Ein Teil der Mannschaft ist gleich nach dem Sieg gegen Lupo Martini Wolfsburg nach Mallorca geflogen. Dort feiert der Bremer SV also den über den Umweg der Relegation erreichten Klassenerhalt der Regionalliga Nord. Und weil derzeit ziemlich viele Fußballteams auf der Mittelmeerinsel weilen, dürfte der BSV-Reisegruppe schon Respekt und Anerkennung entgegengebracht werden. Diese sportliche Leistung war dem Aufsteiger ja keineswegs zugetraut worden.
Am Donnerstag kehrt die Mannschaft dann aus Mallorca zurück, pünktlich zum Abschiedsabend am folgenden Tag. Er markiert den Schlussakt einer Saison, die – abgesehen von der jüngsten Aufregung um eine angebliche rassistische Beleidigung von Teutonias Marcus Coffie durch Nikky Goguadze – als ziemlich positiv gelten darf.
Spätestens nach dem Abschiedsabend stellt sich indes auch eine Frage: Wie geht es eigentlich weiter mit dem Bremer SV? Eines steht ja fest: Der Aufsteiger des letzten Sommers zählt finanziell zu den Leichtgewichten der Regionalliga Nord. Sein Etat von rund 300.000 Euro wurde dem Vernehmen nach von keinen anderen Verein unterboten. Im Gegenteil: So mancher Aufsteiger der letzten Jahre, in jeden Fall aber die etablierten Klubs dieser Spielklasse waren mit einem Budget jenseits der 500000 Euro ins Rennen gegangen. Dem amtierenden Meister VfB Lübeck wurde sogar ein Etat von rund drei Million attestiert.
Nun sind aber selbst die vergleichsweise geringen Aufwendungen der Bremer in Gefahr geraten: Im April war der BSV gegen den FC Oberneuland ja im Halbfinale des Lottopokals gescheitert. Eine zusätzliche Einnahme im DFB-Pokal – wie zuletzt aus den Spielen gegen Schalke (2022) und Bayern (2021) – hatte sich damit erledigt. Gleich nach dem Aus im Bremer Pokalwettbewerb fand Finanzvorstand Alfons van der Werde denn auch sehr deutliche Worte zur wirtschaftlichen Situation. Die Rede war von einer „markanten Reduzierung“ des Etats, und van der Werde schloss mit einer Feststellung: „In der kommenden Regionalliga wären wir betriebswirtschaftlich nicht konkurrenzfähig.“
Er wusste damals noch nicht, ob der BSV die Klasse halten würde. Nun ist der Konjunktiv der Realität gewichen. Das Team wird auch im kommenden Jahr in der Regionalliga antreten. An der finanziellen Situation hat sich allerdings nichts geändert. „Wir gehen mit einem verminderten Budget in die nächste Saison“, betont Alfons van der Werde. Das bedeutet, dass der Etat von rund 300.000 Euro zumindest ein wenig reduziert werden müsste. Zwar werde es nun noch einige Gespräche geben mit bereits vorhandenen Sponsoren. Eine große Lösung ist dagegen weder in Sicht noch wird sie angestrebt. „Wir suchen nicht nach dem einen Super-Sponsor, denn das würde gar nicht zur Struktur des BSV passen“, betont van der Werde.
Was wird aus Trainer Gütschow?
Es muss also gespart werden, auf allen Ebenen. Insofern steht nicht einmal fest, wie es mit Trainer Torsten Gütschow weitergeht. Noch hat man sich beim BSV jedenfalls nicht ausgetauscht. „Ich kann mir gut vorstellen, beim BSV zu bleiben“, sagt Gütschow. Er nimmt an, dass auch der Verein an einer Fortsetzung der Zusammenarbeit interessiert ist. Davon lässt sich ausgehen. Aber wie diese Zusammenarbeit in finanzieller Hinsicht ausgestaltet sein wird, erscheint eher offen.
„Wir werden Gespräche führen, mehr kann ich dazu im Augenblick nicht sagen“, so Ralf Voigt. Der Sportliche Leiter des BSV ist gerade nicht zu beneiden um seine Aufgabe. Dem Erfolg des Klassenerhalts schließen sich übergangslos intensive Gespräche über die Zukunft an – und die versprechen deutlich weniger angenehm zu werden.

Freude nach dem Klassenerhalt auch auf den Rängen des Panzenbergs.
Was die Spieler betrifft, stellt sich ohnehin die Frage: Wer bleibt überhaupt? Zwar steht in Allah Aid Hamid (Drochtersen/Assel) erst ein Abgang fest. Aber es haben schon weitere BSV-Kicker das Interesse anderer, nicht selten finanzstärkerer Vereine geweckt. So gelten neben Torjäger Nikky Goguadze Spieler wie Jan-Luca Warm, Justin Gröger, Dylan Burke, Herdi Bukusu und der derzeit verletzte Kevin Kling als potenzielle Abgänge. „Viele Spieler haben sich überragend entwickelt – dass wir den ein oder anderen verlieren, ist völlig klar“, sagt Ralf Voigt. Wer die letzten Monate erlebt habe, dem würde sich aber auch die Attraktivität des BSV erschießen: „Wir punkten als Verein, mit den Zuschauern, unserem Stadion und dem Kult, der den BSV ausmacht.“
Insofern legt Ralf Voigt eine recht gelassene Haltung an den Tag. „Es gibt auch viele Spieler, die sich jetzt für den BSV interessieren“, betont der Sportliche Leiter. Er hat auch bereits „drei, vier Zusagen“ von Zugängen erhalten. Ihre Namen will Voigt noch nicht verraten, auch nicht, aus welcher Liga sie zum Bremer SV wechseln. Seine Botschaft kommt aber klar zum Ausdruck: Der BSV wird auch in der kommenden Saison mit einer Mannschaft antreten, die für eine Überraschung sorgen kann. So ähnlich hatte Ralf Voigt schließlich auch schon auf den Hinweis auf die mangelnde wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit von vor einigen Monaten reagiert. „Wirtschaftlich konkurrenzfähig sind wir ja nie“, hatte er damals entgegnet.