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Sportgipfel des WESER-KURIER Ein Abend der deutlichen Worte

Beim Sportgipfel des WESER-KURIER wurden die Mängel der Bremer Sportinfrastruktur scharf thematisiert. Zugleich betonte Tanzsporttrainer Roberto Albanese die zentrale Rolle des Sports für die Gesellschaft.
26.09.2023, 14:29 Uhr
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Ein Abend der deutlichen Worte
Von Jean-Julien Beer

Den lautesten Applaus beim Sportgipfel des WESER-KURIER gab es für eine Aussage von Roberto Albanese. Sonst als Tanzsporttrainer in der Weltklasse aktiv, nutzte der gebürtige Bremer die Gelegenheit, die Bedeutung des Sports an sich für die Gesellschaft hervorzuheben. „Wenn wir über Integration reden, dann gibt es zwei Systeme, das sind Schule und Sport“, begann Albanese sein leidenschaftliches Plädoyer, „der Sport hilft beim Zwischenmenschlichen. Um verschiedene Kulturen zu verbinden, ist und bleibt Sport das Allerwichtigste. Deshalb ist es notwendig, dass wir qualifizierte Trainer haben mit guten pädagogischen Werten – die es schaffen, viele junge Menschen über den Sport zu verbinden, damit am Ende alle gut miteinander können.“

Es waren eben nicht nur die leichten Themen des Sports, die unter den rund 300 geladenen Gästen im Hauptsitz der Sparkasse Bremen in der Nähe der Uni zur Sprache kamen und für Diskussionen sorgten. Ob Profis oder Amateure, Spitzensportler oder Freizeit- und Schulsportler: Sie alle machten bei diesem Sportgipfel deutlich, dass es in der Infrastruktur in Bremen enorme Probleme gibt. Das betrifft die Turnhallen genauso wie die Bäder. Es gibt zu wenige, sie müssen saniert werden oder sie funktionieren nicht richtig – die Mängellisten sind lang.

Die Vorsitzende des Landessportbundes, Eva Quante-Brandt, wurde entsprechend deutlich: „Bremen kann und muss mehr dafür Sorge tragen, dass die Sportstätten in Ordnung sind oder wieder in Ordnung gebracht werden. Dafür braucht man Investitionen und einen klaren Plan. Und Bremen muss den Sportstudiengang wieder an den Start bringen, weil diese Studierenden dann auch als Übungsleiter und Trainer in den Vereinen aktiv sind.“ Man wolle der Sportpolitik in Bremen „noch mehr auf die Sprünge helfen und auch auf die Finger schauen“, kündigte Quante-Brandt an, „wir müssen da auch mal anschieben, manchmal sogar etwas doller. Wenn ich sehe, dass wir nach acht Jahren endlich ein Sportinternat haben, dann ist das zwar großartig – aber der Weg dahin war ein bisschen lang und ein bisschen zäh. Unser Ziel ist, dass es schneller geht.“

Bremen kann und muss mehr dafür Sorge tragen, dass die Sportstätten in Ordnung sind oder wieder in Ordnung gebracht werden.
Eva Quante-Brandt

Im Gespräch mit Moderator Christian Stoll wurde auch Albanese deutlich: "Ganz ehrlich, die Zustände in unseren Hallen sind mit katastrophal noch nett umschrieben.“ Deshalb sei er erst recht stolz, dass seine Tänzerinnen und Tänzer "auch aus nichts viel machen können". Zeitweise hätten sie neben Wasserlachen auf dem Boden trainieren müssen, weil es in die Bremer Halle regnete. Auch die Heizung falle im Winter immer wieder aus.

Frank Baumann spricht über Infrastruktur in Bremen

Die Infrastruktur war auch für Frank Baumann ein wichtiges Thema. Der Werder-Manager erinnerte daran, dass es beim notwendigen Bau eines zeitgemäßen Nachwuchsleistungszentrums und eines Stadions für den Frauenfußball weiterhin „keinen neuen Stand gibt“. Er sei weiter „ein großer Befürworter, dass wir in der Pauliner Marsch bleiben und die Bundesligamannschaft und den Nachwuchs eben nicht voneinander trennen“, betonte Baumann, „wir sind bereit, Abstriche zu machen, um die bestmögliche Lösung an diesem Standort zu realisieren“.

