Am Donnerstag beginnt auf der Anlage des Club zur Vahr das Vier-Nationen-Turnier der Damen. Für Hockeyspielerin Kristina Hillmann ist die Veranstaltung eine besondere: Die 22-Jährige kehrt zu ihrem Heimatverein zurück und bereitet sich mit der deutsche Nationalmannschaft auf die WM vor. Bundestrainer Jamilon Mülders muss bei den Testspielen in Bremen indes um seine Kapitänin bangen.
Das Unglück passierte am Montag: Das erste Training der deutschen Hockey-Nationalmannschaft auf der Anlage des Club zur Vahr war erst wenige Minuten alt, als Julia Müller bei einer Aufwärmübung böse umknickte. Sofort schwoll der Fuß an – die Kapitänin musste die Einheit vorzeitig abbrechen. Den Start in Bremen hatte sich Bundestrainer Jamilon Mülders sicherlich anders vorgestellt.
Seit dem Schock bewegt sich Müller auf Krücken fort. Gerät nun sogar die WM, die in zweieinhalb Wochen in Den Hang beginnt, in Gefahr? Leichte Entwarnung gibt es einen Tag nach dem Unfall. „Der Tennisball ist weg, sie kann auftreten“, sagt Mülders und spielt auf die Schwellung an. Müller selber sagt, dass sie noch „ein bisschen“ Schmerzen habe. Zwei ärztliche Untersuchungen sollen Aufschluss über die Schwere der Sprunggelenksverletzung und die Ausfallzeit geben. Somit steht auch in den Sternen, ob die 28-Jährige beim am Donnerstag beginnenden Vier-Nationen-Turnier auflaufen kann. Definitiv nicht dabei ist Lisa Altenburg (Haarriss im Fuß).
Für eine ihrer Teamkolleginnen ist die Veranstaltung an der Bürgermeister-Spitta-Allee indes etwas ganz Besonderes: Kristina Hillmann, die aktuell beim UHC Hamburg spielt, erlernte das Hockeyspielen beim Bremer Traditionsklub. „Natürlich freue ich mich total darauf, zu meinem Heimatverein zurückzukehren. Der Verein liegt mir noch sehr am Herzen“, sagt die 22-Jährige.
Lobende Worte erntet die Bremerin derweil vom Bundestrainer: „Sie hat sich total gut entwickelt und ihr WM-Ticket verdient.“ Hillmann habe in der Vergangenheit viele Nackenschläge erlitten und sei daraus sehr gestärkt hervorgegangen, so Jamilon Mülders. Der 37-Jährige, der das Team Ende Oktober 2012 übernommen und im vergangenen Jahr zum EM-Titel geführt hatte, weist auf die Nicht-Berücksichtigung bei den Europameisterschaften und der World League 2013 hin.
„2012 war Kristina das Küken im Olympia-Kader. Sie ist aufgefallen, weil sie Leistung gebracht hat. Danach hat sie zwei Hauptturniere verpasst“, sagt Mülders, der an Hillmann vor allem den Torinstinkt und die Schnelligkeit schätzt. „Sie tut uns im Sturm gut“, so der Coach. Auch bei ihren Mitspielerinnen kommt Kristina Hillmann gut an. Nationalkeeperin Barbara Vogel erklärt warum: „Sie hat immer gute Laune, ist ständig am Lachen.“
Nicht nur Rückkehrerin Hillmann freut sich auf das Vier-Nationen-Turnier. In Bremen wollen sich die deutschen Damen den Feinschliff für die WM in Den Haag holen. „Tolle Betreuung, kurze Wege – die Bedingungen sind super hier. Es ist alles sehr liebevoll“, sagt Mülders. Trainingsschwerpunkte seien kurze Ecken und der Torabschluss. Das Turnier sei besonders wichtig, weil die WM-Mannschaft zum ersten Mal ohne Nominierungsstress zusammenspielt, so Jamilon Mülders.
Worauf können sich die Hockey-Fans freuen? „Das ist eine Ansammlung von total guten Typen. Die Mannschaft wird sich so präsentieren, dass sich jeder mit ihr identifizieren kann“, sagt Mülders. „Wir wollen in jedem Spiel Vollgas geben und Damen-Hockey auf hohem Niveau zeigen“, sagt Hillmann. Und Vogel ergänzt: „Jeder wird uns Spielfreude anmerken.“ Mit Japan, Australien und England warten zudem „drei Top-Nationen“ (Mülders) als Gegner. So erwartet der Bundestrainer abwechslungsreiche und spannende Spiele auf der CzV-Anlage.
Mit dem Vier-Nationen-Turnier als wichtige Etappe auf dem Weg nach Den Haag geht die WM-Vorbereitung in die heiße Phase. Eine Zielsetzung für die Titelkämpfe hat der Bundestrainer nicht ausgerufen. „Es versteht sich von selbst, dass man dahin fährt, um das Maximalziel herauszuholen, und nicht, um Fünfter oder Sechster zu werden“, sagt Mülders.
Julia Müller verpackt ihren großen Wunsch in eine verallgemeinernde Ausdrucksweise: „Die Vorfreude auf die WM steigt natürlich. Man träumt immer von einer Medaille.“ Um ihren Traum leben zu können, muss die Kapitänin aber zunächst gesund werden. Vielleicht ja schon im Rahmen des Vier-Nationen-Turniers beim Club zur Vahr.