Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Jannis Niestädt Der Pechvogel des Bremer SV

Jannis Niestädt verpasst zum zweiten Mal in Folge ein DFB-Pokalspiel. Im Vorjahr gegen die Bayern war er bereits in die Oberliga nach Hamburg gewechselt – und nun entgeht ihm auch das Spiel gegen Schalke.
25.07.2022, 18:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Der Pechvogel des Bremer SV
Von Jörg Niemeyer

Jannis Niestädt hat sich längst mit seinem Schicksal abgefunden. Er wolle auch nicht darüber klagen, sagt der 27-Jährige. Und schon gar nicht wolle er, dass der Eindruck entsteht, er sei vor dem Spiel des Jahres des Fußball-Regionalligisten Bremer SV wichtiger als andere Spieler. Wichtiger womöglich als die, die am Sonntag in Oldenburg im DFB-Pokal gegen den FC Schalke 04 auflaufen werden. Er ist nicht wichtiger, aber die Geschichte des Innenverteidigers ist trotzdem eine besondere.

Rückblende: Vor gut einem Jahr gewinnt der Bremer SV, auch dank eines Tores von Jannis Niestädt, mit dem 2:1 über den Brinkumer SV den Bremer Lottopokal. Der Lohn ist der Einzug in den DFB-Pokal, in dem der neue Cupsieger das Traumlos FC Bayern München zieht. Als die Partie im August 2021 ausgetragen wird, gehört Niestädt nicht mehr zum Kader des BSV. Der Masterstudent arbeitet für eine Hamburger Medienagentur und hat sich deshalb auch sportlich in Richtung Hamburg orientiert. Eigentlich soll sein neuer Verein Oberligist Concordia werden, aber wegen des dortigen Überangebots an Innenverteidigern wird es Hamm United. Im Januar 2022 kehrt Niestädt, der in Rotenburg wohnt, zum Bremer SV zurück, weil er inzwischen überwiegend im Homeoffice arbeitet.

Lesen Sie auch

"Ich hab' das Spiel gegen Bayern jedem meiner ehemaligen Mitspieler gegönnt", sagt Niestädt einige Tage vor dem nächsten Pokal-Kracher des BSV. Wenn es im Vorjahr nicht die Bayern in Bremen gegeben hätte, würde vermutlich jeder beim Bremer SV vor dem Duell mit Schalke mindestens vom "Spiel des Jahrzehnts" sprechen. Für den Verteidiger wäre das Spiel am kommenden Sonntag wohl sogar bedeutender geworden als ein Auftritt gegen den Rekordmeister. "Schalke finde ich nicht einfach nur gut, sondern ich bin ein echter Fan", sagt er. Er verfolge nahezu jede Partie des Bundesliga-Wiederaufsteigers im Fernsehen, und zwei bis drei Mal pro Jahr sitze er in Gelsenkirchen im Stadion.

Nun hätte er gegen seinen Lieblingsklub sogar spielen können, wenn er nicht schon seit Monaten verletzt ausfallen würde. Was Anfang März im Bremen-Liga-Spiel gegen die SG Aumund-Vegesack mit der Auswechslung wegen einer Zerrung begann, entpuppt sich mittlerweile als Krankengeschichte mindestens bis Ende der kommenden Regionalliga-Hinrunde. Denn nachdem die Zerrung auskuriert war, passierte im Training ein viel schlimmeres Malheur. "Der Fuß war komplett weggeknickt", sagt Niestädt und erinnert sich an den Moment, als er den Schuss eines Mannschaftskameraden abblocken wollte. Die traurige ärztliche Diagnose: zwei Außenbänder gerissen, ein Innenband gezerrt.

Wochenlang glaubte der Verteidiger, dass die Verletzung – wie prognostiziert – ohne Operation würde ausheilen können. Im April dachte zwar noch niemand beim Bremer SV an das Pokal-Los Schalke, doch Niestädt schwante bereits, dass es dauern würde bis zu seiner Rückkehr auf den Platz. Als der BSV Ende Juni mit dem neuen Trainer Torsten Gütschow ins Trainingslager fuhr, war auch Niestädt dabei. Er wollte zum ersten Mal in einem Dauerlauf ausprobieren, was möglich ist. Es war nicht viel, und schon gar nicht war an Fußball auf höherem Niveau zu denken.

Am vergangenen Donnerstag ist Jannis Niestädt in Hannover nun doch operiert worden – letztlich wegen der Folgen einer älteren Knochenverletzung. Knöcherne Überreste seien entfernt und die Bänder im Fuß neu fixiert worden. Sechs Wochen ist Ruhe für den Fuß angesagt, frühestens 2023 eine Rückkehr ins Team angedacht. Immerhin kann Jannis Niestädt hoffen, am Sonntag im Marschwegstadion mit Freunden live dabei zu sein. Einen vagen Wunsch fürs Ergebnis hat er auch: "Ich wäre für ein Elfmeterschießen", sagt er, "egal, wie es dann ausgeht: Ich würde mich für beide freuen."

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)