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Sixdays Ein Gewinn für Bremens Identität

Ein Überangebot an gemeinstiftenden Veranstaltungen gibt es eher nicht in Bremen. Wie bei der Breminale, dem Freimarkt oder bei Werder-Spielen geht die Bedeutung der Sixdays über das reine Event hinaus.
16.01.2024, 19:08 Uhr
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Ein Gewinn für Bremens Identität
Von Olaf Dorow

Um es gleich auf eine Art übergeordnete Stufe zu heben: Es geht um Identität, um Tradition, um Gemeinsinn – und, ja: um ein Stück Bremen. Auch durch diese Brille kann man sich die Veranstaltung namens Sixdays anschauen, deren 57. Auflage in der Nacht auf Dienstag zu Ende gegangen ist. Mit dem klaren Bekenntnis der Ausrichter, zu denen in nicht geringem Umfang auch die Stadt gehört, dass im kommenden Jahr eine 58. Auflage folgen soll. 

Die Sixdays sind ein schwieriges wie kostenintensives Veranstaltungsformat. Oft wurde ihm schon das Ende vorausgesagt. Doch es lebt, das war die Erkenntnis der vergangenen Tage, in denen die Hallen auf der Bürgerweide gut besucht wurden, den Besuchern eine gute Zeit geboten wurde und guter Sport sowieso. Man darf sogar behaupten, dass eine Veranstaltung, die drei lähmende Corona-Jahre lang von der Bildfläche verschwunden war, so frisch wie nur irgendwas daherkam. Frischer auch als in den letzten Ausgaben vor der bleiernen Pandemiezeit.

Das befreit Bremen natürlich nicht von all seinen Sorgen und Defiziten, ist aber trotzdem eine sehr gute Nachricht für Bremen. Denn die Sixdays sind hier eben mehr als dieses Ach-ja-Ding, wo die Radprofis stundenlang im Kreis fahren und ansonsten ein bisschen Ballermann nachgespielt wird. Akademisch betrachtet, bietet sich hier über Tage und Nächte ein großer kommunikativer und sozialer Raum. Und zwar für viele. Man muss kein Sport-Spezi sein, um trotzdem gerne dabei zu sein bei dieser Sportveranstaltung. Man muss kein Partyliebhaber sein, um trotzdem gerne zu einer als große Party gedachten Veranstaltung zu gehen. Man trifft sich, man tauscht sich aus, man schnackt, man ist zusammen. Und manchmal schmettert man auch Arm in Arm mit dem Nachbarn ein Lied, das man sich zu Hause niemals anhören würde. Was soll’s?

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In Zeiten, in denen vieles auseinanderdriftet oder sich gar gegeneinander richtet, in denen Homeoffice zwar eine prima Sache geworden ist, aber eben auch zu weiterer Vereinsamung führen kann, tut ein Fixpunkt wie das Sixdays-Event gut. Wie viele solcher Fixpunkte gibt es denn in Bremen? Freimarkt und Weihnachtsmarkt, ja, Breminale, ja – und dann fängt man schon an, zu überlegen. Der Bremer Sport kann da eigentlich nur noch die regelmäßigen Werder-Spiele im Weserstadion anbieten. Als Überangebot lässt sich das wohl eher nicht beschreiben.

Bremen darf einfach auch stolz sein, dass hier das Sechstage-Geschäft immer noch läuft. Anderswo in Deutschland ist es längst Geschichte. In Bremen hatte man schon immer auf ein Konzept gesetzt, das mehr bieten sollte als im Kreis fahrende Fahrer. Es muss mehr als ein Zufall sein, dass es das Rennen immer noch gibt, jene in Köln, Dortmund, Stuttgart oder München aber nicht mehr. Mit der skeptisch beäugten Verknappung von sechs auf vier Tage haben die Veranstalter von der ESN, der Event Sport & Nord GmbH, natürlich die Kosten reduziert. Aber sie haben damit ihr Format auch kompakter und attraktiver gemacht. Frei nach dem alten Branchenmotto: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

Den Sixdays hat auch gutgetan, dass der frühere Madison-Weltmeister und langjährige sportliche Leiter Erik Weispfennig noch mehr Präsenz bekommen hat. Die Gesellschafter der ESN, zwei private, ein nicht privater, haben Weispfennig zum Geschäftsführer ernannt. Er ist nicht nur einer vom Fach. Mit seinem seriösen Auftreten, frei von Attitüden und Eitelkeiten, sammelt er ordentlich Pluspunkte bei Sponsoren und Medien. Sein Radsport-Netzwerk hat er längst eingebracht.

In der Zusammenarbeit mit Profis ihres Metiers, mit Sixdays-Leiter Mario Roggow, mit Hallenchef Andreas Adolph oder mit der Bahnbauer-Familie von Lütcken, kann die ESN ein gutes Bremen-Paket schnüren, um es bildhaft auszudrücken. Modern, attraktiv – und nach Aussage der Veranstalter auch wirtschaftlich ­stabil. Hostessen in knappen Röcken und auf Stöckelschuhen müssen jedenfalls nicht mehr auf die Bahn geschickt werden, um die Sache attraktiv aussehen zu lassen.

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