Die Sache ist sehr anstrengend. Und doch, oder gerade deshalb, ist sie sehr schnell sehr beliebt geworden. Die Rede ist von der wachsenden Trendsportart namens Hyrox, einer Erfindung "Made in Germany". Von Hamburg aus hat sie sich ausgedehnt, Hyrox-Veranstaltungen gab es schon in Deutschland, Europa, Amerika. Und an diesem Sonnabend wird der große Fitness-Wettkampf für alle, die ihre Fitness mal einer Art Stresstest unterziehen wollen, auch mal in Bremen Station machen, und zwar in der Messehalle 5 auf der Bürgerweide. Über mangelnde Beteiligung braucht sich der Veranstalter nicht zu beklagen. "Es läuft auf circa 1600 Teilnehmer hinaus", sagt Christopher Griener, Marketing-Manager der Hamburger Upsolut Sports GmbH.
Worum geht es? Hyrox findet in großen Hallen statt. Es verknüpft quasi Laufen mit Fitness-Elementen, es wird auch Fitness-Race genannt. Es geht um die Frage: Wer ist wie schnell auf dem Parcours der Qualen? Die Athleten begeben sich auf einen Rundkurs, auf dem sie achtmal jeweils einen Kilometer zurücklegen. Zwischendurch müssen sie an acht Workout-Stationen Halt machen, praktisch so, wie die Biathleten zum Schießstand kommen. Nur, dass in diesem Fall der Puls nicht wirklich nach unten fällt. Die Workouts haben es in sich. Schwere Kugelgewichte müssen geschleppt, Liegestütze mit anschließenden Stand-Weitsprüngen absolviert, Ruder-Ergometer bewegt oder Medizinbälle nach einer Kniebeuge geworfen werden. Und zwar einhundertmal. Im Doppel- oder Mixed-Wettbewerb können sich zwei "Hyroxer" die Stationen teilen.
Wer hat's erfunden? Christopher Griener sagt, es würden sich angeblich sechs Millionen Deutsche in Fitness-Studios betätigen, die behaupten: Fitness sei ihr Sport. Es habe aber lange keine Wettkampfform gegeben, in der sie sich treffen, testen oder vergleichen können. Praktisch so, wie es Fußball-Liebhaber im Ligabetrieb von der Kreisklasse bis hinauf zur Bundesliga könnten. Das brachte in Hamburg den Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste und seinen Partner Jörg Christian Toetzke auf die Hyrox-Idee, die zunächst "Lurox" hieß, dann aber diesen Namen nicht mehr benutzen durfte. 2017 stellten Fürste und Toetzke, inzwischen Geschäftsführer der Upsolut Sports GmbH, in Hamburg die Hyrox-Premiere auf die Beine. Und hatten gleich 700 Wettkämpfer angelockt. Das "Hy" im Namen steht dabei für hybrid, weil es zur Hälfte ums Laufen, zur Hälfte um die Workouts geht. Das "rox" ist laut Griener ein reines Kunstwort.
Wie hat sich Hyrox seitdem ausgedehnt? "Wir wollen der erste Sport sein, der von Deutschland aus in die USA expandiert", sagt der Marketing-Mann selbstbewusst. Der Markt sei groß. Man wachse und sei gerade in Gesprächen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ein Event in London Ende April sei inzwischen ausverkauft. 4000 Leute hätten sich angemeldet, berichtet Christopher Griener.
Wer kann mitmachen? Im Prinzip jeder. Die sogenannte Finisher-Quote sei extrem hoch, sagt Griener, sie liege bei 99 Prozent. Die Preise für einen Startplatz reichen von 45 Euro für einen Platz in einer Team-Staffel bis zu 94 Euro für die Einzelkonkurrenz. Die Palette der "Hyroxer" reicht von neugierigen Hobby-Sportlern, die sich mal ausprobieren und -testen wollen, bis hin zu Spezialisten, die oft aus anderen Ausdauer-Sportarten wie Triathlon, Radsport, Langstreckenlauf oder vom Crossfit kommen. Inzwischen kommt laut Griener die "fast schon größte Klientel" aus dem Triathlon. Für etliche Triathleten ist die Hyrox-Saison, die von September bis April geht, auch eine willkommene Abwechslung für die triathlon-freien Monate.
Wer macht in Bremen mit? Unter den erwarteten knapp 1600 Startern am Sonnabend sind laut Christopher Griener schätzungsweise nur 10 bis 15 Prozent Bremer. Viele kämen aus Hamburg, Hannover, aus Nordrhein-Westfalen, München oder Großbritannien. Ursprünglich war die Veranstaltung für Hannover geplant gewesen, was sich letztlich aber nicht realisieren ließ, angeblich wegen der Corona-Regularien. "Bremen ist ein guter Standort", sagt Griener, "wir wurden mit offenen Armen empfangen."
Wie hoch ist der Organisationsaufwand? Der Parcours und dessen Design ist in allen Hallen der gleiche, sagt Griener. Erst bei nahezu ausverkaufter Halle würde sich ein Event wirklich rechnen, allein Hallenmiete und Logistik würden entsprechend hohe Kosten verursachen. Das Hyrox-Kernteam bestehe aus 15 Mitarbeitern, dazu kämen für den Aufbau des Parcours noch einmal rund 30 externe Kräfte. Das Equipment wird mit sieben LKWs angeliefert und am Tag vor der Veranstaltung aufgebaut.
Was schaffen die Besten? In der höchsten Hyrox-Kategorie, der sogenannten Pro-Kategorie, sind die Gewichte noch etwas höher – und startet quasi die Leistungsklasse. Als magische Marke gilt in der Szene, den Parcours unter einer Stunde zu absolvieren. 17 Männer, darunter neun Deutsche, haben das weltweit bislang geschafft. Der Weltrekord, aufgestellt 2020 in Chicago und gehalten vom US-Amerikaner Hunter McIntyre, liegt bei 57:34 Minuten. Auch die bislang schnellste Frau ist US-Amerikanerin. Lauren Weeks war im vergangenen Jahr in Leipzig nach 1:03:43 Stunden im Ziel. Die große Masse der Hyrox-Interessierten würde etwas mehr als anderthalb Stunden benötigen, sagt Christopher Griener.
Kann man auch zuschauen? Ja, Zuschauer sind zugelassen. Ein Ticket kostet 7,50 Euro.