Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Walking Football Geheimtipp für Fußballer, die nicht mehr laufen wollen oder können

Noch kann nicht behauptet werden, dass Walking Football eine boomende Sportart ist. Doch das Kicken im Gehen hat viele Vorzüge, die diejenigen schätzen, die diese Spielform mal ausprobiert haben.
11.09.2025, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Stefan Freye

Vor einigen Jahren ging es los, da machte erstmals die Rede vom „Walking Football“ die Runde. Und ja, er ist genau das, was sein Name nahelegt: Fußball im Gehen, aber ohne Laufen. Eine gute Idee, die sich in erster Linie an all jene Kicker richtete, die nicht mehr laufen können oder auch wollen. So sollten auch jene Menschen dem Fußball erhalten bleiben, die sonst – zumeist aus gesundheitlichen Gründen – zum Zuschauen gezwungen wären. Aber wie steht es heute um den Walking Football? Der WESER-KURIER gibt einen Überblick.

Was ist Walking Football?

Eine sehr flexible Angelegenheit für Menschen ab 60 Jahre, so viel ist sicher. Zwar gibt es gewisse Vorgaben. Sie lassen sich aber je nach Bedarf abwandeln. So geben die Regeln vor, dass eine Mannschaft „üblicherweise“ aus sechs Spielern besteht. Das Spielfeld (offiziell 42 mal 21 Meter groß) soll demnach auch der tatsächlichen Anzahl der Walking-Kicker angepasst werden. Eher nicht verhandelbar sind dagegen die Tore, die einen Meter hoch und drei Meter breit sind, umgeben von einem sogenannten Torkreis: Er darf von niemanden betreten werden, denn Torhüter gibt es nicht. Auch auf Ecken und Einwürfe wird verzichtet. Verlässt der Ball das Spielfeld, rollt ihn die gegnerische Mannschaft ein. Das liegt daran, dass der Ball im wahrsten Sinne des Wortes flach gehalten wird und auch keine Kopfbälle erlaubt sind – fliegt der Ball höher als einen Meter, ist damit ein Regelverstoß verbunden. Die Spielzeit „richtet sich nach den Wünschen der Teilnehmer“; 40 bis 60 Minuten mit einer verhandelbaren Anzahl an Pausen sind jedoch üblich.

Wo liegen die Vorteile des Walking Footballs?

Sie liegen auf der Hand. „Das ist eine gute Geschichte für Leute, die nicht mehr so gut zu Fuß sind“, sagt Holger Franz, zuständiger Vizepräsident des Bremer Fußball-Verbandes. Er hat es selbst erlebt, als eine BFV-Mannschaft kürzlich unter anderen mit Wolfgang Kasper angetreten war: Der 77-Jährige, einst ebenfalls ein Vizepräsident des BFV, hatte nach einer langen Auszeit seine Freude am Spiel. Denn zum Walking Football zählt ja nicht nur das geringere Tempo. Die Variante vermittelt Menschen mit einer weniger ausgeprägten Fitness eine gewisse Sicherheit. „Im Prinzip spielen wir kontaktlos, und wenn einer fällt, wird abgepfiffen“, sagt Harry Köpsel. Er hatte vor einiger Zeit die Walking-Football-Gruppe des TuS Komet Arsten ins Leben gerufen und weiß um einen weiteren Vorteil: Der Ehrgeiz der aktiven Kicker hält sich in Grenzen. „Man erfreut sich auch an gelungenen Aktionen des Gegners, jeder macht es so gut, wie er kann, und es gibt kein Gemecker“, sagt der 65-Jährige.

Mir sagen die Leute immer, sie würden sich im Internet mal schlau machen, aber es selbst zu versuchen, ist viel sinnvoller.
Harry Köpsel

Zudem hat Holger Franz eine gesellschaftliche Funktion beobachtet. „Man sieht plötzlich wieder Leute, die man lange nicht gesehen hat“, sagt der Vizepräsident. Wer irgendwann seine Karriere aufgrund der ein oder anderen körperlichen Beschwerde beenden musste, kehrt dank des weniger intensiven Walking Footballs wieder auf den Rasen zurück. „Es ist das Stelldichein alter Fußball-Größen, da leben einige Freundschaften wieder auf“, so Holger Franz. Deshalb würde die „dritte Halbzeit“ auch eine gewichtige Rolle in den Zusammenkünften der reiferen Kicker einnehmen.

Lesen Sie auch

Wie sieht die Bremer Szene aus?

„Es gibt eine feste Community mit 35, 40 Leuten“, sagt Holger Franz. Als der Verband zu Beginn des Jahres 2024 ein paar Schnupper-Veranstaltungen angeboten hatte, seien die immer von „60, 70 Leuten“ besucht worden. „Das war ein toller Erfolg“, findet der Vizepräsident. Im vergangenen Sommer habe man allerdings zwei weitere Angebote streichen müssen, einmal wegen der Hitze und einmal wegen mangelnden Interesses. „Ich hatte ein paar mehr Leute im Auge, es läuft schleppend“, sagt Harry Köpsel. Sein TKA ist also auf der Suche nach weiteren Mitgliedern für die Walking-Football-Gruppe. „Mir sagen die Leute immer, sie würden sich im Internet mal schlau machen, aber es selbst zu versuchen, ist viel sinnvoller“, so Köpsel. Er ist überzeugt: Wer es erst einmal ausprobiert hat und um die Vorteile des Walking Footballs weiß, wird dem Sport erhalten bleiben. Auf diese Weise ließe sich „eine Karriere um zehn, 15 Jahre verlängern“.

Das wissen sie bei Tura, dem Mekka des Bremer Walking Footballs, ganz genau. „Sie sind sehr aktiv und haben nach der Auflösung ihrer Ü60 auch genug Spieler“, sagt Harry Köpsel. Der SV Werder verfügt ebenfalls über eine entsprechende Gruppe, und in Bremerhaven hält die SFL die Fahne der gehenden Kicker hoch. Das war es dann allerdings auch mit Vereinen, in denen Walking Football eine Rolle spielt.

Wie geht es weiter?

Die Aktiven hatten sich einen Spielbetrieb gewünscht, und der Verband lieferte: Am 21. September (Bremerhaven) und am 12. Oktober (beim TKA in Obervieland) wird um Punkte gespielt. Auf Turnieren, und angesichts eines abwesenden SV Werder mit nur drei fixen Teilnehmern: eben dem TKA, Tura und der SFL Bremerhaven. Wer einem Verein angehört, kann sich allerdings ebenfalls anmelden beim BFV und könnte dann Teil eines Allstar-Teams werden. Der Verband selbst überlegt auch, ob er mit seinem Team antritt. Für Holger Franz ist mit den offiziellen Turnieren jedenfalls ein weiterer Schritt verbunden: „Ich gehe fest davon aus, dass wir den Walking Football etablieren können.“ Auch Harry Köpsel sieht eine Entwicklung, die noch lange kein Ende gefunden hat. „Anfangs wurde Walking Football nur müde belächelt, aber die Akzeptanz nimmt zu.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)