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Segeln Über die Ostsee ins Mittelmeer nach Porto Cervo

Dreimal in Folge war der WV Hemelingen beim Champions-League-Finale dabei, ab Donnerstag möchten Steuermann Carsten Kemmling und seine Crew bei der Qualifikation in Kiel die vierte Teilnahme perfekt machen.
27.07.2021, 18:00 Uhr
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Über die Ostsee ins Mittelmeer nach Porto Cervo
Von Jörg Niemeyer

Das Feriendomizil Porto Cervo ist beliebt – bei gut betuchten Urlaubern ebenso wie bei den besten Sportlern der Segelszene. Das Revier vor dem Küstenort auf der italienischen Mittelmeerinsel Sardinien ist auch in diesem Jahr wieder Austragungsort des Finales in der Segel-Champions-League. Dreimal in Folge hat sich der Wassersportverein Hemelingen (WVH) in den Jahren 2018 bis 2020 für das Highlight im europäischen Segel-Vereinssport qualifizieren können, ab Donnerstag möchte er es auf der Kieler Förde zum vierten Mal schaffen.

"Die Qualifikation sollte für uns möglich sein", sagt Carsten Kemmling, der das für alle Teilnehmer gleiche Wettkampfboot, die J/70, als Steuermann auf dem richtigen Kurs halten soll. Kemmling wechselt sich auf seiner Position regelmäßig mit Teamkapitän Jan Seekamp ab, der die letzten beiden Bundesliga-Spieltage gesegelt war, nun aber Urlaub am Gardasee macht. Die Hemelinger hatten als Bundesliga-Siebter der Saison 2020 die Champions-League-Qualifikation verpasst und dürfen jetzt als Nachrücker starten, weil andere deutsche Klubs verzichteten. "Wir übernehmen den Platz gern", sagt Seekamp, "Kiel liegt ja praktisch vor unserer Haustür."

Logistisch hätten es die Bremer also schwerer haben können, doch die in diesem Jahr einzige Qualifikationsregatta für Puerto Cervo wurde nach Deutschland vergeben. Erstmals macht die Champions League damit Station in Kiel – zur großen Freude von Carsten Kemmling. "Auf keinem anderen Segelrevier kommt man den Fans so nahe wie an der Kiellinie", sagt der Steuermann aus Hamburg, der das Bremer Boot im Vorjahr beim Finale in Italien auf Rang neun führte. 2020 und auch ab Donnerstag mit an Bord: Daniel Labhart. Der 32-Jährige segelt seit Jahren mit Kemmling und wird mit ihm in diesem Jahr auch an der J/70-Europameisterschaft teilnehmen. Jetzt in Kiel komplettieren Max Billerbeck und Markus Maisenbacher die WVH-Crew.

Ständig wechselnde Besatzungen sind Fluch und Segen zugleich für die Hemelinger: Einerseits ist gerade in Corona-Zeiten die Flexibilität im Team gut, andererseits führt sie an manchen Wettkampftagen zu Startschwierigkeiten. Die fehlende Abstimmung im Boot macht sich bei den Hemelingern, die beruflich und wegen unterschiedlicher Wohnorte auch räumlich bedingt kaum miteinander trainieren können, gelegentlich an den Bundesliga-Spieltagen negativ bemerkbar. Umso überraschender, vielleicht aber auch Ausdruck der individuellen Stärke seiner Segler ist die Tatsache, dass der WVH seit Jahren kontinuierlich mit der deutschen und der europäischen Spitze mithält.

"Vor allem im vergangenen Jahr haben wir wegen Corona ganz viel stückeln müssen", sagt Carsten Kemmling. So steckt Sven Gauter beispielsweise immer noch in Großbritannien fest. Jens Tschentscher fällt derzeit verletzt aus, Eike Martens hat weniger Zeit als in der Vergangenheit. Zum Glück haben die Hemelinger so viel gutes Personal, dass sie Ausfälle kompensieren können. Ob Kemmling, Labhart, Billerbeck und Maisenbacher in Kiel zumindest kurzfristig noch ein gemeinsames Training ansetzen können, schien am Dienstag fraglich. "Immerhin können wir die Champions-League-Quali schon mal zur Abstimmung auf die Bundesliga nutzen", sagt Kemmling. Am ersten August-Wochenende steht auf dem Berliner Wannsee der vierte Spieltag an – dafür planen die Hemelinger mit gleicher Aufstellung.

Auf der Ostsee kämpfen ab Donnerstag 27 Boote aus 15 Nationen um die 15 verbliebenen Startplätze für Porto Cervo, wo vom 7. bis 10. Oktober das Finale gesegelt wird. Weil die deutsche Bundesliga europaweit als stärkste nationale Liga gehandelt wird, darf sie mit insgesamt fünf Booten die größte Flotte in die Qualifikation schicken. Neben dem WVH starten der deutsche Vizemeister 2020, ONEKiel, der DM-Dritte, Verein Seglerhaus am Wannsee, der Kieler Yacht-Club und der Flensburger Segel-Club. Der Norddeutsche Regatta-Verein aus Hamburg ist als amtierender deutscher Meister bereits für das Finale qualifiziert.

Auf der Förde wartet ein Mammutprogramm auf die Teilnehmer. Jeweils neun der 27 Boote bestreiten ein Rennen – das sind drei mehr als in der Bundesliga und stellt die Crews damit vor neue Anforderungen. Bis Sonntag sind für jeden Klub 18 Rennen vorgesehen, insgesamt also 54. Die besten vier des Klassements segeln am Sonntagnachmittag im Final Four um die drei Podestplätze.

Zur Sache

Aufgrund ihrer relativ kurzen Einzelrennen sind die Segel-Bundesliga und die -Champions-League für Zuschauer zu sehr interessanten Veranstaltungen geworden – erst recht, wenn wie in Kiel die Sportler ihren Wettbewerb in unmittelbarer Nähe des Ufers austragen. Per Liveticker lassen sich die Regatten auch aus der Ferne in Echtzeit auf der Homepage der Champions League verfolgen (https://sailing-championsleague.com/). Wer bewegte Livebilder sehen möchte, wird ebenfalls bedient: Am Sonnabend, 31. Juli, von 12 bis 14 Uhr und 15 bis 17 Uhr sowie am Sonntag, 1. August, von 12 bis 14 Uhr und 15 bis 16 Uhr (Finalrennen) bieten die Veranstalter einen englischsprachigen Livestream an.

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