Es soll das größte Schach-Event der Region werden, und ein Kraftakt für Werders Schach-Abteilung wird es auch werden. So beschreibt es deren Vorsitzender Oliver Höpfner. Vom 7. bis 10. Juli werden alle 16 Bundesligisten mit ihren Mannschaften nach Bremen kommen. In einem Großturnier sollen dann in den Vip-Räumen des Weserstadions die Spieltage 11 bis 15 ausgetragen und damit der Deutsche Meister 2022 ermittelt werden. "Normalerweise braucht man für die Vorbereitung einer solchen Großveranstaltung mindestens ein halbes Jahr Vorbereitung", sagt Höpfner. So viel Zeit hatten und haben die Bremer aber nicht.
Am 20. März hatte der Bundesligist SF Berlin die Mitteilung verschickt: Das Turnier im XXL-Format kann er diesmal nicht ausrichten. In der vergangenen Saison hatte das Bundesliga-Finale im Oktober in einem Berliner Hotel stattgefunden, so sollte es auch im Juli 2022 sein. Nach der Berliner Absage wurde eine Bremer Idee größer und konkreter. Am Rande des ersten Spieltages in Bremen hatte Oliver Höpfner Anfang März den niedersächsischen Schach-Präsidenten Michael Langer angesprochen. Ob er sich vorstellen könne, gemeinsam mit Werder einzuspringen, falls Berlin zurückzieht. Langer konnte es sich vorstellen. In der Mitgliederversammlung der Schach-Bundesliga wurde es vergangene Woche verkündet: Bremen statt Berlin.
Die Orga sei nicht ohne, sagt Höpfner. Der Etat, den vor allem die Abteilung aufbringen müsse, liege bei 47.000 Euro. Der Verein helfe bei der Suche nach Sponsoren. In den nächsten Tagen soll ein Geldgeber bekanntgegeben werden, der die Namensrechte am Bundesliga-Finale erwirbt. Auch Marco Bode hilft mit. Der frühere Fußball-Nationalspieler und Chef des Aufsichtsrates engagiert sich seit vielen Jahren in Schach-Projekten, so auch für das Schul-Projekt "Schach macht schlau". Am 7. Juli, wenn im Weserstadion das Großturnier der Elite am Brett beginnt, werden vor dem Rathaus 1000 Bremer Grundschüler zur Abschlussveranstaltung von "Schach macht schlau" erwartet.
Nachdem wegen der Pandemie auch die Schach-Bundesliga 2019/20 unterbrochen werden musste, war daraus die Saison 2019/20/21 gemacht worden. Und weil auch im vergangenen Jahr noch viele Corona-Einschränkungen den normalen Ligabetrieb erschwerten oder gar verhinderten, war die Idee von gebündelten Final-Spieltagen entstanden. Unzählige internationale Großmeister stehen bei deutschen Vereinen unter Vertrag, dementsprechend schwierig gestaltete sich schon ohne Corona die Logistik. Weil die Berliner einsprangen, konnte die Marathon-Saison überhaupt zu Ende gebracht werden. In diesem Jahr sind es quasi die Bremer, die die Saison retten. Ohne die erneute Offerte eines Großturniers wäre es kaum umsetzbar gewesen, alle 15 Spieltage auszutragen, sagt Oliver Höpfner.
Ob die Bremer auch in sportlicher Hinsicht aufhorchen lassen, muss mit einem Fragezeichen versehen werden. Als in Mühlheim jetzt die Runden sieben und acht ausgespielt wurden, besiegte Werder den Hamburger SK zwar mit 4,5:3,5. Gegen SK Doppelbauer Turm Kiel verlor Grün-Weiß tags darauf jedoch mit 3:5. In der Tabelle liegt Bremen vorerst auf Rang acht. Ob es vielleicht doch zum Europacup-Platz fünf reichen kann, werde man vielleicht schon Ende Mai sehen, sagt Oliver Höpfner. Dann trifft Werder auf die Spitzenklubs Solingen und Viernheim. Es ist auch fürs anstehende Großturnier eine kleine Generalprobe: Gespielt wird im Weserstadion.