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Lotto-Pokal Bremer SV zeigt dem OSC die Grenzen auf

Ein Klassenunterschied im Lotto-Pokal: Der Bremer SV dominierte das Viertelfinale gegen den OSC Bremerhaven und zog mit einem 9:1-Sieg ins Halbfinale ein.
31.10.2024, 18:34 Uhr
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Bremer SV zeigt dem OSC die Grenzen auf
Von Jean-Julien Beer

Auf seiner Internetseite hatte der Bremer Fußball-Verband vor dem Viertelfinale im Lotto-Pokal gefragt: Schafft der OSC Bremerhaven die Überraschung? Die Antwort lautet: Nein, zumindest nicht im positiven Sinne. Denn der Tabellenführer der Bremen-Liga verlor das Viertelfinal-Heimspiel gegen den Regionalligisten Bremer SV am Sonntag überraschend deutlich mit 1:9 (1:4). In der zweiten Halbzeit war es mehr als ein Klassenunterschied – weshalb der ambitionierte OSC-Trainer Björn Böning das Ergebnis zwar angefressen, aber auch pragmatisch aufnahm: "Jetzt wissen wir, wo wir ansetzen müssen. Für die Bremen-Liga sind wir top aufgestellt – aber wenn wir mal nach oben wollen, dann wissen wir jetzt, dass es vor allem in der Defensive so nicht reicht. Dafür sind solche Spiele wertvoll. Im Liga-Alltag werden wir von keinem Gegner so gefordert."

Nach oben wollen, wie Böning es nennt, das wäre ein Platz in der Regionalliga. Den verteidigt die Bremer Mannschaft von Sebastian Kmiec Woche für Woche vehement, doch selten können sie sich dabei so in einen Rausch spielen wie nun beim OSC. Zwar waren die letzten Spiele in der Regionalliga fußballerisch auch wieder sehr ansprechend, wie Kmiec zurecht betonte, aber wie der Ball nun in diesem Pokalspiel lief, wie schnell das Umschaltspiel gelang – das machte auch seinen Spielern sichtlich Spaß. Kmiec: "Vor allem in der zweiten Halbzeit war unsere Überlegenheit deutlich, mit der 4:1-Pausenführung im Rücken hat unsere Mannschaft da weiter guten Fußball gespielt."

Vor mehr als 600 Zuschauern war die erste Hälfte dieses Pokalduells etwas kurios. Denn schon nach wenigen Minuten musste das Spiel unterbrochen werden, weil zu viele Zuschauer dicht am Spielfeld standen, teilweise saßen sie auch auf Stühen zu nah an der Seitenlinie. Das Spiel konnte nämlich nicht im großen Nordseestadion ausgetragen werden, das gerade für rund 15 Millionen Euro aus Bundesmitteln umfangreich saniert wird, sondern nur auf dem benachbarten und deutlich kleineren Kunstrasenplatz.

Mit Konfetti-Kanonen und einem Feuerwerk kam auch hier prächtige Pokalstimmung auf – bis die Bremerhavener Mannschaft die Hoffnung auf eine Halbfinalteilnahme selbst schnell zerstörte. Das erste Bremer Tor durch Vedad Tunc fiel nach einem langen Einwurf, das zweite durch Nikky Goguadze nach einer Ecke, das dritte war ein Eigentor und das vierte sogar eine direkt verwandelte Ecke des starken Muzaffer Degirmenci. Da tröstete es nur kurz, dass Bremerhavens Luca Schlake zwischenzeitlich sehenswert per Halbvolley das 1:1 erzielt hatte. Böning: "Drei Ecken und ein Eigentor, das war natürlich extrem bitter. Aus dem Spiel heraus hatten wir in der ersten Halbzeit kaum etwas zugelassen. Aber die zweite Hälfte war dann leider ein Offenbarungseid."

In dieser zweiten Halbzeit schraubten die Bremer Luca Mittelstädt, Toshiaki Miyamoto, Jef Tchouangue, wieder Degirmenci sowie Leon Schmidt das Ergebnis auf 1:9. "Wir hätten es in der zweiten Hälfte sogar noch deutlicher machen können", lobte Kmiec sein Team, in dem der im Herbst neu verpflichtete Koreaner Dong Woo Kim im zweiten Abschnitt einen sehr starken Eindruck hinterließ: Ballsicherheit, Passpiel, Übersicht – über Kim konnten auch die OSC-Spieler nur staunen. Mehrfach setzten die schnellen Bremer nun zu Kontern an, mal vergaben sie diese Chancen, mal war es (wahrscheinlich) knapp Abseits – aber immer war es beeindruckend, wie schnell die Mannschaft des BSV mit nur zwei oder drei Pässen vor dem Tor des bedauernswerten OSC-Schlussmanns Torge Wiedenroth auftauchte.

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Böning tat das Ergebnis weh. Einerseits für seine Mannschaft und die arg gedämpfte Erwartung, als Spitzenreiter der Bremen-Liga vielleicht nun auch den Spung ins Pokal-Halbfinale schaffen zu können. Aber es war auch schade für die Zuschauer und den Verein, denn das Ergebnis führte geradezu brutal vor Augen, wie weit ein Tabellenführer der Bremen-Liga entfernt ist von einer Mannschaft, die eine Liga höher um den Klassenverbleib kämpft. "Wir haben hier Potenzial und inzwischen auch eine gute Fanbasis, wir haben uns hier beim OSC etwas aufgebaut", betont Böning, "aber im direkten Duell mit so einem Gegner sieht man dann, was noch fehlt. Dafür sind solche Spiele wertvoll, auch wenn wir das Ergebnis gerne enger gestaltet hätten."

Dafür fehlte es diesmal noch an einer Abwehr, die in Sachen Stellungsspiel und Tempo gegen eine Mannschaft wie den Bremer SV mithalten kann. Und es fehlte das nötige Glück im Abschluss: Per Kopfball nach einer Flanke oder per Freistoß – gerade in den ersten 20 Minuten hätten die Bremerhavener das Ergebnis anders gestalten können. So aber zeigte der Titelverteidiger und Top-Favorit, dass Regionalliga-Fußball noch einmal etwas ganz anderes ist als der Alltag in der Bremen-Liga.

Die übrigen Ergebnisse des Viertelfinales im Lotto-Pokal:

SG Aumund-Vegesack – ESC Geestemünde 6:5 n.E.
TV Eiche Horn - FC Oberneuland 8:9 n.E.
SV Hemelingen - TS Woltmershausen 5:1

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