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2G-Plus-Regelung Fitnessbranche warnt vor neuer Krise

Der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen kritisiert die 2G-Plus-Regelung für die Branche. Unternehmen würden vor unerfüllbare Vorgaben gestellt. Auch in Bremen gibt es scharfe Kritik.
03.12.2021, 16:37 Uhr
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Fitnessbranche warnt vor neuer Krise
Von Mario Nagel

In Niedersachsen gilt sie bereits in Fitness- und Sportstudios, auch bundesweit steigen immer mehr Bundesländer auf die 2G-Plus-Regelung um. Geimpfte Mitglieder müssen folglich einen tagesaktuellen, negativen Corona-Test vorlegen oder ihn vor Ort im Studio durchführen, um anschließend Sport treiben zu dürfen. In Niedersachsen sind ab diesem Sonnabend Menschen mit einer Corona-Auffrischungsimpfung von dieser Testpflicht ausgenommen (Booster-Regel).

Der DSSV, der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen, warnte jetzt in einer Mitteilung, dass die neuen Regelungen die Fitnessbranche zurück in die Krise stürzen würden. „Mit der immer öfter vorkommenden 2G-Plus-Regelung sind die Vorgaben auf ein neues unerfüllbares Maß für die Unternehmen der Fitness- und Gesundheitsbranche gewachsen“, heißt es.

Im Land Bremen gilt bislang noch die 2G-Regelung, ein Test ist also nicht notwendig. Das würde sich ändern, wenn die Warnstufe 3 ausgerufen wird. Die Befürchtung, bald eine weitere Einschränkung hinnehmen zu müssen, sorgt bei zwei Fitnessstudio-Betreibern aus Bremen deshalb für große Kritik. „Wenn 2G-Plus eingeführt wird, dann wird das verheerende Folgen für unser, aber auch die anderen Studios haben“, sagt Jürgen Kohne. Dem Geschäftsführer der Sport Lounge Munte stößt vor allem sauer auf, dass sich die Politik augenscheinlich keine Gedanken darum mache, welche Auswirkungen ihre Beschlüsse hätten. „Wir können es nicht leisten, Personal abzustellen und am Eingang eigenständig Tests durchzuführen. Also müssen die Tests in den Testzentren gemacht werden. Dazu sind viele Mitglieder aber nicht bereit“, mutmaßt Kohne. 

Auch Claudia Bloch, Geschäftsführerin von Avant Fitness & More, erachtet die 2G-Plus-Regelung als unverhältnismäßig. „Das lässt sich in der Realität nicht so leicht umsetzen. Bevor Mitglieder die Strapazen vier Wochen lang auf sich nehmen, werden sie einfach nicht kommen.“ Dazu gäbe es noch ungeklärte Dinge: Braucht es einen Test aus einem Testzentrum oder kann auch ein Schnelltest vor Ort durchgeführt werden? Und wenn sich jemand vor Ort testen lassen will, darf er dann das Gebäude betreten? „2G-Plus steht aus meiner Sicht in keiner Relation zur vermeintlichen Wirkung“, sagt Bloch.

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Ihrer Meinung nach würden die Tests unter geimpften Personen ohnehin nur selten positiv sein. Dazu käme für sie die grundsätzliche Frage: „Wer lässt sich denn zwei Mal impfen, boostern und dann auch noch täglich oder beinahe täglich testen?“ Laut Claudia Bloch werden viele Fitnessstudios diese Regelung daher wohl nicht mittragen und ihre Sportangebote zurückfahren oder gänzlich schließen. Jürgen Kohne sieht das ähnlich: „2G-Plus hat ja nicht nur Auswirkungen auf die Fitnessbranche, sondern auch auf andere Bereiche wie die Gastronomie. Viele Unternehmen sind am Limit, unter der Regelung würde es erneut zu massiven Umsatzeinbrüchen kommen. Das wird Schließungen zur Folge haben, wie es sie in der Gastronomie ja auch schon längst gibt.“

Auch der Branchenverband DSSV verweist auf die in erster Linie entstehenden erheblichen Mehrkosten für Betreiber und Kunden. Pro Woche steht jedem Bundesbürger zurzeit ein kostenloser Test zur Verfügung, jeder weitere müsse bezahlt werden – bei Preissteigerungen für Schnelltests von 300 bis 500 Prozent, wie der DSSV mitteilt. „Für viele Mitglieder ist die zusätzliche finanzielle und zeitliche Belastung ein Grund, das Fitnessstudio nicht mehr aufzusuchen”, heißt es vom DSSV. Mitglieder würden deshalb ihre Verträge kündigen, Studios jedoch aufgrund der so genannten Dauerschuldverhältnisse, also durch die von übrig bleibenden Mitgliedern regelmäßig einzuziehenden Beiträge, keine Corona-Hilfen erhalten. Für die Studios stelle sich laut DSSV daher die Frage, wer für die Umsatzeinbrüche aufkommt.

Eines, das ist Jürgen Kohne wichtig, muss bei der Einschränkung von Fitness- und Sportstudios jedoch beachtet werden: „Sport ist wichtig für die Gesundheit und fördert das Immunsystem.“ Studien hätten seiner Meinung nach gezeigt, dass sporttreibende Menschen deutlich seltener schwere Verläufe bei einer Corona-Erkrankung zu erleiden hätten oder gar versterben. Und der DSSV bekräftigt: „Für die Unternehmen der Fitnessbranche steht immer die Gesundheit ihrer Mitglieder im Mittelpunkt." Die Notwendigkeit der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und der Schutz der Bevölkerung sei schon berufsbedingt für die Fitnessbranche von höchster Bedeutung. Aber: „Die Entscheidungen der Politik müssen umsetzbar, sinnvoll und wirtschaftlich bleiben.“

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