Fußball-Trainer lieben solche Sachen. Was kann ihnen auch Besseres passieren als ein Gegner, der ihre Mannschaft zu unterschätzen scheint? „Darmstadt hat die Nudeln Napoli für 17.15 Uhr bestellt“, sagt Oberneulands Trainer Kristian Arambasic. Über große Rechenkünste muss man nicht verfügen, um zu wissen, was mit dieser Order verbunden ist: Das Pokalspiel gegen den Zweitligisten beginnt an diesem Sonntag um 15.30 Uhr, es endet so gegen 17.20 Uhr. Also geht Darmstadt 98 offenbar davon aus, dass die reguläre Spielzeit ausreicht, um die Aufgabe beim Bremen-Ligisten zu erledigen. „Und am Sonntag haben sie auch gleich noch einen Test gegen einen Hessen-Ligisten angesetzt“, so Arambasic. Er hat sein Team natürlich informiert über die Nudeln und das Testspiel – eine bessere Motivationsspritze bekommt selbst der als guter Motivator bekannte Trainer nicht hin. Aber sie wird auch notwendig sein.
Denn ausgerechnet vor dem Spiel des Jahres plagen den FCO-Trainer große Personalsorgen: Gleich ein halbes Dutzend Spieler steht nicht zur Verfügung. Allen voran Daniel Block, der Kapitän. Dessen Schambeinentzündung dauert nun bereits einige Wochen an. In Amadou Sarr (Leiste), Boris Koweschnikow (Knieödem), Nils Göcke (Mandelentzündung) sowie Leon Krämer (Wechsel-Sperre) fehlen weitere Kräfte; ganz zu Schweigen von Gwan-woo Kang und Artur Degtjarenko, die angesichts ihrer Kreuzbandrisse sowieso als Langzeitverletzte gelten. „Für so ein Spiel sind das zu viele Ausfälle, ich habe nur 16 gesunde Spieler“, sagt Arambasic. Die nominell erste Elf wird also nicht antreten gegen Darmstadt 98.
Die Aufgabe der aktuellen Mannschaft ist recht leicht umschrieben: Es geht darum, so lange wie möglich kein Gegentor zu kassieren. „Es wäre dumm, wenn wir gegen diesen Gegner mitspielen wollten“, betont der Trainer. Er kennt das ja aus der Bremen-Liga, wo der FC Oberneuland als Topfavorit antritt: „Dort freuen wir uns ja auch, wenn ein Gegner mitspielen will, weil wir dann Räume bekommen.“ Also werden sie am Sonntag die Rollen tauschen, der Favorit aus Darmstadt und der gastgebende Underdog: Soll diesmal doch der in der 2. Bundesliga eher defensiv agierende Gegner die Initiative übernehmen. Dabei erwartet Kristian Arambasic von seinem Team, dass es die Grenzen des Erlaubten austestet: „Es geht darum, sich zu wehren und böse zu sein.“
Gelbe Karten gefährden einen Teil des Plans
Die Nachricht von der Ansetzung des Schiedsrichters empfand der FCO-Trainer deshalb als wenig hilfreich. „Er ist sehr schnell bei Gelben Karten“, so Arambasic über Pascal Müller (Löchgau). Verteilt der Unparteiische gleich in der Anfangsphase ein paar Verwarnungen, ist der eine Teil des Oberneulander Planes gefährdet. Der andere Teil sieht vor, dass der Außenseiter bei passender Gelegenheit mutig in der Offensive antritt – und so für Entlastung sorgt.
In erster Linie bleibt das Pokalduell aber ein „Bonus-Spiel“ für sein Team, betont Arambasic. Er werde bei der Auswahl der Startelf deshalb auch jene Spieler bevorzugen, die diese Partie mit dem Gewinn des Lotto-Pokals ermöglicht hätten. Ansonsten steht eben ein Highlight auf dem Programm, mit Live-Interviews vor und nach dem Spiel. Den Zuschauern soll etwas geboten werden. Dass sie besser mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad anreisen sollten, versteht sich angesichts des begrenzten Parkraums von selbst. Für Pkw stehen zusätzlich die Plätze am Achterdieksee zur Verfügung. Direkt am Stadion wird es dagegen sehr eng. Dort werden vor allem die direkt Beteiligten untergebracht. Etwa der Bus von Darmstadt 98, der die Verpflegung der Zweitligakicker in Empfang nehmen wird. Einen Hinweis dazu hat Arambasic noch: „Sie werden ihre Nudeln kalt essen.“