Man hatte gedacht, dieses Spiel wäre schon Höhepunkt genug. Schließlich verlieren die Fußballer des Bremer SV ja nicht jeden Tag mit 1:6 auf dem Panzenberg. Aber nach der Klatsche gegen den BSC Hastedt am Freitagabend ging es erst richtig los: Trainer Cengiz Cakir gab BSV Late Night, dem TV-Sender des Vereins, ein Interview und ließ seinem Frust freien Lauf. Dabei stand allerdings nicht die indiskutable Leistung seiner Mannschaft im Vordergrund. Ganz im Gegenteil.
Der Trainer stellte sich vor die Spieler und suchte den Grund für die schwachen Auftritte in den letzten Wochen bei den BSV-Verantwortlichen. Eine Kernbotschaft: „Wenn das die Sportliche Leitung sein soll, dann gute Nacht BSV.“ Das waren natürlich harte Worte. Der Verein reagierte und trennte sich von seinem Übungsleiter.
Logische Wahl
Im Saisonfinale, wo der Bremer SV am Samstag ausgerechnet beim Titelkandidaten Brinkumer SV antreten muss, wird das Team nun von Necati Uluisik betreut. Eine logische Wahl: Der 34-Jährige war unter Cakir bereits Cotrainer und stand zuletzt auch wieder auf dem Feld. Uluisik ist zudem vorgesehen als Assistent von Ralf Voigt, der im Sommer den Posten des Cheftrainers übernehmen wird.
Die Lücke wurde also schnell geschlossen. Die Unruhe bleibt. Natürlich war man in der Führungsetage nicht gerade erfreut über die Schimpftirade des Cengiz Cakir. Gerd Lenk, neben Jens Fröhlich und Fred Heise in der Sportlichen Leitung des BSV, räumt ein, dass die öffentliche Kritik doch eine unangenehme Überraschung war. „Aber wir werden sie nicht kommentieren“, betont Lenk.
Darauf haben sich die Verantwortlichen verständigt: Wenn sie jetzt Stellung beziehen, dann würden sie den Streit nur zusätzlich entfachen. Diese Bedenken hat Cengiz Cakir offenbar nicht. „Ich stehe zu meinen Worten“, sagt der scheidende Trainer. Ihm sei es bei der Kritik allerdings nicht um die eigene Person gegangen, sondern nur um die Spieler. „Ihnen wurden falsche Versprechungen gemacht.“
Weil ihm im Rahmen des Hastedt-Spiels eine weitere Episode zu Ohren gekommen sei, habe er seinem Ärger Luft gemacht. „Ich kann auch nicht nachvollziehen, warum der Verein nicht reagiert“, so Cakir weiter. Wobei sich sein Unmut nur vordergründig auf die gesamte Sportliche Leitung bezieht. „Jens Fröhlich und Fred Heise haben ihre Versprechen eingehalten“, sagt Cengiz Cakir nämlich.
Nicht allein ein Fehler der Verantwortlichen
Was so viel bedeutet wie: Gerd Lenk soll seine Zusagen gebrochen haben. Tatsächlich scheint der Trainer keine allzu gute Meinung von dem einen Drittel des Führungstrios zu haben. Er sagt: „Gerd Lenk hat sich im Winter in den Vordergrund geschoben und ist unqualifiziert für diese Aufgabe.“ Aber worum geht es eigentlich genau? Nach Informationen des WESER-KURIER wurde einigen Winterzugängen die Vermittlung von Arbeitsplätzen versprochen.
Einen Job erhalten haben aber nicht alle. Man sagt jedoch auch, dass sei nicht allein ein Fehler der Verantwortlichen. Vielmehr hätten die betreffenden Kicker nicht im ausreichenden Maß kooperiert. „In diesem Verein sind eben immer die anderen Schuld“, findet Cengiz Cakir – und sieht sich bestätigt. Malte Seemann, Torhüter und Mitglied des Mannschaftsrates, hat ebenfalls von Unstimmigkeiten gehört.
Beurteilen will er sie nicht: „Meine Versprechen wurden alle eingehalten, zu den anderen Themen kann ich mich nicht äußern. Sie zählen auch nicht zu meinen Aufgaben.“ Am Ende ist es wohl so, wie ein BSVer, der nicht genannt werden möchte, vermutet: „Die Wahrheit liegt in der Mitte.“