Die Konsequenz aus der zweiten Niederlage in Folge ließ sich der Regionalliga-Tabelle entnehmen. „Jetzt wird’s wieder eng“, meinte Torsten Gütschow nach der 0:1 (0:1)-Heimpleite des Bremer SV gegen den FC St. Pauli II. Dabei hatte sein Team nicht nur die drei Punkte verloren, sondern in Sebastian Kmiec auch noch den Kapitän. „Es sieht nicht gut aus“, beschreibt der Trainer die Knieverletzung, die das Spiel für Kmiec bereits nach rund einer halben Stunde beendet hatte.
Begonnen hatte das Duell mit dem Nachwuchs des Kiezklubs unter recht ungewöhnlichen Voraussetzungen: Der Gast war ja als 18. angereist, hatte zuletzt fünfmal in Folge verloren und sich dabei vor allem regelmäßige Patzer in der Defensive geleistet. Also galt der Bremer SV als Favorit, zum ersten Mal in dieser Saison und vor der stattlichen Kulisse von 818 Zuschauern. Es sollte auch nicht sehr lange dauern, da wäre der Gastgeber dieser Rolle früh gerecht geworden – weil St. Pauli erneut gewisse Schwächen in der Abwehr offenbarte. Denn Sebastian Kmiec war nach einem Freistoß nur deshalb aus vier Metern zum Abschluss gekommen, weil Paulis Yiyoung Park ihn den Ball ungewollt vorgelegt hatte. Allerdings verzog der Bremer, und so blieb die große Chance ungenutzt (4.).
Andererseits wurde nur wenig später deutlich, dass auch der BSV nicht ganz so sattelfest in der Abwehr agierte: Ohne Jan-Luca Warm (5. Gelbe Karte) und Daniel Kunkel (verletzt) fehlten die etatmäßigen Außenverteidiger, und das merkte man dem Gastgeber an. Nur Sekunden später vermochte also Justin Gröger eine Linksflanke nicht zu verhindern, in der Mitte klärte der eingerückte Dylan Burke nicht konsequent, und deshalb durfte Serhat Imsak aus kurzer Distanz und im Nachsetzen zur Führung der Hamburger treffen. Ein kalte Dusche, die einen schwachen Spielabschnitt einleitete. „Wir haben die erste Halbzeit richtig verschlafen“, fasste Gütschow später zusammen. Der BSC hatte den verunsicherten Gegner mit dessen Treffer ja nicht nur mental aufgebaut. Er hatte in der Folge auch so gut wie kein Mittel gefunden, um die nach wie vor instabile Abwehr der Gäste unter Druck zu setzen. Die einzige Ausnahme: Ein 15 Meterschuss von Bjarne Kasper, der kurz nach seiner Einwechslung freistehend verzog (32.).
Immerhin wusste sich der BSV nach dem Wechsel aber zu steigern. „Da hat St. Pauli keine Chance mehr gehabt“, stellte Gütschow zufrieden fest. Weniger begeistert zeigte sich der Trainer aber mit der Chancenverwertung. Große Möglichkeiten für Goguadze (52.) sowie Lamine Diop und Allah Aid Hamid, die eine Goguadze-Flanke denkbar knapp verpassten (56,), blieben ungenutzt. Beim Lattentreffer durch Kevin Klings Kopfball (83.) war allerdings auch Pech im Spiel. Das galt ebenso für die womöglich entscheidende Szene der Partie: Nachdem Bjarne Kasper eine Ecke von Aid Hamid ins Pauli-Tor geköpft hatte, durfte nämlich nur kurz gejubelt werden. Denn das Schiedsrichtergespann verweigerte dem Treffer die Anerkennung, da der Ball auf dem Weg in die Mitte im Toraus gewesen sein soll (66.). „Für mich war das ein ganz klares Tor“, so Gütschow. Für den Trainer stand nach 90 Minuten fest: „Wir haben uns nicht belohnt, denn es war mindestens ein Punkt drin.“