Rein äußerlich hat sich an dem Gebäude in der Bürgermeister-Smidt-Straße in den vergangenen Monaten noch nicht viel verändert. Aber das macht Peter Gagelmann, Vorsitzender der Bremer Sportstiftung, nicht weiter nervös. „Wir warten derzeit darauf, dass der Bauantrag durchgewunken wird, er liegt jetzt beim Bauamt“, sagt der 51-Jährige. Wird der wie erwartet erteilt, rückt das Vorzeige-Objekt des Bremer Sports in immer größere Nähe: Das Haus der Athleten, das schon im kommenden Jahr eröffnet und dann Herberge für talentierte Nachwuchssportler werden soll.
Auch Andreas Vroom steht als Präsident des Landessportbundes Bremen (LSB) fest an der Seite von Gagelmann, Lars Figura und Anke Precht, die als Vorstandsmitglieder der Sportstiftung das Projekt kräftig vorantreiben. „Wir sind bei den Themen sehr eng beieinander“, sagt Vroom. Schließlich sei die Sportstiftung 2012 extra vom LSB gegründet worden, um als Speerspitze für den Nachwuchsleistungssport zu fungieren. Damals wurde die Stiftung vom LSB ins Leben gerufen mit einem Kapital von 124.000 Euro. Hinzu kam die private Zustiftung eines sportbegeisterten Ehepaares, das 20.000 Euro spendete.
Dass es noch immer Menschen in Bremen gibt, die sich finanziell an der Entwicklung des Bremer Sports beteiligen wollen, hatte sich erst im August dieses Jahres gezeigt. Da wurde bekannt, dass der Bremer Immobilienkaufmann Holger Löwe der Sportstiftung 500.000 Euro als Zustiftung zur Verfügung stellt. Die Spende ist zweckgebunden, der 57-Jährige möchte, dass die halbe Million Euro für den Kauf der Immobilie in der Bürgermeister-Smidt-Straße verwendet wird. Natürlich wird die Summe nicht reichen, um das Haus komplett zu erwerben, aber die Sportstiftung wird zumindest Teilhaber und baut somit sein Stiftungskapital massiv aus.
Vroom, der sich zuletzt selten zum Planungsstand des Hauses der Athleten geäußert hatte, freut sich sehr über die erfolgreiche Arbeit von Gagelmann und Figura. „Sie haben ja den Auftrag, Gelder zu generieren, sie sind für den LSB die Schnittstelle zur Wirtschaft. Das machen sie hervorragend.“ Das Stiftungsziel laute, finanzielle Mittel für den Nachwuchsleistungssport zu generieren. „Die Förderung der öffentlichen Hand ist viel zu niedrig“, sagt Vroom.
In dieser Woche besuchte eine Bremer Delegation ein Sport-Internat in Berlin, mit dabei waren auch Vertreter der Oberschule an der Ronzelenstraße, die bekanntlich Eliteschule des Sports werden möchte. LSB-Vorstand Precht, die in Berlin im Sportamt arbeitet, hatte den Besuch organisiert. Auch Gagelmann und Figura waren dabei und schauten sich gemeinsam mit LSB-Vizepräsidentin Monika Wöhler, Staatsrat Jan Fries und Sportamtsleiter Christian Zeyfang an, was Bremen womöglich von Häusern wie in Berlin lernen kann. „Das war natürlich noch mal eine andere Dimension“, sagt Gagelmann, schließlich gebe es in der Hauptstadt viele Kader-Athleten und gleich mehrere Olympia-Stützpunkte. „Aber gerade in puncto Betreuung konnten wir Erfahrungen sammeln.“
Denn der Erwerb von Teilen der Immobilie ist nur die eine Seite, es muss ja auch der tägliche Betrieb und Ablauf finanziert werden. Vroom hat dafür eine Beispielrechnung aufgestellt. „Acht Plätze für Athleten zwischen 14 und 18 Jahren kosten inklusive Miete, pädagogischer Betreuung und Verpflegung pro Jahr rund 350.000 Euro.“ Weil in diesem Fall die Athleten minderjährig wären, müsste eine 24-Stunden-Betreuung garantiert und weitere Voraussetzungen erfüllt werden. Als einziger Bundesstützpunkt ist in Bremen die Rhythmischen Sportgymnastik verankert ist, sehr wahrscheinlich werden Athletinnen aus dieser Sportart in das Haus der Athleten einziehen. Die Anforderungen und Kosten könnten steigen, da die Athletinnen häufig noch jünger als 14 sind.
Probleme mit getrennten Duschen auf den Fluren, die es in vielen anderen Sport-Häusern dieser Art gebe, habe man in Bremen glücklicherweise nicht. „Jedes Apartment verfügt über ein eigenes Bad und eine kleine Pantry“, sagt Gagelmann. Wer mag, könne sich sogar selbst verpflegen. Das sei in Berlin anders gewesen, dort würden die Athleten beispielsweise ihre eigenen Lebensmittel in getrennten Plastikboxen in großen Kühlschränken aufbewahren.
Sportsenatorin Anja Stahmann stellt für das Projekt jährlich 50 000 Euro zur Verfügung, um die Athleten pädagogisch zu betreuen. Viel Geld, aber natürlich nicht ausreichend. Gagelmann und Figura befinden sich derzeit in Gesprächen mit dem Senat, auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte habe das Thema auf der Agenda. Gagelmann und Vroom gehen das Projekt weiter optimistisch an. „Es geht jetzt darum, möglichst viele Gremien für diesen wichtigen Baustein im Nachwuchsleistungssport zu gewinnen.“
Maximal 48 Zimmer auf fünf Etagen
Das Haus der Athleten entsteht in den ehemaligen Büroräumen der Firma Kaefer, Besitzer ist die Stefespro GmbH. Insgesamt hat das Haus fünf Etagen, es könnten Apartments für maximal 48 Sportler entstehen. Ein großer Vorteil: Die Etagen müssen nicht gleichzeitig umgebaut werden, sondern können bedarfsgerecht erweitert werden. Im Erdgeschoss ist ein Gemeinschaftsraum über knapp 100 Quadratmeter geplant, im ersten Obergeschoss sollen acht Apartments entstehen. Diese sind im Schnitt 17 Quadratmeter groß, haben alle ein eigenes Bad, eine kleine Pantry-Küche und Fernseher. Sollte das Haus nicht komplett mit Athleten ausgelastet sein, könnten dort auch Eltern wohnen, die ihre Sportler-Kinder in Bremen besuchen.