Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Regionalliga-Relegation Der Bremer SV hält stand

Die Hürden waren hoch: Aufsteiger BSV musste fünf Teams hinter sich lassen in der vierten Liga. Und zuletzt kam nach Rassismus-Vorwürfen zusätzlich Unruhe auf. Doch am Ende durfte gejubelt werden am Panzenberg.
04.06.2023, 19:11 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Stefan Freye

Es war spannend, aber eng war es eigentlich nicht: Ein 2:1 (2:0)-Heimerfolg über Lupo Martini reichte den Fußballern des Bremer SV zum Sieg der Relegation. Sie hatten sich von diesem Gegner am Mittwoch mit einem torlosen Unentschieden getrennt und damit den Grundstein zu einem weiteren Jahr in der Regionalliga Nord gelegt. Mit dem Heimsieg war der Klassenerhalt perfekt. „Wir waren die reifere Mannschaft und gehören in diese Liga“, meinte Lukas Muszong. Der BSV-Kapitän strahlte dabei über das ganze Gesicht. Wie seine Mitspieler, die Fans auf dem Panzenberg und der gesamte Verein. Es hat doch tatsächlich gereicht.

Zum Jubel auf dem Platz des ehrwürdigen Stadions gesellte sich schon recht oft diese Ungläubigkeit. War der BSV nicht von Anfang an zu den Absteigern gezählt worden? Und wie konnte es dem Team dann gelingen, gleich fünf Mannschaften hinter sich zu lassen? „Als Mannschaft kann man Ziele erreichen“, betonte Trainer Torsten Gütschow zwischen seinen jubelnden Spielern. Sie waren zu einer Mannschaft geworden im Verlauf der vergangenen Monate, und das war auch ein großer Trumpf im Duell mit dem Vizemeister der Oberliga Niedersachsen.

Lesen Sie auch

Rund drei Stunden zuvor hatte man ein bisschen den Eindruck, als sei die Bereitschaft zum frühzeitigen Erscheinen durch die Bedeutung dieses Spiels befördert worden: Eine Stunde vor dem Anpfiff waren bereits zahlreiche Besucher erschienen, die Busse aus Wolfsburg hatten den Panzenberg ebenfalls erreicht, und so wurde bereits das Warmmachen der Mannschaften von einer staatlichen Kulisse begleitet. Die Stimmung bei Franz Roskosch stimmte auch: „Ich habe ein gutes Gefühl“, meinte der Stadionsprecher des Bremer SV. Aber galt das auch für das Team? Beim 0:0 in Wolfsburg hatte sich der BSV zwar eine ordentliche Ausgangsposition gesichert. Aber die Vorkommnisse am letzten Spieltag der Regionalliga, all die Diskussionen im Umfeld über die angebliche rassistische Beleidigung, waren schon geeignet, für Unruhe zu sorgen und die Konzentration zu stören.

Das wussten auch die Verantwortlichen, und deshalb wurde vorgebaut. „Wir haben Vieles besprochen und es am Ende des Tages wohl gut gemacht“, meinte Ralf Voigt. Weder der Sportliche Leiter noch sonst irgendjemand auf dem Panzenberg gewann den Eindruck, die Mannschaft sei durch das Thema der letzten Woche abgelenkt. Das war von Anfang zu spüren gewesen, hatte der BSV doch gleich die Initiative ergriffen. Ein Schuss von Nikky Goguadze (15.) sowie Muszong, dessen Verlängerung einer Ecke von Herdi Bukusu gerade noch auf der Linie geklärt wurde (25.), sorgten schon bald für Gefahr vor dem Tor von Lupo Martini. Nur wenig später fiel der längst überfällige Führungstreffer: Innenverteidiger Justin Gröger setzte sich über rechts durch, und in der Mitte verwandelte Bukusu dessen Hereingabe im Liegen zum 1:0. „Wir waren in der ersten Halbzeit tonangebend und haben das Spiel in die richtige Richtung gelenkt“, unterstrich Lukas Muszong später.

Nur an der Chancenverwertung haperte es noch: Dustin Sauermilch verstolperte nach einer Ecke aus wenigen Metern (36.), und Fabio Orlick scheiterte aus 18 Metern an Lupo-Keeper Marius Sauss (45.+1). Aber der zweite Treffer sollte doch noch fallen und dabei eine kleine Geschichte schreiben: Seit dem März hatte Mats Kaiser nicht mehr in Startelf gestanden. Ausgerechnet im definitiv letzten Saisonspiel erhielt der Routinier eine Chance und erzielte mit einem abgefälschten Schuss aus 16 Metern das 2:0 für den Bremer SV. Der Treffer war wichtig, ohne Frage. Aber mit einer Vorentscheidung war er natürlich nicht verbunden. Dafür war der Gegner einfach zu stark.

Lesen Sie auch

Der junge, mit viel Tempo versehene Gast hatte sich denn auch etwas für die zweite Halbzeit vorgenommen. Als Malte Seemann gegen den aus kurzer Distanz abschließenden Maurizio Grimaldi parierte, schien damit ein Vorgeschmack auf den zweiten Durchgang verbunden (48.). Allerdings wurde in dieser Phase des Spiels schon auch deutlich, was sie beim Bremer SV meinten mit dem vielfachen Hinweis auf eine „Entwicklung“: Der Gastgeber wurde nicht nervös, sondern blieb ziemlich souverän. Daran vermochte auch der Fallrückzieher von Mohammed Salifou zum 1:2 nichts zu ändern. Im Gegenteil. Nach dem Anschluss forcierte der BSV seine Offensive und war dem dritten Treffer lange näher als sein Gegner einem zweiten Tor. „Wir sind überragend mit dem Druck umgegangen“, fand Ralf Voigt – und dürfte nicht allein sein mit dieser Spielbetrachtung.

Erst in den letzten Minuten dieser Partie, die nun längst von Nickligkeiten, Rudelbildungen und Unterbrechungen geprägt war, ging es manchmal recht turbulent zu vor dem Tor von Malte Seemann. Die größeren Chancen besaß aber selbst in dieser Phase der BSV, der seine Konter aber nicht zur Vorentscheidung nutzen konnte. Nach dem Abpfiff war aber davon natürlich keine Rede mehr. „Das war super intensiv“, fand Ralf Voigt. Er meinte das Spiel. Den Feierlichkeiten am Abend könnte diese Aussage aber auch gegolten haben.

Info

Bremer SV: Seemann – Warm, Gröger, Sauermilch, Burke – Aid Hamid, Muszong, Kaiser (90. Kasper), Orlick (70. M. Diop) – Goguadze, Bukusu (61. Nakishi)

Tore: 1:0 Bukusu (31.), 2:0 Kaiser (45.+2), 2:1 Salifou (60) – Schiedsrichter: Rosenthal (Lübeck) – Zuschauer: 1489

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)