Bei der Ehrung der Verstorbenen im Rahmen des Verbandstags des Bremer Turnverbands versagte Vize-Präsident Gisela Drygala für einen kleinen Moment die Stimme. Schließlich ging es unter anderem um Christian Weber, der so lange den Verband geführt hatte, und an diesem Sonnabend sein Amt niederlegen wollte. Dazu kam es bekanntlich nicht mehr. Weber starb bereits im Februar dieses Jahres. Aber noch immer rührt der verstorbene Bürgerschaftspräsident viele Menschen, die mit ihm zu tun hatten. So auch die Teilnehmer des Verbandstags. Seine Nachfolgerin als Präsidentin des Bremer Turnverbandes, Ingelore Rosenkötter, stellte fest: „Christian ist auch heute in unseren Gedanken und Herzen dabei.“
Umso mehr freute es die SPD-Politikerin, dass sie im November 2018 mit Christian Weber noch über ihre Kandidatur sprechen konnte, die – das bestätigte Webers langjährige Vorstandsmitstreiterin Gisela Drygala – „seine Wunschkandidatin“ war. Dieser Wunsch verwundert kaum, denn Ingelore Rosenkötter ist – wie Weber es auch war – in Bremen bestens vernetzt, bei Vereinen, Verbänden aber vor allem auch in der Politik. Bis zu ihrem Ausscheiden aus der Bürgerschaft in diesem Sommer war sie Vorsitzende der Sportdeputation, viele Jahre kämpfte sie für die Interessen des Sports als Vorsitzende des Bremer Landessportbundes. Doch damit nicht genug. „Seit 1973 bin ich ehrenamtlich im Sport tätig, als ich beim Turnverband meinen Übungsleiterschein gemacht habe“, erklärt Ingelore Rosenkötter auf dem Verbandstag. Auch im sportlichen Ehrenamt ist die 65-Jährige also bestens aufgestellt.
Mit diesen vielfältigen Referenzen, die Ingelore Rosenkötter mitbringt, verwundert es nicht, dass es keinen Gegenkandidaten gab. Ingelore Rosenkötter wurde – wie übrigens alle Präsidiumsmitglieder – einstimmig von den Delegierten gewählt. Auch wenn eine hundertprozentige Zustimmung an anderer Stelle ein bisschen geschmäcklerisch sei, meinte Ingelore Rosenkötter nach ihrer Wahl mit einem Lächeln, im Sport sei das jedoch als positives Zeichen zu bewerten.
Rosenkötter weiß um die Herausforderungen, die es zu bewältigen gibt. „Wir müssen neben der Sicherstellung der Finanzen unbedingt junge Menschen für den Sport, und vor allem für das Ehrenamt im Sport, gewinnen“, erklärte sie. Die neue Präsidentin konnte ihrem Vorredner, dem CDU-Abgeordneten und Vorsitzender des SV Grambke-Oslebshausen, Heiko Strohmann, nur zustimmen, als dieser die Bedeutung der Sportvereine „als größten Sozialträger der Stadt“, bezeichnete.
Diese Wertschätzung gelte es weiterhin von der Politik einzufordern. Ingelore Rosenkötter konnte sich an diesem Sonnabend dann ein Lächeln darüber nicht verkneifen, dass die vermutlich neue rot-grün-rote Landesregierung wieder einen Studiengang Sport in Bremen schaffen will, nachdem sie diesen 2013 abgeschafft hatte. Rosenkötter hatte dies immer als Fehler bezeichnet. Nun kann sie sich als neue Turn-Präsidentin über die Fehlerkorrektur ihrer Parteigenossen freuen. Ein besseres Geschenk zum Amtsantritt hätte es aus der Politik kaum geben können.