An diesem Freitag werden die Spieler der Fischtown Pinguins wieder an diesem Schild vorbeikommen. Es hängt an der Tür, durch die sie aus den Katakomben der Eisarena hinaus aufs Spielfeld laufen. Die Botschaft auf dem Schild ist eindeutig: „Play hard or go home!“ Was man so übersetzen kann: Gib alles, oder geh nach Hause!
Genau darum wird es auch im Heimspiel gegen das Spitzenteam Adler Mannheim (19.30 Uhr) wieder gehen. Ein Blick auf die Tabelle nach zwei Spieltagen genügt, um die Brisanz des Duells zu verstehen: Das teure Team aus Mannheim steht sieglos im Tabellenkeller, die Pinguins mit ihrem niedrigen Etat stehen auf Platz zwei – weil sie neben Straubing die einzige Mannschaft sind, die mit zwei Siegen in die neue Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gestartet ist. Für Torhüter Maximilian Franzreb ist klar, dass „der überragende Teamgeist“ ein Hauptgrund für die Siege zum Start ist.

Schwärmt vom Teamgeist in Bremerhaven: Pinguins-Torhüter Maximilian Franzreb.
Um die besondere Stimmung im Kader der Pinguins zu verstehen, lohnt ein Blick in die Kabine. Denn auch hier hängen große Tafeln mit motivierenden Botschaften, direkt über den Köpfen der Spieler. In dieser Kabine ziehen sie sich nicht nur für die Heimspiele um, sondern auch während der Trainingstage. Die Botschaften an den Wänden sind also immer präsent. „Man wird dadurch unbewusst immer an gewisse Werte oder Vorgaben erinnert“, sagt Franzreb, „das macht schon viel mit dem Unterbewusstsein der Spieler, man hat das im Hinterkopf.“
Über den Sitzplätzen der Torhüter zum Beispiel stehen auf Englisch Begriffe wie Stärke, Ehrgeiz, Vertrauen und Widerstandsfähigkeit. Und dazu die Beschreibung eines Pinguins: „Eine Person oder Sache von außergewöhnlicher Größe, Kraft oder Wichtigkeit.“ An einer anderen Wand steht: „Talent gewinnt Spiele. Aber Talent und Teamgeist gewinnt Meisterschaften.“

Talent gewinnt Spiele, aber Talent und Teamgeist gewinnt Meisterschaften: Auch das steht in der Pinguins-Kabine.
Betritt man die Kabine, fällt der Blick direkt auf eine weitere Tafel, auf der neben dem Logo der Fischtown Pinguins diese Botschaft steht: „Leide jetzt und lebe den Rest deines Lebens als Champion.“ Direkt gegenüber hängt ein Spruch, der Manager Alfred Prey besonders gut gefällt, es geht um die Loyalität der Spieler zu ihrem Klub. Sie sollen nicht für sich spielen, sondern fürs Team. „Es gibt zwei Möglichkeiten, deine Bereitschaft dafür zu zeigen: Du bist dabei – oder du bist draußen“, steht dort. Der Manager erklärt: „Wir wollen keine Spieler, die ihr eigenes Ding machen. Hier geht es immer um die Mannschaft. Gerade dafür stehen wir als Verein im deutschen Eishockey.“
Es geht um Identifikation mit dem Klub
Woanders sind die Arenen größer, die Dienstwagen nobler und die Spielergehälter höher – dafür herrscht im Bremerhavener Team ein Zusammenhalt, der fast schon familiär ist. „Diese Identität mit der Stadt und dem Verein ist uns wichtig“, betont Prey, „während andere Klubs in der Liga auch jetzt wieder zehn oder zwölf neue Spieler verpflichtet haben, versuchen wir immer, einen Großteil unseres Kaders zu halten, um dieses besondere Gefühl für den Klub vermitteln zu können. Viele sind schon sechs Jahre hier oder noch länger, angefangen von unserem Trainer Thomas Popiesch bis zu den Angreifern Jan Urbas und Miha Verlic. Auch das sorgt natürlich für Identifikation mit unseren Werten.“

Klare Botschaft: Pinguine sind im Eishockey mehr als schöne Tiere.
Dass in der Kabine Sprüche hängen, ist im Eishockey nicht unüblich. Manche Trainer plakatieren dort auch ihre spieltaktischen Vorgaben. In Bremerhaven wäre das dieses „Fischtown Hockey“, von dem sie im Verein gerne sprechen. Was bedeutet: möglichst viele Scheiben vors Tor und viel Druck ausüben. Auch das steht für ihre sportliche Identität. Sie wollen engagiert auftreten – und für den Gegner lästig sein.

Das ist das Lieblings-Motto von Pinguins-Manager Alfred Prey, wie er erklärt.
Natürlich entscheiden solche Botschaften an den Wänden keine Meisterschaftsspiele auf dem Eis. Aber sie gehören dazu, um eine Mannschaft mit Spielern aus verschiedenen Ländern auf ein Ziel einzuschwören und zusammen zu halten. „Unser Teamgeist ist grandios“, bekräftigt Torhüter Franzreb und führt als Beleg den 4:3-Sieg am Wochenende in Frankfurt an, als die Mannschaft trotz eines 0:3-Rückstandes noch gewann. „Unser Gegner hatte ein wenig Glück beim Toreschießen, aber wir haben gezeigt, dass wir so etwas drehen können – und das schon am Anfang der Saison.“
Das Wissen um diese Stärke könne dem Team noch viele Punkte bescheren, glaubt Franzreb, „weil hier jeder für den anderen kämpft“. Genau das habe die Mannschaften der Pinguins in den vergangenen Jahren immer schon ausgezeichnet, „aber weil in diesem Sommer sehr wenige Spieler neu dazu gekommen sind, zeichnet uns dieser spezielle Teamgeist auch jetzt schon wieder aus, so früh in der Saison“. Franzreb weiß, wovon er da spricht: Beim dritten Gegentor in Frankfurt sah er selbst unglücklich aus, das hätte eine Niederlage bedeuten können. „Aber genau dann wirkte der Teamgeist bei uns", sagt der Torhüter, "jeder steht für jeden ein, und dann müssen wir an solchen Tagen eben ein Tor mehr machen, und das haben die Jungs gemacht. Das war top.“