Auch der deutsche Eishockeysport wurde von der Pandemie und ihren Folgen durchgeschüttelt: Geisterspiele ohne Zuschauer, Spielverlegungen wegen unterschiedlicher Corona-Auflagen in den Bundesländern und erhebliche wirtschaftliche Einbußen – die Vereine der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) haben in den vergangenen zwei Jahren eine Menge erlebt und verkraften müssen.
Inzwischen zeigt sich, welche Herangehensweisen während der Pandemie gut funktioniert haben und wo neue Gefahren für die Klubs lauern. An den Fischtown Pinguins kann man beides recht gut beobachten. Zwar waren fehlende Zuschauer-Einnahmen auch für den kleinsten Verein der DEL ein Problem, dafür stellte sich das Sponsorenmodell als belastbar heraus. Denn die Pinguins setzen nicht auf wenige Großsponsoren, sondern auf einen großen Pool kleinerer Geldgeber. Manager Alfred Prey zieht eine erfreuliche Bilanz: „Es kann uns stolz machen, dass wir fast keine Sponsoren verloren haben. Wir haben sogar ein paar dazugewonnen.“
Derzeit gehören 234 Sponsoren zu diesem Kreis. „Das sind keine Hauptsponsoren“, erklärt Prey, „aus dieser Masse generiert sich unser Sponsorenbudget. Es wird in der Liga keinen zweiten Verein geben, der so viele Sponsoren hat. Wir leben von dieser Vielfalt.“ Und weil die Beträge entsprechend kleiner ausfallen, sind während der Pandemie kaum Geldgeber ausgestiegen. Für Prey hängt das auch mit der Verankerung des Eishockeysports mit der Region zusammen: „Eishockey ist in Bremerhaven ein Gemeinschaftserlebnis, viele Mittelständler gehören zu unseren Sponsoren und sehen es als regionale Aufgabe, den Eishockeysport hier zu erhalten.“ Hätte man stattdessen eine wirtschaftliche Abhängigkeit von ein paar großen Geldgebern, und davon würden dann welche wegbrechen, „dann hast du richtig Schweiß auf der Stirn“, sagt Prey.
Dafür ergeben sich neue Herausforderungen, die man vor der Pandemie nicht kannte. Nach den ersten Eindrücken des Dauerkartenverkaufs für die neue Saison tun sich die Vereine schwer damit, die alten Verkaufszahlen annähernd wieder zu erreichen. Auch die Pinguins, die eigentlich ein treues Publikum haben, kämpfen um die Zuschauer. Die Fans wieder regelmäßig zu den Heimspielen zu bekommen, das hält Prey inzwischen für „eine der Mammutaufgaben für unsere Zukunft, das wird nicht nur uns in Bremerhaven betreffen – und auch nicht nur den Eishockeysport.“
In Bremerhaven haben sie nun erstmals eine Aktion gestartet: Jeder Käufer einer Dauerkarte bekommt ein T-Shirt der Fischtown Pinguins, ein Eishockey-Sonderheft und Fischtown-Sticker für das Smartphone dazu. Neben den finanziellen Sorgen vieler Leute in Folge der Pandemie und der Energiekrise hat Prey ein anderes Dilemma ausgemacht: „Die Problematik ist, dass manche Fans nun Eigenschaften angenommen haben, die vorher fremd waren. Wir wollten alle einen Fernsehvertrag, den hat die Liga ja auch mit Magenta-Sport. Nun muss man aber feststellen, dass diese Fernsehpräsenz uns zum Teil auch Probleme bereiten kann, weil viele Leute während der Pandemie festgestellt haben, dass sie zu Hause mit der Wurstsemmel und zwei Bier Eishockey schauen können.“
Mittlerweile gebe es Gruppen, die sich bei Spielen zum Fernsehabend treffen. Prey: „Das sind natürlich Leute, die uns in den Stadien als Zuschauer fehlen. Wir müssen es schaffen, das Live-Event wieder interessanter zu machen, damit die Leute zurückkommen zu den Wurzeln des Sports – und nicht nur vor den Bildschirmen zuschauen.“ Dazu müsse man Emotionen liefern, „die sich auf die Ränge übertragen und das Spiel zu einem Erlebnis machen“. Schon die neue Saison wird zeigen, wie gut das gelingt.