Dass nix los war, ließ sich nicht behaupten. Das war nicht unbedingt zu erwarten angesichts der Wetterprognose und des Termins am späten Nachmittag unter der Woche. "Vor so vielen Leuten habe ich hier noch nie gespielt", sagte Lena Frerichs. Sie muss das wissen, sie hat schon sehr oft auf der Anlage des Bremer HC gespielt. An diesem Mittwoch spielte sie nicht im BHC-Trikot, sondern zum siebten Mal in der deutschen Hockey-Nationalmannschaft. Die DHB-Auswahl traf im ersten von zwei Testspielen in Oberneuland auf Belgien. Der Stadionsprecher verkündete, dass 852 Zuschauer gekommen waren. Das war, wie sich hinterher herausstellte, zwar nur geschätzt, aber auch gefühlt waren das etwa dreimal so viele Hockey-Fans wie normalerweise bei den Bundesliga-Spielen.
Die Fans sahen einerseits einen sehr starken Gegner, der den Test mit 3:1 gewann. Sie sahen aber vor allem viel von "ihrer" Lena, die mit ihren erst 19 Jahren Stück für Stück heranzurücken scheint an die Kernmannschaft von Bundestrainer Valentin Altenburg. "Lena ist ein großes Talent", sagte Altenburg, "sie spielt auf einer zentralen Position bei uns, die große Bedeutung hat." Er sei froh, dass "sie auf diesem hohen Niveau lernen kann." Die Herausforderung in solchen Duellen wie gegen die europäische Spitzenmannschaft Belgien ist insbesondere in puncto Spieltempo deutlich erhöht. Viel Zeit bleibt nicht, um mit Ball und Schläger das anzustellen, was das Team voranbringen könnte. Als eine Art Innenverteidigerin und Spieleröffnerin wurde die Bremer Sportlerin des Jahres, im BHC-Team für gewöhnlich die Regisseurin in der Mitte des Feldes, in der DHB-Auswahl eingesetzt. Und kam auch mit dieser Rolle zunehmend besser zurecht.
"Mit dem Ergebnis bin ich natürlich nicht zufrieden", sagte Altenburg zur Vorstellung seines Teams, "dafür aber mit der Entwicklung im Laufe des Spiels." Nach dem ersten Viertel machte sich der Eindruck breit, dass die Deutschen der Angriffswucht des Gegners nicht gewachsen sind. Belgien führte durch zwei Strafstoß-Tore. Deutschlands schnelles 1:0 durch Hannah Granitzki (2.) hielt nur wenige Minuten. Vor allem aber wirkte es so, als ob Altenburgs Team, in dem mit Emma Davidsmeyer auch eine ehemalige BHC-Spielerin eingesetzt wurde, sich aus der belgischen Einschnürung einfach nicht zu befreien vermochte. Mit zunehmender Spieldauer änderte sich das Bild jedoch. "Wir hatten erst keinen rechten Zugriff, aber in der zweiten Halbzeit konnten wir das Spiel auf unsere Seite ziehen", sagte der Bundestrainer. Torfrau Lisa Schneider, für die die Ex-Bremerin Mali Wichmann als Ersatz-Keeperin bereitstand, musste nur einmal bei einem Konter auf der Hut sein, ansonsten hatte sie nach der Halbzeitpause keine Schüsse mehr auf ihr Tor bekommen. Das 1:3 fiel, als Deutschland am Schluss die Torhüterin vom Feld genommen hatte.
Schüsse aufs Tor blieben allerdings auch auf der Gegenseite Mangelware. "Da müssen wir klarer zum Abschluss kommen, da haben wir zu wenig rausgeholt", sagte Altenburg, "nur eine Ecke und ein, zwei Chancen, das ist natürlich zu wenig." Das käme zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison jedoch nicht überraschend. Die Feldsaison in der Bundesliga läuft erst demnächst an, erst danach geht es in die direkte Vorbereitung auf den Höhepunkt, die Europameisterschaften im August. Es ist eine Heim-EM, gespielt wird im Hockeypark von Mönchengladbach.
Auf der Anlage des Bremer HC geht es an diesem Donnerstag um 15 Uhr mit dem zweiten Testspiel gegen Belgien weiter.
