Verbeugung, Verhinderung, Verblüffung – will man versuchen, den Auftritt der drei Bremer Spitzenläufer beim Hannover-Marathon auf drei Schlagwörter zu verdichten, könnte man es damit versuchen. Filimon Gezae von der LG Nord gelang ein beeindruckendes Debüt in seinem ersten echten Wettkampf über die 42,195 Kilometer lange Strecke. Er kam unter den mehr als 2000 Läufern und Läuferinnen als 22. ins Ziel. Ein Marathon-Rennen für Fortgeschrittene war das sozusagen, der 26-Jährige benötigte nur 2:25:28 Stunden. Oliver Sebrantke vom LC Hansa Stuhr, 20 Jahre älter, war nach 2:39:20 durch. Was er zunächst für Rang eins und damit den deutschen Meistertitel in der Altersklasse M45 hielt, ehe er vom weit vor ihm marschierenden Meisterläufer Valentin Harwardt erfuhr. Sebrantkes Freund Nikas Schröder (Let's Run Bremen), der ebenfalls mit Ambitionen in der M45 angetreten war, musste nach circa 32 Kilometern aufgeben. Er war schmerzhaft umgeknickt.
Beeindruckendes Debüt
Der ehrgeizige Filimon Gezae sagte hinterher: "Ich bin sicher: Beim nächsten Mal schaffe ich 2:13 bis 2:20 – wenn das Wetter gut ist." In Hannover war es nicht gut. Fünf Grad waren es nur, die sogenannte gefühlte Temperatur lag noch darunter. Dazu kam unangenehmer Wind. "Das war zu kalt, ich habe am ganzen Körper gefroren", sagte Gezae, der einst aus Eritrea geflohen war und auf die deutsche Staatsbürgerschaft wartet. Mit seiner Leitung sei er angesichts der Bedingungen sehr zufrieden. Er hatte zu Beginn ein äußerst hohes Tempo angeschlagen und die ersten zehn Kilometer so flott wie noch nie zurückgelegt: 32:10 Minuten. Bis zur Hälfte der Strecke lag Gezae auf Kurs 2:20 Stunden und besser.
"Filimon ist voll auf Risiko gegangen", sagte Torsten Naue, Betreuer bei der LG Nord. Die sichere Variante wäre es gewesen, das Rennen zunächst in der Gruppe mit der schnellsten Frau zu bestreiten. Frauen-Siegerin Domenika Mayer aus Regensburg erreichte die Ziellinie gut eine Minute nach Filimon Gezae. Nach der Hälfte lag sie noch rund vier Minuten hinter ihm. Gezae hatte sein riskant hohes Tempo im zweiten Streckenabschnitt nicht mehr halten können und kam eine knappe Viertelstunde nach dem Sieger Hendrik Pfeiffer aus Wattenscheid an. Pfeiffer war in der ersten Hälfte rund vier, in der zweiten aber fast zehn Minuten schneller als der unerfahrene Marathon-Neuling aus Bremen. "Trotzdem: Respekt vor dieser tollen Leistung", sagte Torsten Naue.
Überraschung im Ziel
Über eine tolle Leistung freute sich auch Oliver Sebrantke. Der siebenfache Sieger des Bremen-Marathons lief einige Minuten schneller als bei seinem letzten Erfolg in Bremen und hatte sich auch von den ungeliebten Kühlschrank-Temperaturen nicht unterkriegen lassen. Den Rennverlauf schilderte er so: Frühzeitig hatte sich eine Vierergruppe für den vermeintlichen Kampf um den Meistertitel der M45 gefunden. Neben den Freunden Sebrantke und Schröder waren es noch Torsten Trems aus Köln sowie Micha Bähr aus Bürgel. Nach Nikas Schröders Missgeschick konnte auf den letzten Kilometern erst Bähr, dann Trems das kontante Tempo nicht mehr halten. Sebrantke konnte es – und konnte kontrolliert als Sieger ins Ziel laufen.
Als vermeintlicher Sieger: Erst dort erfuhr er verdutzt, dass der in der Szene bestens bekannte Valentin Harwardt aus Wolfsburg mitgelaufen war. "Der läuft in einer ganz anderen Liga", sagte Oliver Sebrantke anerkennend. In der Tat: Für Harwardt waren beeindruckende 2:22:41 Stunden gestoppt worden. In dem Riesenfeld gab es nur 16 Läufer, darunter mehrere Profis aus Kenia, die noch früher wieder da waren als der Mittvierziger.