Sie ist jung – und sie träumt von einer Karriere als Profitänzerin. Den ersten Schritt in diese Richtung ist Rike Jürgens im vergangenen November gegangen: Mit gerade mal 17 Jahren sicherte sich die Elftklässlerin aus Langen bei Bremerhaven bei der Hip-Hop-Weltmeisterschaft quasi vor der eigenen Haustür den ersten Platz im Solo. Ein halbes Jahr später erhält die Schülerin aufgrund ihres großartigen Auftritts bei der WM ihren nächsten Titel: Jetzt ist sie auch Bremens Sportlerin des Jahres 2019.
Tanzen und Bremen – als Bundesland, wohlgemerkt – bilden seit vielen Jahren eine Symbiose. Der Bremer Grün-Gold-Club steht seit Jahren mit seiner Lateinformation an der Weltspitze. Doch noch früher als die Hansestadt mit dem GGC erlebte Bremerhaven tanzsportliche Höhenflüge mit der TSG Bremerhaven. Die Tanzschule von Horst Beer, der als Paartänzer einst genauso erfolgreich war wie als Trainer der TSG-Lateinformation, ließ mit Rike Jürgens nun den nächsten Stern am Himmel aufgehen. Sieben Jahre harte Arbeit im Hip-Hop, phasenweise an sechs Tagen in der Woche, haben die junge Frau dorthin geführt, wo sie jetzt steht: ganz oben.
Wer nicht weiß, was Hip-Hop ist, oder wer sich einfach nur an den geschmeidigen, aber auch akrobatischen Bewegungen von Rike Jürgens erfreuen möchte, ist mit wenigen Klicks am PC schon am Ziel. Wer den Namen der Weltmeisterin eingegeben hat, stößt sofort auf Videos und Bilder von ihr und ihrem Meisterstück in Bremerhaven. Dass sie am bislang größten Tag ihrer Karriere super aufgeregt war, wie sie sagte, war weder beim Tanzen noch bei der Siegerehrung zu erkennen. Als ihr Name als Siegerin aufgerufen wurde, gab's eine Explosion in ihrem Kopf.
Auch die war nicht zu sehen, aber Rike Jürgens hat sie gespürt. Und wenig später, als ihr zu Ehren die Nationalhymne gespielt wurde, übermannten sie erneut die Gefühle. Die Tränen rannen über ihr Gesicht – wie schon einige Minuten zuvor, als sie im Kreise ihrer Familie auf das Ergebnis wartete und ihr Name, der Name der Weltmeisterin, als letzter aufgerufen wurde.
Die Lockerheit, mit der Rike Jürgens tanzt, ist ansteckend. Wahrscheinlich ist diese Lockerheit auch ein wesentlicher Grund für ihren Erfolg, denn eine feste Choreografie gibt es im Solo nicht. Sie hört die Musik, von der sie vorher nicht weiß, und entwickelt ihren Tanz, während sie tanzt. Das muss man erst einmal hinbekommen. Rike Jürgens hat es geschafft – an einem perfekten Tag. Man darf gespannt sein, was von der jungen Frau aus Langen in Zukunft, nach ihrem Abitur, noch zu hören und zu sehen sein wird.

Lockerheit ist beim Hip-Hop der Schlüssel zum Erfolg. Rike Jürgens war extrem locker, als sie sich im vergangenen Herbst den WM-Titel holte. Jetzt ist sie auch Bremens Sportlerin des Jahres 2019.