Wenn es nach Peter Gagelmann und Lars Figura ginge, könnte der Einzug der Sportler schon in ein paar Wochen erfolgen, so aufgeladen sind sie mit positiver Energie. Seit Jahren wird in Bremen geredet über die Förderung von Spitzensport, immer wieder fiel dabei der Begriff vom Haus der Athleten.
Eine Art Internat, in dem Sportler und Sportlerinnen so leben können, dass sie genug Zeit und entsprechende Möglichkeiten finden, um eines Tages zur Sport-Elite des Landes zu zählen. Jetzt scheint die Sportstiftung Bremen einen entscheidenden Schritt geschafft zu haben: Die Immobilie ist gefunden, noch in diesem Jahr soll mit dem Umbau begonnen werden.
Am Montag präsentierten Gagelmann und Figura erstmals die Räumlichkeiten für das Haus der Athleten. Es liegt in der Bürgermeister-Smidt-Straße, zentral in der Stadt. „Eine bessere Lage ist kaum vorstellbar“, sagt Gagelmann. „Von dort aus kann man zu Fuß den Hauptbahnhof erreichen, auch mit dem Rad ist man schnell an vielen Bremer Sportstätten.“ Die Räume, in denen viele Jahre die Firma Kaefer ihren Sitz hatte, gehören der Stefespro GmbH. Geschäftsführer André Fuchs hat für den Umbau zwar noch keine Baugenehmigung, aber bereits die Zusagen von der Baubehörde. „Rechtlich steht uns nichts mehr im Wege“, sagt Fuchs, als er gemeinsam mit Gagelmann und Figura durch die Räume führt.
Damit vorstellbar ist, wie die Athleten künftig leben sollen, zeigt er ein Apartment aus dem Nachbarhaus. Auch das hat Stefespro entworfen, die Zimmer können schon seit längerer Zeit über eine Internetplattform von Touristen gemietet werden. Auf den Bauplänen für das Haus der Athleten ist gut erkennbar: Im Erdgeschoss ist ein Gemeinschaftsraum über knapp 100 Quadratmeter geplant, im ersten Obergeschoss sollen acht Apartments entstehen.
Diese sind im Schnitt 17 Quadratmeter groß plus Bad und eine kleine Pantry-Küche. „Das sieht alles sehr schick aus“, sagt Figura. Insgesamt hat das Haus fünf Etagen, es könnten Apartments für maximal 48 Sportler entstehen. Ein großer Vorteil: Die Etagen müssen nicht gleichzeitig umgebaut werden, sondern können bedarfsgerecht erweitert werden – wichtig für die Finanzierung des Projektes.
Wirtschaft will investieren
Dass dieses Haus der Athleten jetzt kommen muss, halten Gagelmann und Figura für unstrittig. Figura, ein äußerst erfolgreicher Leichtathlet, drückt das so aus: „Ich bin in Huchting aufgewachsen. Die integrative Kraft des Sports ist mir aus persönlichem Erleben bewusst wie wenigen anderen.“ Man wolle vor allem bei der Auswahl der geförderten Sportler völlig offen bleiben, die Räume sollen behindertengerecht gestaltet werden.
„Sport kennt keine Grenzen und keine Barrieren. Nicht die Herkunft, die Abstammung oder das Bildungsniveau des Elternhauses entscheiden über den Erfolg, sondern Wille und Leistung“, sagt Figura. Und den Kritikern einer Elite-Förderung im Sport entgegnet er: „Breitensport und Leistungssport spielen nach denselben Regeln, auf denselben Sportanlagen und werden von gleichen Menschen betrieben und geliebt. Der Versuch einer Unterscheidung ist schon im Ansatz widersinnig.“ Alle sportlichen Träume hätten eine Grundvoraussetzung: die sportlich-infrastrukturellen Rahmenbedingungen.
Aber natürlich bleibt die Finanzierung die größte Hürde. Dabei hat die Sportstiftung bereits viele finanzielle Hürden genommen. „Es gibt Bremer Wirtschaftsunternehmen, die bereit sind, in die Immobilie zu investieren“, erklärt Gagelmann. Mit den Vereinen und Verbänden in Bremen gibt es einen guten Austausch, Trainer und Wettkampfstätten wären vorhanden. Gagelmann weiter: „Wenn jetzt ein Wirtschaftsunternehmen kommt und sagt, dass es einen Sportler gezielt und nachhaltig unterstützen will, dann ist es genau das, was wir wollen.“
Gagelmann und Figura besuchen in den kommenden Wochen andere Sport-Internate in Deutschland, um sich dort neue Anregungen zu holen. Dass die Politik sich bei den Finanzen komplett raushalten wird, können sie sich nicht mehr vorstellen. „Dieses ganze Thema hat mittlerweile politische Sprengkraft“, sagt Figura. Und Gagelmann glaubt: „Bremen hat so viele Negativ-Schlagzeilen geschrieben, da wäre eine positive Geschichte doch mal gut.“
Engagierte Macher
Peter Gagelmann und Lars Figura sitzen im Vorstand der Sportstiftung Bremen und arbeiten seit Jahren an der Realisierung vom Haus der Athleten. Gagelmann war bis 2015 Schiedsrichter in der Bundesliga, ein Höhepunkt war dabei das Pokalfinale 2012 zwischen dem FC Bayern und Dortmund (2:5). Heute arbeitet er bei Mercedes im Veranstaltungsmanagement und ist Sky-Experte. Figura wurde dreimal zum Bremer Sportler des Jahres gewählt und über 400 Meter je zweimal Deutscher Meister in der Halle und im Freien. Bei der Hallen-EM 2000 gewann er die Silbermedaille mit der Staffel. Er war für Werder Bremen, Borussia Dortmund und Wolfsburg aktiv. Heute arbeitet er als Rechtsanwalt bei PricewaterhouseCoopers.