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Empfang beim TuS Huchting Karina Schönmaiers bewegende Rückkehr als zweifache Europameisterin

Zwei Wochen nach ihren beiden Goldmedaillen in Leipzig besucht die 19-Jährige ihren Heimatverein. Von den Missklängen, die es Ende 2022 anlässlich ihres Wechsels nach Chemnitz gab, ist nichts mehr zu spüren.
13.06.2025, 21:07 Uhr
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Karina Schönmaiers bewegende Rückkehr als zweifache Europameisterin
Von Jörg Niemeyer

Hier ein Foto, dort ein Smalltalk – und dann wieder der Blick auf die trainierenden Mädchen, die irgendwann vielleicht selbst große sportliche Erfolge im Kunstturnen feiern werden: Eine bestens gelaunte Karina Schönmaier genießt die Rückkehr an ihre alte Wirkungsstätte. Hier, in der maroden Sporthalle des TuS Huchting an der Amersfoorter Straße, hat sie als Fünfjährige mit dem Turnen begonnen. Seit zwei Wochen ist sie, inzwischen fast 20, zweifache Europameisterin. Welch großartige Entwicklung.

"Ich freue mich jedes Mal, hierher zu kommen", sagt Karina Schönmaier im Rahmen der Ehrung, in der eine halbe Stunde später ihre Leistungen bei der EM in Leipzig auch von ihrem Stammverein und etlichen Bremer Wegbegleitern und Förderern noch einmal gewürdigt werden. "Die Turnabteilung wollte den Empfang gerne hier in der Halle machen", sagt Huchtings Vorsitzender Reinhold Hübner, "und einen Empfang für Karina wollten wir als Verein natürlich auch."

Die ominöse Hallentür

Weil das Wetter an diesem Freitag sommerlich schön ist, steht die zweiflügelige Hallentür nach draußen an diesem Nachmittag wieder offen. Zum einen, weil gleich vor der Halle ein kleines Büffet mit Häppchen und Getränken aufgebaut ist. Erwähnenswert ist die geöffnete Tür, zum anderen, aber vor allem deshalb, weil sie immer dann geöffnet sein musste, wenn Karina Schönmaier ihre Paradedisziplin, den Sprung, trainierte. Die alte Halle war schlicht zu kurz, um genügend Anlauf nehmen zu können. "Fünf Meter vor der Tür begann ihr Anlauf", sagt Reinhold Hübner – und einige Lacher sind zu hören.

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"Wahnsinn! Karinas Erfolg macht mich stolz", sagt Katharina Kort auf die Frage, wie sie die Europameisterschaft erlebt habe. "Ihr Erfolg bestätigt, dass es machbar ist, eine Athletin kindgerecht und auch mit genügend Freizeit in die Spitze zu führen." Karina Schönmaiers langjährige Trainerin beim TuS Huchting erinnert daran, dass es "angesichts unserer räumlichen Möglichkeiten" ein harter Weg gewesen sei.

Spätestens Ende Mai in Leipzig hat sich gezeigt, dass der Weg ein guter war – inklusive des Wechsels der Athletin Ende 2022 zum Olympiastützpunkt nach Chemnitz. Unter den dortigen Trainern Anatol Ashurkov und Tatjana Bachmayer hat Karina Schönmaier den entscheidenden Schritt in die europäische Spitze geschafft. Möglich war das aber nur, weil es zu Hause in Huchting mit Katharina Kort eine hochengagierte Trainerin gab und einen Verein, der, so Reinhold Hübner, "alles für Karina getan hat". Nur Karina und sie allein hätten das nicht geschafft, sagt Katharina Kort. "Das Mindeste ist jetzt, Danke zu sagen."

Dass an diesem Nachmittag nicht nur gefeiert, sondern auch trainiert wird, hat einen simplen Grund: An diesem Sonnabend stehen für die Huchtingerinnen das Landesfinale und der Kampf in der 3. Liga an. Auf diese Wettkämpfe werden die Turnerinnen vorbereitet. Und was könnte es Größeres geben für die TuS-Talente als das Abschlusstraining unter den Augen einer Europameisterin? Kein Zweifel beim Blick auf die strahlenden Mädchen: So wie sie sich auf Karina Schönmaier gefreut haben, so sehr hat sich die Topsportlerin auf diesen Besuch und diese Kinder gefreut.

Extraschichten in Huchting

Auch die Europameisterin wird, wenn der offizielle Teil des Besuchs vorbei ist, abends noch ihre Sportsachen überziehen. Denn Ausruhen auf den Lorbeeren will und kann sie sich nicht. Bundesliga-Wettkämpfe, die deutsche Meisterschaft und im Oktober die Weltmeisterschaft in Indonesien stehen auf ihrem Programm, sodass die 19-Jährige auch ihren Bremen-Besuch fürs Training nutzen muss. An diesem Freitag noch für 90 Minuten im Anschluss an eine Autogrammstunde und am Sonnabend für eine weitere Einheit. "Der Fokus liegt komplett auf der WM", sagt Karina Schönmaier.

Doch in diesem Augenblick, sozusagen an historischer Stätte und vor geladenen Gästen, wird erst einmal angestoßen auf große Erfolge und die vorangegangene, erstaunliche Entwicklung der Turnerin. Die Gratulanten erinnern in ihren Grußworten auch an die schwierige Zeit, die Karina Schönmaier in Chemnitz zunächst durchgemacht hat. Jetzt, so der Konsens der Redner, wissen alle, dass die Entscheidung für den Ortswechsel die richtige war. Und die Turnerin weiß zu schätzen, dass sie sich als Sportsoldatin bei der Bundeswehr ganz auf ihren Sport konzentrieren kann.

Ein Preis für die Europameisterin

Der Leiter des Sportamts Bremen betont, wie mutig sich Karina Schönmaier mit dem Wechsel nach Chemnitz gezeigt habe. "Größter Respekt dafür", sagt Christian Zeyfang und überreicht der Europameisterin den "Ehrenpreis der Stadt Bremen". LSB-Präsidentin Eva Quante-Brandt würdigt in ihren Worten, dass "Karina an ihren Ecken und Kanten gearbeitet hat".

Der Dank von Karina Schönmaier und Katharina Kort geht schließlich auch noch einmal in Richtung Sportbetonte Schule Ronzelenstraße, für die Oberstufenkoordinator Jörg Pusch nach Huchting gekommen ist, und an die Sportstiftung Bremen um deren Vorstandsvorsitzenden Peter Gagelmann. "Ich freue mich auf die nächsten Medaillen", sagt Katharina Kort zum Schluss ihrer Rede. Sichtlich gerührt nimmt Karina Schönmaier diese Worte zur Kenntnis.

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