Mit Blick auf Werders Saisonverlauf mit den Siegen gegen Mainz und Köln (bei drei Niederlagen) sprach Baumann von einem "ordentlichen Start. Wichtig ist jetzt, dass wir nachlegen. Weil wir im Sommer erst spät die Mannschaft zusammen hatten, können wir mit der Punktausbeute zufrieden sein. Die Mannschaft findet sich jetzt gerade, deshalb glaube ich, dass wir eine bessere Rückrunde spielen werden als in der vergangenen Saison."

Ein wichtiges Thema war auch die Dominanz des SV Werder in der Stadt, vor allem der Profi-Fußballer. Albanese: "Werder ist natürlich sehr wichtig für die Stadt, aber Bremen hat im Sport noch viel mehr zu bieten. Das sollte man auch sehen, dann ist schon alles gut." Frank Baumann räumte ein, dass die Bundesligamannschaft des SVW alles überstrahle und warb dafür, dass auch die anderen Sportarten mehr Beachtung finden, auch die im eigenen Verein, wie etwa die Tischtennis-Herren und die Handball-Damen, oder auch die Fußballerinnen in der Bundesliga. Baumann: „Wir haben in Bremen viele tolle Sportler und Sportarten, allen voran natürlich die Tänzer, aber auch 1860 zum Beispiel im Breitensport.“ Auch dafür gab es viel Applaus vom Publikum im Gebäude der Sparkasse an der Universität.

Interesse an Basketball steigt nach WM-Sieg

Angenehmer sind die Zeiten für Robert Oehle, Kapitän der Bremerhavener Zweitliga-Basketballer. Nachdem Deutschland gerade Weltmeister wurde, steht Basketball besonders im Kurs. „Das ist wie früher bei den Erfolgen von Boris Becker, als die Kinder anfingen, Tennis zu spielen. Das merken wir hier jetzt auch nach dem WM-Sieg“, erklärte Oehle, „die Kinder haben Lust auf Basketball. Wir brauchen aber halt auch die Hallen und Trainer für die Kinder, die spielen wollen.“ Als Eisbären-Kapitän gab er sich zuversichtlich, dass in dieser Saison die Rückkehr in die erste Liga gelingen könnte: „Wir haben eine tolle Mannschaft.“

Sebastian Kmiec, Trainer des Fußball-Regionalligisten Bremer SV, schwärmte von dem großen Projekt, das sie mit viel Herzblut am Panzenberg gestartet haben: "Wir wollen und können mit unseren beschränkten Mitteln die Gegner ärgern. Das ist das Ergebnis der tollen Arbeit im ganzen Verein. Mit unserem geringen Budget hat man eigentlich gar keine Chance, überregional mitzuhalten.“

Ein international bekanntes Gesicht aus Bremen ist Top-Schiedsrichter Sven Jablonski. Der Blumenthaler nannte es "schon verrückt", dass er aus dem kleinen Bremer Verband kommt und inzwischen in der Champions League unterwegs ist: "Das ist schon ein besonderes Gefühl." Er lobte vor allem die Arbeit an der Basis in Bremen: "Als ich vor rund 20 Jahren in Blumenthal als junger Schiedsrichter angefangen habe, da haben mir viele Ehrenamtliche geholfen. Und die sind heute immer noch da. Davor kann man nur den Hut ziehen."

Albanese nutzte den Sportgipfel für einen weiteren Appell: „In Bremen konzentriert man sich immer nur auf erste Bundesliga und olympische Sportarten. Wir haben in dieser Stadt viele tolle Sportarten, die Unterstützung verdient haben, und bei denen egal ist, ob sie olympisch sind. Es muss mal aufhören, dass in so einer kleinen Stadt immer über Olympia nachgedacht wird.“

Um dem eklatanten Mangel an Übungsleitern und Übungsleiterinnen entgegenzuwirken, nannte Eva Quante-Brandt eine neue Idee: "Wir könnten die Übungsleiter mit einem Deutschlandticket ausstatten als zusätzlicher Anreiz. Denn das Übungsleitersalär allein reicht sicher nicht." Auch daraus ergaben sich beim Sportgipfel des WESER-KURIER spannende Gespräche.

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