Jetzt reicht es den Eltern endgültig. "Der Zustand ist untragbar für eine Schule, die eine anerkannte Eliteschule des Sports werden möchte", sagt Uwe Buse. Der Vater der in die elfte Klasse gehenden Volleyballerin Carlotta Schreiber aus der Sportbetonten Schule Ronzelenstraße ärgert sich sehr darüber, dass aufgrund der schlechten Sportstätten an der Universität (Halle Badgasteiner Straße) und an der Grazer Straße der Unterricht seit Monaten nicht regulär erteilt werden kann. Die Horner Schule benötigt diese Hallen, weil die Kapazität auf ihrem eigenen Gelände bei Weitem nicht ausreicht.
„Die Schule trägt im Namen zwar das Wort Sportbetont, aber das Profil kann gerade nicht erfüllt werden“, sagt Siena Jacobi, deren Sohn Theo in der siebten Klasse ist und Handball spielt. „Die Kinder nehmen vieles in Kauf, um auf diese Schule zu kommen“, sagt Annika Bartels. Sie ist die Mutter der Siebtklässlerin Felina, die etwa neun Kilometer zur Schule fährt, um ihrer Leidenschaft Handball in Horn auch im Unterricht nachgehen zu können. „Das Thema nervt uns“, sagt die 13-Jährige. Felina würde viel lieber in der Halle trainieren – allein schon deshalb, weil es draußen derzeit noch sehr kalt ist, ganz besonders in den Frühstunden. „Es ist schwierig für uns, wenn wir nicht wissen, wo wir spielen“, sagt Carlotta Schreiber. Wegen der unklaren Lage können die Lehrer ihre Schüler oft nur kurzfristig per WhatsApp-Nachricht oder auf der Internet-Plattform Itslearning informieren. „Die Situation ist seit Jahren unbefriedigend“, sagt der Handball-Landestrainer und Lehrer Tim Schulenberg, „das macht mich sprachlos.“
Mit dem Hallentraining ist es aufgrund der schlechten Sportstätten nicht weit her. „Derzeit findet Unterricht so viel wie möglich draußen statt“, sagt der Lehrer und Leistungssportkoordinator der Schule Ronzelenstraße, Harald Wolf. Sport unter freiem Himmel ist angesichts der Corona-Pandemie grundsätzlich besser als in der Halle, aber unter den erzwungenen Rahmenbedingungen alles andere als optimal. Und was auch nicht vergessen werden darf: Am Ende ihrer Schulzeit unterziehen sich die Mädchen und Jungen Prüfungen, auf die sie eigentlich bestens vorbereitet sein sollen. Ausdrücklich nehmen die Eltern die Schule von ihrer Kritik aber aus. „Die engagieren sich alle sehr“, sagt Siena Jacobi. „Wir denken über weitere Maßnahmen nach“, sagt Uwe Buse, „wir haben nicht die Zeit, um bis September zu warten.“
Protest wird schärfer
Aktuell ist der Protest aus der „breiten Elternschaft“, wie das zitierte Eltern-Trio betont, gerade schärfer geworden, weil seit Kurzem die Halle an der Grazer Straße komplett geschlossen ist. Seit Langem gibt es dort ungelöste Lüftungs- und Fußbodenprobleme. Wo der Kern der Sportstätten-Problematik letztlich liegt, verdeutlicht ein Beispiel aus der Praxis: Bereits im Oktober 2020 wurde ein Lüftungsgutachten erstellt, dessen Ergebnis lange auf sich warten ließ. Inzwischen liegt es vor, aber ein weiteres Gutachten ist nötig, um die Renovierungskosten zu ermitteln. Das Pikante dabei: Strittig ist, wer die Kosten des Gutachtens übernehmen soll.

Schon von außen kein schöner Anblick: die Sporthalle an der Grazer Straße.
An diesem Punkt der Auseinandersetzung wird einmal mehr deutlich, dass die Zuständigkeit innerhalb der behördlichen Ressorts ungeklärt ist. Speziell bei den Sportstätten der Universität zeigen Wissenschaft, Bildung und Sport immer wieder auf den anderen. Selbst wenn es formal betrachtet so sein sollte, dass keine Behörde erkennbar zuständig ist, sei die Frage gestattet: Warum wird – allein schon zum Wohle der Schüler, Lehrer und Eltern – nicht ganz schnell eine Klärung herbeigeführt? Der Eindruck bleibt: Das behördliche Kompetenzgerangel gefährdet die Beschulung der Kinder und Jugendlichen. Die jüngste Hiobsbotschaft an Harald Wolf ist erst ein paar Tage alt: Laut Gutachten müssen in der Halle Badgasteiner Straße zwischen zwei 90-minütigen Sporteinheiten 120 Minuten Belüftung liegen, in der die Halle folglich nicht genutzt werden kann. Für die Schule die nächste Katastrophe.
„Ich vermisse eine Einrichtung, die uns unterstützt“, sagt Harald Wolf und freut sich, dass sich nun wenigstens die Eltern Gehör verschaffen. „Wenn die Halle Grazer Straße geschlossen bleibt, wäre Schulvolleyball in den kommenden zwei Jahren unmöglich“, sagt Uwe Buse. Zumindest, was das Spielen in der Halle betrifft. Um spielen zu können, weichen Lehrer und Schüler auf Beachanlagen aus – oder auch schon mal auf die Aula.