Franziska Brauße hat im Radsport so ziemlich alles gewonnen, was eine Athletin gewinnen kann: nationale Titel, Europameisterschaft, Weltmeisterschaft und als bisherige Krönung ihrer noch gar nicht so langen Karriere 2021 in Tokio der Olympiasieg mit dem deutschen Bahnvierer. Ein stattliches Paket an Medaillen, obwohl die Baden-Württembergerin erst 24 Jahre alt ist. An diesem Montag ist sie zu Gast in Bremen, um zusammen mit den Veranstaltern die Rückkehr der Sixdays offiziell zu verkünden.
Nach dreijähriger Zwangspause wegen Corona und der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs wird es zwischen dem 12. und 15. Januar 2024 also wieder Hallenradsport in der ÖVB-Arena geben. Mit Franziska Brauße. "Ich liebe die kurze Bremer Bahn", sagt sie. Auf der Bürgerweide umkurven die Sportlerinnen und Sportler ein 166 Meter langes Holzoval, in den meisten anderen Hallen der Welt ist es 250 Meter lang. Beinahe allerdings hätte sich die Vorfreude der Olympiasiegerin zerschlagen, da die Bahnrad-EM 2024 vom Februar auf den Januar verschoben worden ist – und nun genau zu der Zeit stattfindet, wenn in Bremen die auf vier Tage verkürzten Sixdays stattfinden.

Sixdays-Projektleiter Mario Roggow (von links), Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt und der Sportliche Leiter Erik Weispfennig stellen das Programm für den Januar vor. Olympiasiegerin Franziska Brauße (rechts) wird dann als Aktive dabei sein – allerdings nur für einen Tag.
"Cool, dass ihr wenigstens einen Tag macht und nicht gar nichts", sagt Franziska Brauße. Kurz vor ihrer Aussage hat der Sportliche Leiter der Sixdays, Erik Weispfennig, nämlich seine Nöte wegen der EM-Verschiebung geschildert. Weil die Titelkämpfe für einige Athleten bei der Vergabe der Olympia-Tickets für Paris 2024 entscheidend sein könnten, stellen sie für das Bremer Teilnehmerfeld ein erhebliches Problem dar.
Dank seiner guten internationalen Kontakte hat Weispfennig das Schlimmste für sein Rennen abwenden können. Die EM-Verantwortlichen kamen den Bremern entgegen, indem sie bei den Männern die wichtigsten Entscheidungen, im Vierer und im Zweier-Mannschaftsfahren (Madison), auf Mittwoch und Donnerstag verlegen werden. So können die deutschen Topfahrer Roger Kluge und Theo Reinhardt ab Freitag in Bremen starten. Sie haben, so verkündete Weispfennig stolz, bereits zugesagt – übrigens ebenso wie die aktuellen Madison-Weltmeister aus den Niederlanden, Yoeri Havik und Jan-Willem van Schip. "Sie können auf unserer Bahn dann gleich die EM-Revanche ausfahren", sagt Erik Weispfennig.
Für den Frauen-Wettbewerb in der ÖVB-Arena ließ sich jedoch kein Kompromiss mit den EM-Veranstaltern finden. So musste Erik Weispfennig das Frauen-Programm noch weiter einkürzen, es findet nun zwangsläufig nur am Montag, dem Schlusstag des Bremer Rennens, statt. Immerhin, wie Franziska Brauße betont. Sie hat sich bereits seit Langem Urlaub genommen und kommt im Januar zumindest für einen kurzen Abstecher nach Bremen. "Es ist ein guter Schritt für den Frauen-Radsport", sagt sie und dankt Sixdays-Leiter Mario Roggow und Erik Weispfennig. Ein eintägiges Rennen sei eben besser als gar kein Rennen.
Dass die Sixdays ihren Namen behalten, obwohl sie künftig nur noch an vier Tagen stattfinden, begründet Erik Weispfennig damit, dass sie ein "Markenbegriff" seien und außerdem nach Sixdays-Reglement gefahren werde. Okay. Wichtiger dürfte aus Sicht der Veranstalter und des Publikums ohnehin sein, wie das 2020 zuletzt ausgetragene Rennen in die Spur zurückfindet. Auch Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Die Linke) freut sich sehr auf die Veranstaltung – nicht zuletzt deshalb, weil das Sechstagerennen ihr Familienleben jahrzehntelang begleitet hat. "Es gibt die Sixdays seit 1965 – das ist mein Geburtsjahr", sagt sie. Aber nicht nur familiär, sondern auch beruflich, nämlich während ihrer Zeit als Selbstständige, habe sie die Sixdays als Ort der Kontaktpflege und Vernetzung schätzen gelernt. Und als politisch ranghöchste Mitveranstalterin sagt sie: "Wir planen mit 60.000 Gästen und sind zuversichtlich, dass das klappt."
Das Programm an den vier Bremer Tagen ist umfangreich. Neben den Männern und Frauen startet von Sonnabend bis Montag auch die U19 im Andy-Kappes-Cup. Am Sonnabend steht nachmittags, wie immer, der Kids Day an. Die Nacht zwischen Sonnabend und Sonntag wird dann kurz für die Fahrer, da es am Sonntag mit dem Frühschoppen weitergehen wird. Für diesen Tag gibt es im Logenbereich erstmals und zum Preis von 79,90 Euro Einzel-VIP-Tickets für jedermann inklusive Essen und Getränken.
Ob der Tag künftig als "Kultsonntag" laufen werde, wisse er zwar noch nicht, sagt Mario Roggow. Aber klar sei, dass am 14. Januar 2024 das Duo "Klaus & Klaus" wieder zu sehen sein wird. "Sie feiern ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum", sagt Roggow – und die Fans können, wenn sie wollen, mitfeiern.