 16 Metern gegen die Torumrandung (84.).
„Der Bremer SV hat verdient gewonnen“, sagte LTS-Trainer Dennis Ley angesichts der starken zweiten Halbzeit des Gegners, „aber ich bin trotzdem stolz auf meine Mannschaft.“ Das konnte er auch sein, denn sie war in der ersten Halbzeit der Führung mehrfach sogar näher als der BSV. Doch als es darauf ankam, stand Lamine Diop in der 43. Minute nach einem Lattenabpraller goldrichtig und traf zum zu diesem Zeitpunkt glücklichen 1:0. Noch vor dem Wechsel hatte Jan-Niklas Kersten dann Pech, als er per Freistoß die Latte traf und das 1:1 damit verpasste.
Konzentration auf kommende Aufgabe
Am Ende waren sich aber alle einig, dass die Partie einen verdienten Gewinner bekommen hatte. „Wir müssen einfach das zweite Tor machen“, sagte der Sportliche Leiter des BSV, Ralf Voigt. Er strahlte natürlich trotzdem, denn dieser knappe Sieg ist mit dem Einzug in den DFB-Pokal viel Geld wert. Für ihn selbst sei der Aufstieg in die Regionalliga aber wichtiger, sagte er auch.

Relativ entspannt verfolgte Benjamin Eta das Spiel des Bremer SV. Der Trainer holte am Sonnabend seinen zweiten Titel in der Saison 2021/22, wird nach der demnächst anstehenden Regionalliga-Aufstiegsrunde den Verein aber verlassen.
In einer Woche unternimmt der BSV den nächsten, diesmal hoffentlich zum Ziel führenden Anlauf. Kein Wunder daher, dass der Sportliche Leiter und der Trainer ihre Blicke weniger aufs Feiern und mehr bereits auf die Aufstiegsspiele werfen. „Wir werden heute Abend noch schön zusammen essen“, sagte Voigt, wollte von einer rauschenden Party jedoch nichts wissen. „Ab Montag konzentrieren wir uns auf die Relegationsrunde“, sagte der scheidende Trainer Benjamin Eta. Also keine Party nach dem Pokaltriumph? „Das entscheiden wir spontan“, entgegnete er grinsend. Wer die Spieler in bester Laune im Stadion erlebte, konnte sich beim besten Willen auch nicht vorstellen, dass die Mannschaft abends nach dem Essen still auseinandergehen würde.
Sebastian Kurkiewicz und Alexander Arnhold jedenfalls ließen die Lust auf eine Party durchaus erkennen. Und die Vorfreude auf den nächsten Kracher im DFB-Pokal auch. „Am liebsten noch mal gegen die Bayern“, sagte der Mannschaftsführer. Klar, gegen den Rekordmeister hat der Bremer SV nach dem 0:12 im Vorjahr ja auch noch eine Revanche offen. „Werder oder Dortmund wären auch schön“, sagte Kurkiewicz. Einig waren sich beide, dass der Bremer SV auf jeden Fall wieder gegen einen Erstligisten auflaufen möchte. Das wäre dann die nächste Party.