Bei den Fischtown Pinguins hat nach dem Viertelfinal-Aus im Kampf um die deutsche Meisterschaft das Wundenlecken begonnen. Vielleicht ist die Formulierung ein bisschen zu hart, aber: So erwartet das Ausscheiden gegen den Überflieger der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), den EHC Red Bull München, auch kam – es schmerzte im Lager des Außenseiters trotzdem sehr. Während die vier Halbfinalisten die Saison fortsetzen, können die Bremerhavener Bilanz ziehen und müssen für die kommende Spielzeit planen. Wir sprachen mit Teammanager Alfred Prey über:
Die DEL-Saison 2022/23
„Für uns wäre es ein sporthistorisches Ereignis gewesen, wenn wir die Übermannschaft aus München in das siebte und entscheidende Spiel gezwungen hätten“, sagt Alfred Prey. Mit weniger Verletzungspech wäre mehr möglich gewesen, vermutet er, denn mit einigen Punkten mehr auf dem Konto in der Hauptrunde wären die Münchener nicht der erste Play-off-Gegner der Pinguins geworden. Dennoch blickt Prey zufrieden und auch ein wenig stolz auf die Spielzeit zurück. Das Team von Trainer Thomas Popiesch hatte trotz der monatelangen Trennung seines Paradesturms, dem „Karawanken-Express“ mit den slowenischen Nationalspielern Jan Urbas, Ziga Jeglic und Miha Verlic, stets Kurs auf die Play-offs gehalten. Zuletzt fehlten Skyler McKenzie und Nicholas Jensen, zwischendurch waren immer wieder andere Leistungsträger ausgefallen. Und trotzdem schafften es die Bremerhavener, die ersten beiden Play-off-Partien gegen die Münchener zu gewinnen und den Favoriten gehörig ins Wanken zu bringen.
Gewinner und Verlierer
Als einzelne Spieler zählt Alfred Prey Torwart Maximilian Franzreb sowie die Stürmer Christian Wejse und Markus Vikingstad zu den Gewinnern der Saison. Als Gruppe sieht der Teammanager auch den „Karawanken-Express“ als Gewinner an. Immer wieder durch Verletzungen gesprengt, vor allem durch den langfristigen Ausfall von Jan Urbas, trat der Topsturm der Pinguins in der entscheidenden Phase der Saison und damit gerade wieder rechtzeitig wie in seinen besten Zeiten auf. Als Verlierer könne er allenfalls die Mannschaft als Ganzes bezeichnen, sagt Prey – weil sie am Sonntag nicht sang- und klanglos, sondern etwas unglücklich mit 1:2 verloren habe. „Es war ein super Spiel, eng und dramatisch – genau das, was Eishockey ausmacht.“

Teammanager Alfred Prey (links) und Geschäftsführer Hauke Hasselbring sorgen seit Jahren dafür, dass die Fischtown Pinguins in der DEL konkurrenzfähig sind.
Die finanzielle Lage
„Wir haben den besten Geschäftsführer der Liga“, sagt Alfred Prey lachend und lobt Hauke Hasselbring in den höchsten Tönen. Was sollte der Manager auch anderes sagen, könnte man denken. Doch Prey schwärmt von der langjährig erfolgreichen Arbeit dieses „norddeutschen Kaufmanns“, wie er Hasselbring wertschätzend bezeichnet. „Wir sind finanziell gut über die Runden gekommen“, sagt Prey, was außer an den Qualitäten des Geschäftsführers auch an mehr als 200 kleineren und größeren Geldgebern und Unterstützern sowie am dritten Heimspiel gegen München gelegen habe. „Wir können einfach nur dankbar sein, dass uns so viele Partner unterstützen“, sagt Prey.
Personelle Veränderungen
Nach dem abrupten Saisonende am vergangenen Sonntag standen am Montag und Dienstag jede Menge Einzelgespräche an. Die Trainer und separat auch der Teammanager sprechen mit jedem einzelnen Akteur. „Dabei wird über alles geredet“, sagt Prey. Das könnten Kleinigkeiten sein, die einen Spieler im Verlauf der Saison gestört haben, oder größere Sachen, die möglicherweise über Verbleib in Bremerhaven oder Fortgang entscheiden. „Und in diesen Gesprächen müssen wir einigen Spielern auch für die neue Saison absagen“, sagt Prey.
Klar ist: Wie vor jeder Spielzeit, müssen die Fischtown Pinguins auf dem Markt früh aktiv werden, um beim Werben um Spieler ihren nicht eben üppigen finanziellen Möglichkeiten gerecht zu werden. Späte Schnäppchen, so Prey, gebe es nicht, Angebot und Nachfrage würden die Preise mit jeder Woche mehr in die Höhe treiben. Die Zeichen stünden aber gut, dass „wir den Großteil der Spieler auch in der kommenden Saison wieder auf unserem Eis sehen werden“, sagt Prey. Mit Markus Vikingstad habe er den Vertrag schon im Herbst um zwei Jahre verlängert, auch der so stark gewordene Maximilian Franzreb (Prey: „Einer unserer wichtigsten Spieler“) bleibt bis mindestens 2025. Ross Mauermann werde ebenfalls bleiben, und bei Alex Friesen scheint mehr für ein Bleiben als für ein Gehen zu sprechen.
Anstehende Termine
Vom 12. bis 28. Mai findet die WM statt. „Ein Pflichttermin für uns“, sagt Prey. Geschäftsführer, Trainer und er werden im finnischen Tampere sein, wo die Dänen spielen, und den Markt sondieren und Gespräche führen. Zweiter WM-Spielort ist das lettische Riga. An diesem Donnerstag steht ein letzter Leistungstest der Spieler an. Dessen Ergebnisse fließen in den Plan ein, nach dem sich der jeweilige Akteur für den Sommer fit halten soll. Am Sonnabend, 1. April, findet ab 14.30 Uhr die Saisonabschlussfeier mit Mannschaft und Fans im Schaufenster Fischereihafen statt. „Da werden keine personellen Entscheidungen verkündet“, sagt Prey – er will die Stimmung auf keinen Fall gefährden. In den kommenden Wochen werden außerdem unzählige Gespräche mit Spielern und Sponsoren anstehen. „Ich bin ganz zuversichtlich, dass die Partner uns gewogen bleiben werden“, sagt Alfred Prey. An Urlaub denkt der Teammanager in dieser intensiven Zeit nicht. Frühestens im Juni seien ein paar Tage mit seiner Frau möglich. Nicht viele, aber das mache auch nichts, weil er sowieso am liebsten zu Hause sei.