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2. Handball-Bundesliga Frauen Die neue Qualität des SV Werder

Trainer Timm Dietrich wäre schon zufrieden gewesen, wenn seine Zweitliga-Handballerinnen zwei Punkte aus den ersten drei Spielen geholt hätten. Nun sind es sechs geworden. Warum ist das Team so erfolgreich?
06.10.2023, 11:41 Uhr
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Die neue Qualität des SV Werder
Von Jörg Niemeyer

Schwindelig geworden sei ihm und der Mannschaft an der Tabellenspitze noch nicht. "Wir fühlen uns da ganz wohl", sagt Trainer Timm Dietrich, "aber wir wissen das auch ganz gut einzuordnen." Soll heißen: Eine Spitzenmannschaft ist der SV Werder in der 2. Handball-Bundesliga der Frauen nicht – noch nicht. "Wir werden die Platzierung ernster nehmen, wenn wir im Dezember immer noch oben stehen", sagt der 33-Jährige. Doch er ist weit davon entfernt zu behaupten, dass Werder auch dann noch oben stehen wird.

Dass Werder mit drei Siegen in den ersten drei Saisonspielen so gut wie noch nie aus den Startlöchern gekommen ist, führt Timm Dietrich auf mehrere Gründe zurück – zu denen er übrigens auch Glück zählt. "Wir haben im Angriff super Abschlussquoten gehabt", sagt er, "irgendwann läuft es aber nicht mehr so gut." Irgendwann könnte Werder es nicht mehr schaffen, in kniffligen Phasen auf die Erfolgsspur zurückzufinden.

So deutlich die Erfolge gegen den HC Rödertal (35:29), bei der SG 09 Kirchhof (38:31) und gegen den ESV Regensburg (30:24) auch ausfielen: Stets gab es Momente, in denen die Partie auch hätte kippen können. Sie kippten nicht, und das spricht sicherlich für den SV Werder. "Wir haben ein sehr homogenes Team", sagt der Trainer. Ein Team, das sehr breit aufgestellt ist und in dem Timm Dietrich deshalb in der komfortablen Lage ist, viel durchwechseln zu können.

Werder hat derzeit mehr als nur den sprichwörtlichen ersten Anzug, was sicherlich auch an den Neuverpflichtungen liegt. Ob die Last-Minute-Transfers der beiden Oldenburgerinnen Luca Marie Schumacher und Hannah Weyers, ob Jugendnationalspielerin Emy Jane Hürkamp vom Frankfurter HC oder Lara Niemann vom Drittliga-Absteiger SV Altencelle: Sie alle sind bei Werder gut angekommen – so gut, dass die Langzeitausfälle Naomi Conze und Chiara Thorn im Augenblick nicht ins Gewicht fallen.

"Bei uns ist die Verantwortung auf viele Schultern verteilt", sagt Dietrich und freut sich über die Breite seines Kaders, die sich auch in der Torschützenliste bemerkbar macht. Mit der derzeit viertbesten Zweitliga-Werferin Elaine Rode (22 Tore, darunter 8 Siebenmeter) auf Rechtsaußen, mit den Rückraumspielerinnen Mathilda Häberle (13), Denise Engelke (12/4), Lara Niemann (10) und Anna Lena Bergmann (7 in zwei Spielen) sowie mit Kreisläuferin Alina Defayay (12) treffen mehrere Spielerinnen verlässlich und häufig. "Wir werden von Woche zu Woche besser", sagt Dietrich, "die Automatismen in unserem Spiel entwickeln sich mehr und mehr."

Seinen eigenen Anteil am Höhenflug des letztjährigen Tabellenneunten – mit 28:32 Punkten feierte Werder 2022/23 sein bislang bestes Zweitliga-Abschneiden – möchte der Trainer nicht überbewerten. "Ich bin sicherlich sehr akribisch in der Spielvorbereitung, auch mit Videoanalysen", sagt Dietrich. Er könne den Spielerinnen sicherlich einiges mit auf den Weg geben, aber: "Sie sind es, die es am Ende auf dem Spielfeld umsetzen müssen." Was bislang zweifellos glänzend gelungen ist. Dazu, so Dietrich, trüge aber auch das komplette Trainerteam mit Co-Trainer Radek Lewicki und Torwarttrainerin Janice Fleischer sowie dem Betreuerstab bei.

Es scheint, als sei beim SV Werder 2023/24 die Mannschaft der Star. "Die Tabellenführung ist eine tolle Momentaufnahme", sagt Timm Dietrich, "für uns ist sie Motivation und keine Belastung." Im Spaß sagten sie sich selbst, dass sie auch an der Spitze bleiben wollen. Mit dieser Einstellung lässt sich derzeit offenbar locker und vor allem erfolgreich aufspielen. Platz eins sei aber definitiv eine Überraschung, mit der niemand gerechnet habe. Zwei Punkte hätten sie aus den ersten drei Partien wenigstens holen wollen, so der Trainer, weil Regensburg und Rödertal in der Vorsaison weit oben standen.

Nun gastiert Werder am Sonntag um 16 Uhr beim letztjährigen Siebten HC Leipzig. "Dort sind weitere Punkte für uns möglich, wenn wir daran anknüpfen, wo wir zuletzt aufgehört haben", sagt Dietrich. Allerdings wird er verletzungsbedingt anders planen müssen als bisher. Luca Marie Schumacher fällt wegen eines Bänderrisses im Fuß mit Sicherheit aus. Auch hinter den Einsätzen von Alina Defayay und Lena Thomas, die nach ihrer Schulterverletzung auf keinen Fall im Vollbesitz ihrer Kräfte ist, stehen Fragezeichen. Andererseits nehmen die Bremerinnen natürlich den Rückenwind ihres optimalen Saisonstarts mit nach Leipzig.

Trotz der 6:0 Punkte bleibt Werders Saisonziel der Klassenerhalt. Klingt ein wenig nach Tiefstapelei, ist es angesichts der Abstiegsregelung in dieser Spielzeit jedoch nicht. Die letzten vier Klubs der 16er-Liga werden direkt absteigen, der Tabellenzwölfte geht in die Relegation. Nach drei Spieltagen hat Werder gerade vier Punkte Vorsprung vor dem Zwölften aus Regensburg. "Zu diesem frühen Zeitpunkt ist die Tabelle wenig aussagekräftig", sagt Dietrich. Die zweite Liga sei unberechenbar, sodass "wir an jedem Wochenende wieder richtig Gas geben müssen". Das soll auch am Sonntag in Leipzig so sein – am besten am Ende mit zwei weiteren Punkten und der Festigung der Spitzenposition.

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